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Die Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz

Gesundheitssenatorin legt Monitoring über Situation der Gesundheitsberufe vor

04.05.2022

Nachdem letztmalig im Dezember 2017 das Gesundheitsberufe-Monitoring für das Land Bremen veröffentlicht wurde, gibt es in diesem Jahr eine Aktualisierung. Die Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz, Claudia Bernhard, stellte die Ergebnisse der diesjährigen Veröffentlichung in der gestrigen (3. Mai 2022) Sitzung der Deputation für Gesundheit und Verbraucherschutz vor. Durchgeführt wurde das Gesundheitsberufe-Monitoring erneut vom UBC-Zentrum für Sozialpolitik (Uni Bremen) durch das Team von Prof. Heinz Rothgang.

Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard bedankte sich für das vorgelegte Monitoring, in dem in diesem Jahr ein besonderer Fokus auf die Intensivpflege gelegt wurde: "Nicht erst die Pandemie hat gezeigt, welche herausragende Bedeutung die Beschäftigten im Gesundheitswesen haben. Allerdings wissen wir in Deutschland häufig leider viel zu wenig über die konkrete Beschäftigungssituation und können kaum Prognosen wagen. Deswegen ist das Monitoring in Bremen so wichtig. Wir erhalten dadurch einen sehr guten Überblick über die Situation in der Pflege, in den Therapieberufen, bei den Hebammen und den medizinisch-technischen Berufen." Für die aktuelle Auswertung wurden diverse Landesstatistiken ausgewertet und eigene Befragungen durchgeführt. Der Datenstand für die meisten eingeflossenen Informationen ist dabei das Ende des Jahres 2019, also noch vor der Corona-Pandemie. Für die Analyse der Fachkräfteausstattung wurde die Annahme zugrunde gelegt, dass die Fachkräfte für Bremen und Bremerhaven auch im Land Bremen ausgebildet wurden und werden.

Demografische Entwicklung mit großem Einfluss auf Gesundheitsberufe
Das Monitoring zeigt ein grundsätzliches Problem bei der Fachkräfteversorgung in Deutschland insgesamt auf. Für das Land Bremen lässt sich sagen, dass In manchen Gesundheitsfachberufen mehr als 50 Prozent der Beschäftigten über 50 Jahre alt sind. Eine zentrale Herausforderung ist deswegen die Gewinnung und Qualifizierung von Auszubildenden. Mit Blick auf die einzelnen Gesundheitsberufe zeigen sich jedoch unterschiedliche Ausgangssituationen:

  • Pflegefachkräfte: Mit 9.400 Pflegefachkräften ist deren Zahl im Vergleich zum letzten Gesundheitsberufe-Monitoring leicht gestiegen. Allerdings ist dieser Anstieg zweigeteilt: Während es in Kliniken inzwischen mehr Pflegekräfte gibt, ist die Zahl im Bereich der ambulanten Pflege deutlich gesunken. Gleichzeitig sind viele Beschäftigte nur in Teilzeit tätig und auch hier gibt es einen großen Unterschied. In der Krankenhauspflege arbeiten die Beschäftigten durchschnittlich 0,78 Vollzeitstellen, in der ambulanten Pflege sind es 0,66 Stellen. Eine angespannte Situation gibt es aktuell ebenfalls im Intensivpflegebereich. Der Bedarf nach zusätzlichen Fachkräften ist auch bei den Lehrkräften an Pflegeschulen gegeben.
  • Pflegehilfskräfte: Im Bereich der einjährig ausgebildeten Pflegehilfskräfte (Altenpflegehilfe) gibt es verschiedene Ausbildungswege. Insgesamt wird der Bedarf an Pflegehilfskräften künftig weiter steigen. Dies gilt vor allem für den Bereich der Langzeitpflege. Die Entwicklung und Einführung von bundeseinheitlichen Personalanhaltswerten führt zu einer größer werdenden Personallücke.
  • Therapieberufe: In den Berufen Ergotherapie und Logopädie wird kein aktueller Fachkräftemangel aufgezeigt. In der Physiotherapie vergrößert sich eine Fachkraftlücke jedoch deutlich, so dass hier eine Steigerung der Ausbildungsplätze notwendig wird.
  • Technische Gesundheitsberufe: Die Ausbildung "Medizinisch-technischer Assistent" wird in Bremen von der Gesundheit Nord für die Bereiche Labor und Radiologie angeboten und ab 2023 durch den neuen Ausbildungsgang "Medizinischer Technologe" ersetzt. In den kommenden Jahren ist in beiden Bereichen mit einer deutlichen Fachkräftelücke zu rechnen, was auch darin begründet liegt, dass die Ausbildung im Jahr 2018 und 2019 in Bremen nicht mehr angeboten wurde und erst ab 2023 wieder mit vollen Kursstärken gerechnet werden kann. Im Bereich der "Operationstechnischen- und der Anästhesietechnischen Assistenten" beginnt die Ausbildung nach bundeseinheitlichen Richtlinien im zweiten Halbjahr 2022. Eine Berücksichtigung erfolgt im folgenden Bericht.
  • Hebammen: Die Zahl der im Land Bremen tätigen Hebammen ist im Vergleich zum letzten Bericht angestiegen, allerdings auch die Teilzeitquote, die bei 75 Prozent liegt. Jedoch ist eine genaue Auswertung schwierig, da rund ein Drittel der Bremer Hebammen teilweise oder ausschließlich freiberuflich tätig sind. Insgesamt gibt es aktuell jedoch eine Unterversorgung mit Hebammen in Bremen.

"Das aktuelle Gesundheitsberufe-Monitoring für das Land Bremen zeigt erneut deutlich auf, was wir seit vielen Jahren schon merken", so Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard. "Es gibt eine seit Jahren wachsende Fachkräftelücke im Gesundheitswesen, viele Jahre wurde viel zu wenig dagegen unternommen. Die Corona-Pandemie hat diese Lücke zum Teil noch vergrößert, sie wuchs aber schon davor an. Es kommt jetzt umso mehr darauf an, dass wir die richtigen Schlüsse ziehen und entscheidende Schritte gehen, um wieder mehr Fachkräfte zu gewinnen. Dabei haben wir in Bremen in vielen Bereichen schon richtige Weichen gestellt." In Bremen konnten in den vergangenen Jahren vor allem Verbesserungen im Bereich der verschiedenen Ausbildungsgänge geschaffen werden. So konnte die Zahl der Ausbildungsplätze in der Pflege mit Einführung der Generalistik im Jahr 2020 um 15 Prozent erhöht werden. Um die Weiterentwicklung der Pflegeausbildung zu sichern und die Auszubildendenzahlen zu steigern, gibt es ein Austauschgremium zwischen den Trägern der Ausbildung und den Pflegeschulen, welches vom Gesundheitsressort geleitet wird. Darüber hinaus wird gemeinsam mit den Akteuren und insbesondere der "Bremer PflegeInitiative" an verschiedenen Stellen angesetzt, um zum Beispiel die Abbruchzahlen zu reduzieren, ausgestiegene Pflegende in den Beruf zurückzugewinnen und mehr Betriebe für die Pflegeausbildung zu gewinnen. Dazu Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard: "Wir fördern verschiedene Projekte, die die Ausbildungsqualität weiter erhöhen sollen. Gemeinsam mit der Bremer Pflegeinitiative müssen wir uns nachhaltig der Reduzierung von Ausbildungsabbrüchen widmen."

Im Bereich der 2-jährig ausgebildeten Gesundheits- und Krankenpflegehilfskräfte konnte die Zahl der Ausbildungsplätze in den letzten Jahren deutlich gesteigert werden – es beginnen seit 2021 jährlich zwei Ausbildungskurse. "Die Ausbildung in der einjährigen Altenpflegehilfe wollen wir schnell weiterentwickeln zu einer übergreifenden Pflegefachhilfe und die Platzzahlen deutlich erhöhen. Die Pflegehilfeausbildung soll zu einer Ausbildung weiterentwickelt werden, die attraktiv ist für Bewerberinnen und Bewerber, Träger und Schulen. Daran arbeiten wir intensiv mit den Trägern, Schulen und Kostenträgern", erläutert Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard. "Wir sehen sehr gut, dass eine Aufwertung der Ausbildungsgänge auch deutlich mehr Bewerberinnen und Bewerber anzieht. Durch die Aufhebung des Schulgeldes in den therapeutischen Berufen hat die Ausbildung deutlich an Attraktivität gewonnen, was zu einer sehr guten Bewerbungslage geführt hat. Auch die Entscheidung die labortechnische Ausbildung wiederaufzunehmen und mit einer Kooperation zwischen allen Klinikbetreibern und Laboren zu hinterlegen hat dazu geführt, dass wir diese sehr wichtige Ausbildung in Bremen weiter anbieten können."

Weitere Aufwertungen der Gesundheitsberufe nötig
Neben der Ausweitung und Verbesserung der Ausbildung bedarf es jedoch auch weiterer Aufwertungsschritte der Gesundheitsberufe. "Grundsätzlich muss sich bundesweit noch vieles bewegen. Die aktuelle Befragung der Arbeitnehmerkammer Bremen hat erneut aufgezeigt, was sich ändern muss, damit Beschäftigte in die Pflege zurückkehren. Wir brauchen endlich eine angemessene Bezahlung in der Pflege. Die Allgemeinverbindlichkeit der Tarifverträge in der Pflege ist überfällig. Pflegekräfte haben eine andere Wertschätzung verdient. Was sich dabei vermutlich als größte Herausforderung darstellt, ist das Aufbrechen alter Strukturen. Die Hierarchien in Krankenhäusern und Pflegeheimen sind überholt. Pflege ist in allen Führungsebenen inhaltlich und personell fest zu verankern. Nur dann werden wir es endlich schaffen können zu einer Personalbesetzung kommen, die den fachlichen Anforderungen tatsächlich entspricht."

Das vollständige Gesundheitsberufe-Monitoring ist auf der Internetseite der Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz einsehbar: www.gesundheit.bremen.de/das-ressort/aktuelles-aus-dem-ressort/kurznachrichten-32661

Ansprechpartner für die Medien:
Lukas Fuhrmann, Pressesprecher der Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz, Tel.: (0421) 361-2082, E-Mail: lukas.fuhrmann@gesundheit.bremen.de