Im Land Bremen werden 13 Modellprojekte finanziert, die Angebote für die Versorgung von psychisch erkrankten Menschen machen. Im Fokus der Psychiatriereform, an der in Bremen derzeit gearbeitet wird, stehen eine Verbesserung der ambulanten Versorgung, die stärkere Einbeziehung von Psychiatrie-Erfahrenen und Angehörigen sowie eine stärkere Vernetzung der Angebote in den Stadtteilen.
Genau diesen Ansatz verfolgen die ausgewählten innovativen Modellprojekte. Sie werden von der Senatorin für Wissenschaft, Gesundheit und Verbraucherschutz mit insgesamt 1,2 Millionen Euro gefördert.
Gesundheitssenatorin Prof. Dr. Eva Quante-Brandt sagte heute (Montag, 24.10.2016) bei der Vorstellung der Projekte, die Weiterentwicklung der Psychiatrie im Land Bremen sei auf einem guten Weg: "Mein Dank gilt den Trägern. Die vielfältigen Projekte zeigen die Kreativität und Innovationsbereitschaft der Bremer und Bremerhavener Psychiatrie. Mit den ausgewählten Projekten können wir die Versorgungsqualität erhöhen und eine ambulante, regionale Ausrichtung der Psychiatrie fördern. Damit stellen wir die individuellen Bedürfnisse der Menschen in den Mittelpunkt."
Menschen mit Psychiatrie-Erfahrung und deren Angehörige sollen künftig stärker einbezogen werden, wenn es um therapeutische und psychiatrische Angebote geht. Senatorin Quante-Brandt: "Die Beteiligung von Psychiatrie-Erfahrenen und Angehörigen in die Planung und Umsetzung psychiatrischer Angebote ist ein wichtiger Ansatz, den wir in Bremen bereits erfolgreich praktizieren, den wir aber weiterentwickeln möchten."
Künftig sollen noch mehr Genesungsbegleiter eingesetzt werden. Das sind Menschen mit Psychiatrie-Erfahrung, die die Patienten begleiten und aus ihrem eigenen Erfahrungswissen anderen Menschen in seelischen Krisen Unterstützung von Betroffenen zu Betroffenen geben können. Durch persönliche Gespräche entsteht hier oft zügig ein tragfähiges Vertrauensverhältnis. Psychiatrie-Erfahrene wachsen in eine neue aktive Rolle hinein.
Schon jetzt sind Psychiatrie-Erfahrene und Angehörige in allen wichtigen psychiatrischen Gremien zur Planung und Evaluation der psychiatrischen Versorgung auf regionaler - und Landesebene beteiligt. Bei verschiedenen psychiatrischen Organisationen sind Psychiatrie-Erfahrene und Angehörige in Steuerungsgremien und Ethikkommissionen beteiligt.
Senatorin Quante-Brandt betonte: "Genesungsbegleiterinnen und Genesungsbegleiter in der psychiatrischen Versorgung leisten einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung einer Psychiatrie, die die Anliegen und Bedürfnisse der Betroffenen in den Mittelpunkt stellt."
Kriterien für die Auswahl der Modellprojekte
Für die Psychiatriereform stehen im Haushalt 1.185 Mio. Euro bereit. Mit dem Geld werden innovative Projekte mit Modellcharakter gefördert, die der Umsetzung des Bürgerschaftsbeschlusses zur Weiterentwicklung der Psychiatriereform in Bremen 2013 -2021 und des Landesaktionsplans zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention dienen. Die bereitgestellten Mittel sollen die Umsetzung einer personenzentrierten regionalen psychiatrischen Versorgung in Bremen fördern. Hierzu gehören:
Auswahl der Modellprojekte:
Aus diesen Bereichen werden insgesamt 13 Modellprojekte gefördert. Vorgestellt wurden sechs Projekte von Vertreterinnen und Vertretern der Träger:
Beschäftigung von Genesungsbegleiter/innen
Projekt Medikamente reduzieren (Verein für Innere Mission): Unterstützung von Menschen mit psychischen Erkrankungen beim Absetzen von Psychopharmaka in Kooperation mit dem Ameos-Klinikum Dr. Heines
Implementierung des Genesungsbegleitungsansatzes
(Fokus/Initiative zur sozialen Rehabilitation): Unterstützung von psychiatrischen Organisationen bei der Einbeziehung von Genesungsbegleitern/innen in die praktische Arbeit. Coaching von Genesungsbegleiter/innen
Qualifizierung von Genesungsbegleitern/innen: Schulung von 8 Genesungsbegleitern/innen.
Gemeindepsychiatrische Verbundarbeit:
Gemeindepsychiatrischer Verbund West
Initiative zur sozialen Rehabilitation, Bremer Werkgemeinschaft, Sozialwerk der freien Christen, Klinikum Bremen Ost, Gesellschaft für ambulante psychiatrische Dienste: Aufbau von Hilfeplankonferenzen im Bremer Westen . Bessere Nutzung der ambulanten Strukturen für Menschen mit schweren psychischen Beeinträchtigungen und komplexen Hilfebedarf, die bisher als Nicht-Behandlungsfälle in den Kliniken verbleiben oder in geschlossene Einrichtungen außerhalb Bremens verlegt werden.
Sektorübergreifende Behandlung
Klinikum Bremen Ost, Arbeiter-Samariter-Bund, Gesellschaft für ambulante psychiatrische Dienste. Sektor übergreifende, patientenorientierte Zusammenarbeit zwischen stationären und ambulanten Leistungserbringern im Lebensfeld.
Niedrigschwellige Krisenversorgung / Nachtcafé
Bremer Werkgemeinschaft: Etablierung eines Nachtcafés an der Tagesstätte West als alternatives Hilfsangebot für Menschen in psychischen Krisen. Öffnung eines Nachtcafés für die Stadtregionen Mitte und West von 19:30 – 02:30 Uhr an 365 Tagen, Aktivitäten, Kontakt- und Gesprächsmöglichkeiten, enge Kooperation mit den Krisenangeboten der Gapsy und dem Rückzugshaus.
Krisenangebote
Gesellschaft für ambulante psychiatrische Dienste. Krisenangebote für die Stadtregionen Mitte und West und telefonische Krisenberatung für ganz Bremen zu Zeiten, in denen der zentrale Krisendienst nicht tätig ist. Ambulante und aufsuchende Krisenangebote für die Stadtregionen Bremen West und Mitte von 20:30 – 03:00 Uhr wochentags und von 17:00 bis 03:00 Uhr an Wochenenden, Telefonbereitschaft für das gesamte Bremer Stadtgebiet von 20:30 bis 09:00 Uhr wochentags und 17:00 bis 08:00 Uhr an Wochenenden, Bereitstellung eines Krisenbettes plus Versorgung am nächsten Tag bis 11:00 Uhr, enge Kooperation mit dem Nachtcafé der Bremer Werkgemeinschaft, Evaluation.