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Stillgelegt: Letztes Bremer Kohlekraftwerk vom Netz

30.04.2024

In Bremen wird kein Kohlestrom mehr erzeugt und ins Netz eingespeist. Heute früh (30. April 2024) legte swb Erzeugung Block 15 in Hastedt still. Um den aus Sicht des Unternehmens, der Mitarbeitenden und nicht zuletzt des Klimaschutzes denkwürdigen Tag für Bremen zusammen mit swb-Vostandssprecher Dr. Karsten Schneiker, einigen am Standort Beschäftigten und geladenen Gäste zu würdigen, kamen Bürgermeister Andreas Bovenschulte, Kristina Vogt, Senatorin für Wirtschaft, Häfen und Transformation, und Kathrin Moosdorf, Senatorin für Umwelt, Klima und Wissenschaft, nach Hastedt.

Am Knopf, der die Kohle-Verstromung in Bremen beendet (von links): Umweltsenatorin Kathrin Moosdorf, EWE-Vorstandsvorsitzender Stefan Dohler, Bürgermeister Andreas Bovenschulte, swb-Vorstandsvorsitzender Karsten Schneiker, Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt. Foto: Senatspressestelle
Am Knopf, der die Kohle-Verstromung in Bremen beendet (von links): Umweltsenatorin Kathrin Moosdorf, EWE-Vorstandsvorsitzender Stefan Dohler, Bürgermeister Andreas Bovenschulte, swb-Vorstandsvorsitzender Karsten Schneiker, Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt. Foto: Senatspressestelle

Bürgermeister Andreas Bovenschulte: "Ab heute können wir sagen: Die Kohleverstromung in Bremen ist Geschichte. Das ist gut für die Umwelt und gut für die swb. Denn das Unternehmen ist damit für die Zukunft gut aufgestellt. Für das Unternehmen und die Belegschaft– vor allem hier am Standort – ist der heutige Tag historisch, sowohl technisch als auch emotional. Dass der Technologiewechsel weg von der Kohle hin zu Gas und erneuerbaren Energien gelungen ist, spricht dabei für die Leistungsfähigkeit des Unternehmens und seiner Beschäftigten. Immerhin setzten Bremen und die swb seit 1894 auf Strom aus Kohle. Die Entscheidung zum Bau des heute stillgelegte Block 15 etwa fiel vor 38 Jahren – als in Tschernobyl das Atomkraftwerk havarierte."

Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt: "swb Erzeugung gehört zu den Kraftwerksbetreibern in Deutschland, die den Schritt auszusteigen früher vollziehen als viele andere Unternehmen. Schneller weg von der Kohle bedeutet, schneller hin zu effizienteren und klimafreundlicheren Energiequellen wie Erdgas und Biomethan. swb setzt so die seit 1906 währende – als der erste Strom für die Bremer Industrie in Hastedt vom Standort kam – zuverlässige Energielieferung für den Bremer Osten fort. Energie in Form von Strom und Fernwärme für die Bevölkerung, die Wohnungswirtschaft und für eines der weltweit größten Mercedes-Werke. swb leistet damit einen engagierten Beitrag auf dem Weg zur Dekarbonisierung unserer Wirtschaft und hin zur Klimaneutralität."

Klimasenatorin Kathrin Moosdorf: "Mit dem heutigen Ausstieg aus der Kohlestromerzeugung in Hastedt erleben wir einen historischen Tag, der auch ein echter Meilenstein für den Klimaschutz in Bremen ist. Wir kommen dem wichtigen Ziel, Bremen klimaneutral zu machen und bis 2038 kein CO2 mehr auszustoßen, einen großen Schritt näher. Vor drei Jahren hat swb bereits den Block 6 im Kraftwerk Hafen stillgelegt. Wir sparen damit zusammen mit dem heutigen, endgültigen Ausstieg aus der Kohleverstromung in jedem Jahr 1,9 Millionen Tonnen CO2 ein. Der Ausstieg geht Hand in Hand mit dem Ausbau von erneuerbaren Energien. Auch swb hat bereits weitreichend auf klimafreundlichere Energieformen umgestellt und verfolgt diese Transformation weiter. Die Energieversorgung in Bremen ist gesichert und der Anteil der Erneuerbaren wird immer größer."

Dr. Karsten Schneiker, Vorstandssprecher swb: "Heute schreiben wir als Unternehmen swb und als Land Bremen ein Stück Zeitgeschichte. Der letzte verbliebene Kohleblock der swb geht vom Netz, nach fast 130 Jahren endet damit die Kohleverstromung in Bremen. Das ist ein einschneidendes und berührendes Ereignis – für swb und ganz besonders für unsere Kollegen, die in den letzten Jahrzehnten mit diesen Anlagen zuverlässig Tag und Nacht die Strom- und Wärmeversorgung Bremens sichergestellt haben. Danke! Für das Abschalten des Blocks 15 hat es viele Jahre der Vorbereitung und auch große Investitionen gebraucht. Zunächst mussten die Voraussetzungen für eine klimafreundlichere Strom- und Wärmeerzeugung geschaffen werden. Dies ist gelungen, die Wärmewende ist bei swb voll im Gange: Der Bau des Blockheizkraftwerks sowie der Fernwärmeverbindungsleitung haben es möglich gemacht, die Wärmeversorgung für den Bremer Osten in Zukunft auch ohne Kohle sicherzustellen. Besonders froh macht mich und meinen Vorstandskollegen Gunnar Geise auch, dass wir allen von der Stilllegung betroffenen Mitarbeitenden eine neue Perspektive für die Zukunft geben konnten, entweder weiter in Hastedt oder an einem unserer drei anderen Kraftwerksstandorte."

Am heutigen 30. April macht der Bremer Energiedienstleister swb den letzten Schritt heraus aus der Steinkohlenutzung und hinein in die vollständige klimafreundlichere Erzeugung von Strom und Wärme. Das Ende der Kohleverstromung ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum swb-Ziel, bis 2035 klimaneutral zu sein. Das Abschalten des letzten Kohleblocks wird am Standort rund 550.000 Tonnen CO2 pro Jahr einsparen. Dafür waren unter anderem der Bau des Blockheizkraftwerks am Standort Hastedt und der Fernwärmeverbindungsleitung vom Müllheizkraftwerk zum Heizwerk Vahr als technische Voraussetzung notwendig.

Platz für etwas Neues

Der Kohleberg auf dem Gelände, angelegt als Vorratslager für Notfälle, ist schon lange nicht mehr da. An der Stelle ist vor vielen Monaten ein modernes Blockheizkraftwerk (BHKW) entstanden, das im August 2023 in Betrieb gegangen ist. swb setzt für die Strom- und Wärmeproduktion stattdessen auf Erdgas. Doch das neue BHKW ist technisch darauf ausgelegt, neben regulärem Erdgas auch Biomethan oder anteilig sogar Wasserstoff verwenden zu können. Das BHKW kann insgesamt 104 Megawatt (MW) elektrische und 94 MW thermische Leistung für die Auskopplung von Fernwärme liefern. Die Anlage ermöglicht pro Jahr eine CO2-Einsparung von rund 550.000 Tonnen, was einer Reduzierung der CO2-Emissionen am Standort Hastedt um etwa 70 Prozent entspricht. Um den gleichen Effekt zu erreichen, müssten rund 40 Millionen Bäume angepflanzt werden.

Die Leitwarte von Block 15 wird weiter für das BHKW genutzt, zur Überwachung der neuen Technik, zur Steuerung des Heizwerks Vahr und für die Kontrolle regenerativer Anlagen wie dem Weserkraftwerk. Die gasbefeuerten Spitzenkessel in Hastedt bleiben vorerst erhalten. Sie dienen der Sicherung der Wärmeversorgung bei einem möglichen Ausfall des BHKW und der Absicherung von Verbrauchsspitzen bei sehr kalter Witterung. "Das Erdgas befeuerte BHKW leistet zudem einen wichtigen Beitrag zum Ausgleich der Schwankungen bei Wind- und Solareinspeisung. Denn das BHKW benötigt nur wenige Minuten, um bis auf die volle elektrische Leistung hochzufahren", so Schneiker.

Zur Historie des Kraftwerkstandorts Hastedt

Am Kraftwerksstandort in Hastedt wird bereits seit 1906 in verschiedenen Kraftwerksblöcken Steinkohle verbrannt. Block 15 erzeugt seit seiner Inbetriebnahme 1989 in Kraft-Wärme-Kopplung Strom und Fernwärme für den Bremer Osten. Block 15 galt aufgrund der hohen Energieeffizienz und der vergleichsweisen geringen Emissionen als hochmodern. Vor dem Hintergrund des Atomunfalls von Tschernobyl war das seinerzeit der Grund für die Bremer Politik, ein solches Steinkohlekraftwerk zu fordern. Ein Zusammenschluss der Fernwärmenetze Bismarckstraße, Neue-Vahr, Blockdiek, Osterholz-Tenever erfolgte bereits 1978, wobei dem Standort Hastedt dabei schnell eine Schlüsselrolle zukam. Diese Rolle wird mit dem neuen BHKW auch in Zukunft fortbestehen.

Klimaneutralität und Energieversorgung in Bremen

Bremen hat das Ziel, bis 2038 klimaneutral zu werden und hat sich dafür den umfangreichen Maßnahmenkatalog der Enquete-Kommission der Bremischen Bürgerschaft zur Aufgabe gemacht. In der Energieerzeugung sind die erneuerbaren Energien aus Wind und Sonne, der Ausbau belastbarer Stromnetze angesichts einer prognostizierten Steigerung des Stromverbrauchs, eine klimaschonende Wärmerzeugung mit Wärmepumpen in Ergänzung zu Fernwärmenetzen wichtige Faktoren. Hinzu kommen der Aufbau notwendiger Kapazitäten zur Erzeugung, Speicherung und den Transport von Wasserstoff. Zur Erreichung der Klimaneutralität unterstützt die Landesregierung strategisch weitere Transformationsprozesse und bereitet aktuell ein Sondervermögen "Klimaneutrale Transformation der Wirtschaft" zu Gunsten der Dekarbonisierung CO2-intensiver Sparten wie der Stahlherstellung, der Mobilität und Hafenwirtschaft vor.

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