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Der Senator für Kultur

Bremer VHS eröffnet bundesweit erste Servicestelle für einfache Sprache

12.09.2017

Die Bremer Volkshochschule eröffnet eine Servicestelle für einfache Sprache. Sie ist die bundesweit erste Einrichtung dieser Art und wird von dem Sprachwissenschaftler Mansour Ismaiel geleitet. Er und sein Team beraten Beschäftigte des Bremer öffentlichen Dienstes in Sachen einfache Sprache, überarbeiten deren Texte und vermitteln in praxisnahen Workshops die Grundregeln für verständliches Formulieren.

Einfache Sprache ist eine neue Strategie der barrierefreien Kommunikation. Sie ist ein Mittelweg zwischen der leichten Sprache für Menschen mit kognitiver Behinderung und der unverständlichen Fachsprache. Anders als leichte Sprache verletzt einfache Sprache die Regeln der Grammatik nicht. Der Text bleibt lebendig, klar und verständlich. Fachbegriffe werden erklärt, Sätze sind kurz und Texte übersichtlich. "Maximal ein Komma pro Satz", beschreibt Mansour Ismaiel die Strategie seines Teams im Kampf gegen Schachtelsätze.

Einfache Sprache ist ideal für Menschen mit Leseschwäche, ältere Menschen und Menschen mit geringen Deutschkenntnissen – Migrantinnen und Migranten ebenso wie Touristinnen und Touristen. Auch die Mitte der Gesellschaft profitiere zunehmend von der einfachen Sprache, erläutert Mansour Ismaiel. "Sie ist ein Mittelweg zwischen komplexer Fachsprache und simpler leichter Sprache. Texte in einfacher Sprache haben das Niveau A2 bis B1, also Mittelstufe nach dem europäischen Referenzrahmen." Moderne Unternehmen und Verwaltungen gestalten ihre Broschüren, Flyer und Internetauftritte inzwischen bewusst in einfacher Sprache. So erreichen sie insgesamt mehr Menschen.

Projektleiter Mansour Ismaiel kann Stress mit Amtsdeutsch nicht nur aus sprachwissenschaftlicher Sicht, sondern auch als Privatperson gut nachvollziehen. Als er vor zehn Jahren nach Deutschland kam, fiel es selbst ihm als Germanistikstudent schwer, Formulare zu verstehen. Er ist überzeugt, dass die Behörden sich mit komplizierten Formulierungen selbst schaden: "Wenn jemand ein Formular nicht verstanden hat, füllt er es falsch aus. Der Behördenmitarbeiter lässt es erneut ausfüllen, vielleicht sogar mehrmals. Das kostet wertvolle Zeit! Letztlich profitieren beide Seiten davon, wenn sie einander besser verstehen."

Die Expertinnen und Experten der Servicestelle übertragen Texte des öffentlichen Dienstes in einfache Sprache und stehen Beschäftigten beim mündlichen Kundenkontakt mit einfacher Sprache zur Seite. Sechs Workshops bietet Mansour Ismaiel in diesem Jahr noch an. Hier gibt er Beschäftigten Bremer Behörden das Handwerkszeug für einfache Sprache mit in den Alltag.

Der kostenlose Service richtet sich an Beschäftigte im öffentlichen Dienst im Land Bremen. Das Projekt wird durch Bundesmittel finanziert und im Rahmen des IQ-Netzwerks Bremen (Integration durch Qualifizierung) von der RKW Bremen GmbH (RKW Rationalisierungs- und Innovationszentrum der deutschen Wirtschaft e.V.) koordiniert.

Weitere Infos zur Servicestelle und zur einfachen Sprache unter www.pro-einfache-sprache.de