Rechtsmedizinerin Dr. Saskia Etzold wird Aufbau am Klinikum Bremen-Mitte verantworten
17.10.2023Eine der wesentlichen Forderungen des Bremer Landesaktionsplans "Istanbul-Konvention umsetzen – Frauen und Kinder vor Gewalt schützen" ist die Einrichtung einer zentralen Gewaltschutzambulanz am Klinikum Bremen-Mitte. Nun steht fest: Die Gewaltschutzambulanz wird im zweiten Quartal 2024 die Arbeit aufnehmen. Die Leitung übernimmt Dr. Saskia Etzold, die als Oberärztin der klinischen Rechtsmedizin und Leiterin der Gewaltschutzambulanz an der Charité Berlin über umfassende Erfahrungen diesem Bereich verfügt. Dr. Etzold unterstützte bereits bei der Konzepterstellung für das niedrigschwellige, kostenfreie Angebot für Betroffene geschlechtsspezifischer Gewalt aller Altersstufen.
Dazu Claudia Bernhard, Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz: "Mit der Einrichtung der Gewaltschutzambulanz am Klinikum Bremen-Mitte können wir auf vorhandene Strukturen zurückgreifen und diese nutzen, um Betroffenen von geschlechtsspezifischer Gewalt eine gute Versorgung und Betreuung anzubieten. Mit Dr. Saskia Etzold holen wir nun eine Expertin nach Bremen, die bereits die Gewaltschutzambulanz der Charité Berlin aufgebaut hat. Das sind hervorragende Voraussetzungen, um hier unsere Gewaltschutzambulanz zu starten. Wichtig ist aber auch, dass wir nun den finanziellen Rahmen über das Jahr 2024 hinaus sichern. Mit der Unterzeichnung der Istanbul-Konvention hat sich Deutschland dazu verpflichtet, derartige Maßnahmen in allen Bundesländern umzusetzen und wir müssen dafür sorgen, dass die Gewaltschutzambulanz in Bremen dauerhaft finanziert wird."
"Ich freue mich sehr, in meine norddeutsche Heimat zurückzukehren und dort meine Expertise aus Berlin in den Aufbau einer Gewaltschutzambulanz einbringen zu können. Dass Bremen diese wichtige Struktur auf den Weg bringt, ist ein Meilenstein für Betroffene von geschlechtsspezifischer Gewalt," sagt Dr. Saskia Etzold zum Wechsel in die Hansestadt.
Für die Gewaltschutzambulanz sollen zunächst vier Räume und ein ruhiger Wartebereich in bestehenden Räumlichkeiten des Klinikum Bremen-Mitte zur Verfügung stehen. Personell wird die Gewaltschutzambulanz neben der klinischen Rechtsmedizin und einem Case Management auch mit Mitarbeitenden weiterer Fachrichtungen wie Gynäkologie, Pädiatrie und der Fachpflege aus der Zentralen Notaufnahme besetzt. Das Case Management hat die Aufgabe, die Betroffenen umfassend über weitere rechtliche Schritte sowie Hilfs- und Unterstützungsangebote zu informieren und sie bei Bedarf an die entsprechenden Stellen weiterzuvermitteln.
Darüber hinaus sollen Schulungen für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren sowie Fort- und Weiterbildungsangebote für Akteurinnen und Akteure von Polizei, Haus- und Fachärztinnen und –ärzten und Klinik- und Empfangspersonal durchgeführt werden.
In der Gewaltschutzambulanz sollen Frauen, Männer, Trans* und Kinder nach häuslicher und/oder sexualisierter Gewalt bedarfsgerecht versorgt und zudem rechtsmedizinisch begutachtet werden. Letzteres wird auch im Rahmen einer vertraulichen Spurensicherung möglich sein. Ziel ist eine Erhebung von gerichtlich verwertbarem Material für eine mögliche Strafverfolgung. Bei der vertraulichen Spurensicherung werden die Informationen bis zu zehn Jahre sicher verwahrt und können auch zu einem späteren Zeitpunkt für eine Anzeige herangezogen werden.
Das Konzept für die Gewaltschutzambulanz wurde in einer Arbeitsgruppe von Gesundheit Nord, der Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz und der Bremischen Zentralstelle für die Verwirklichung der Gleichberechtigung der Frau (ZGF) erarbeitet. Die Umsetzung wird von einem Beirat begleitet.
Die Anschubfinanzierung für die Gewaltschutzambulanz erfolgt aus den Haushaltsmitteln Istanbul-Konvention. Die weitere Finanzierung soll über den nächsten Haushalt 2024/25 sichergestellt werden.
Ansprechpartnerin für die Medien:
Kristin Viezens, Pressesprecherin der Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz, Tel.: (0421) 361-2082, E-Mail: kristin.viezens@gesundheit.bremen.de