02.03.2006
Sieben Monate lang, bis Ende Juli 2005, gab es über das interkulturelle Pilotprojekt "Zu Gast in Afrika" eine intensive Zusammenarbeit zwischen dem Überseemuseum Bremen und sieben Bremer Kindergärten. Grundlage war ein Kooperationsvertrag mit dem Senatsressort für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales. Beteiligt waren rund 160 Kinder und ihre Erzieherinnen, sowie Pädagog/innen des Museums.
Über dieses erfolgreiche Projekt wurde eine Dokumentation erstellt, die heute (2. März 2006) von Senatorin Karin Röpke und Museums-Direktorin Dr. Wiebke Ahrndt vorgestellt wurde. Außerdem ging aus dem Projekt eine "Materialienkiste" hervor, die den Kindergärten für die weitere interkulturelle Arbeit zur Verfügung steht. Sie enthält: Kleidung, Musikinstrumente, Hausrat, Spielzeug, Anleitungen, Bücher, Fotos, CD’s und ist zur Ausleihe gedacht an Kindergärten, die ein Afrika-Projekt durchführen möchten.
"Zu Gast in Afrika" behandelte beispielhaft, wie Menschen in anderen Kulturen leben. Entsprechend dem Grundverständnis frühkindlicher Bildung, wonach Themenbereiche nicht isoliert als "Fachwissen" vermittelt werden können und sollen, haben die Kinder im Rahmen des Projektes auch in verschiedenen anderen Bereichen neue Kompetenzen erworben. So zum Beispiel beim Begreifen der Zeitdimension, wenn sie den Tagesablauf einer Familie und Haushaltstätigkeiten in Westafrika im Vergleich zu Deutschland kennen lernten. Afrikanische Musik und Tänze wurden ihnen näher gebracht und mathematische Kenntnisse wurden ihnen vermittelt durch Zählregeln anhand selbst gemachten Spielzeugs und afrikanischer Spiele.
Kreativität war gefordert beim Herstellen von Masken; Hören und sprachlicher Ausdruck wurden gefördert durch Märchen mit neuen Begriffen einer fremden und der eigenen Sprache. All dies ist in der 67 Seiten starken, reich bebilderten und liebevoll gestalteten Dokumentation festgehalten, die von Anka Bolduan und Valerie Döring erstellt wurde.
Senatorin Röpke: "Kinder vieler verschiedener Kulturen besuchen unsere Kindergärten. Sie bringen unterschiedliche Sprachen, Werte und Regeln mit in den Kindergartenalltag. Sich mit dieser kulturellen Vielfalt im Rahmen frühkindlicher Bildung auseinander zu setzen - das war der Inhalt des Projektes "Zu Gast in Afrika". Die Senatorin weiter: "Interkulturelles Lernen bedeutet auch, die Fähigkeit zu entwickeln, sich in einer vielfältig kulturellen Gesellschaft zurechtzufinden, sich selbst und andere wertschätzen zu können, Toleranz und ein friedliches Miteinander zu üben.“
Museums-Direktorin Dr. Ahrndt: „In unseren Ausstellungen zeigen wir die Lebens- und Kulturräume aller Kontinente. Daher bieten sich insbesondere für Kindergärten mit einem hohen Migrantenanteil in unserem Hause gute Bedingungen für interkulturelle Bildungsarbeit. Entsprechend dem Lernverhalten von Kleinkindern beschränkte sich das vermittelte Wissen nicht allein auf interkulturelle Fragestellungen, sondern umfasste weitere sinnliche, kreative und handlungsorientierte Bereiche. Viele Kinder lernten durch das Projekt zum ersten Mal ein Museum kennen.“
Nach den Worten der Senatorin wurde mit dem Projekt ein weiterer Baustein aus dem "Bremischen Rahmenplan für Bildung und Erziehung im Elementarbereich" im Kindergartenalltag platziert, denn interkulturelle Bildung und die notwendige interkulturelle Kompetenz hätten einen wichtigen Stellenwert in diesem Rahmenbildungsplan.
Aufbauend auf dem Afrika- Projekt soll ein zweites Projekt folgen: "Zu Gast in Asien".
Es ist eingebettet in die jüngst im Überseemuseum eröffnete Dauerausstellung "Asien -Kontinent der Gegensätze". Rund 180 Kinder aus Bremens Kindergärten sollen dann in spielerischer Form unter anderem mit dem Leben, mit den Tieren und Pflanzen im asiatischen Lebensraum vertraut werden.