Familien stabilisieren, um Zugang zum Arbeitsmarkt einzuleiten
06.11.2024Um Familien zu erreichen, die bisher keinen Zugang zu den sozialen Beratungs- und Unterstützungssystemen haben, hat Sozialsenatorin Dr. Claudia Schilling das Projekt Bremer Stadtteileltern ins Leben gerufen. "Bei den Stadtteileltern handelt es sich um sieben Kräfte, die wichtige Türen zu professioneller Beratung öffnen", sagte die Senatorin heute (6. November 2024) anlässlich einer feierlichen Veranstaltung zum offiziellen Start des Projekts im Landeskirchlichen Gemeinschaft Bremen e.V. in Walle.
"Ziel des Projekts ist es, Familien und ihre Kinder zu stabilisieren, damit die Eltern erste Schritte in Richtung Arbeitsmarkt und Qualifizierung gehen können", sagte Arbeits- und Sozialsenatorin Dr. Claudia Schilling. "Die Erfahrung zeigt, dass insbesondere Mütter zunächst ihre Familie "in ruhigem Fahrwasser" wissen müssen, bevor sie die innere Freiheit haben, sich selbst auf den Weg Richtung Weiterbildung oder Arbeitsmarkt zu machen."
Stadtteileltern haben vor diesem Hintergrund zwei zentrale fachliche Schwerpunkte: Zum einen beraten sie, ergänzend zu den pädagogischen Beratungsfachkräften, Familien zu relevanten Themen – zum Beispiel Kindergarten, Schule, Erziehung, Sprachförderung. Zum anderen unterstützen sie die wirtschaftliche Eigenständigkeit der Familien: "Sie weisen den Weg durch den Dschungel der Maßnahmen der Arbeitsmarktintegration", erläuterte Senatorin Dr. Schilling, "ob Sprachkurs, Arbeitserlaubnis, Anerkennung von im Ausland erworbenen Berufsabschlüssen oder Qualifikationsmaßnahmen. Das ergänzt bestehende Beratungsangebote und baut Brücken in die Institutionen."
Die Stadtteileltern stehen im Idealfall den Milieus der Familien nahe, die sie – vor allem aufsuchend – erreichen sollen ("Peer-to-Peer Ansatz"): "Das Vorhaben schafft durch die lebensnahe und aufsuchende Beratung Zugänge zu Familien, die wenig oder gar keine Unterstützung erhalten durch Jugendhilfe, Sozialleistungen, Gesundheitsförderung oder Arbeitsmarktförderung. So etwas hat in Bremen bislang gefehlt." Das Projekt wird im Rahmen des Programms "Akti(F) Plus – Aktiv für Familien und ihre Kinder" durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und die Europäische Union über den Europäischen Sozialfonds Plus (ESF Plus) gefördert. Einen Eigenanteil von zehn Prozent tragen das Land und die Stadtgemeinde.
"Stadtteileltern qualifizieren sich durch ihre Sprachkenntnisse, ihre Lebenserfahrung und Empathie", führte Senatorin Dr. Schilling aus. "Sie selber haben aufgrund fehlender Berufsausbildungen oder anderer Hindernisse bisher noch keinen Zugang zum ersten Arbeitsmarkt gefunden." Sie seien sozialversicherungspflichtig beim Amt für Soziale Dienste angestellt und ans Haus der Familie in Walle angedockt. Dort erhalten sie eine enge fachliche Begleitung, sowohl durch pädagogische Fachkräfte im Projekt selber als auch durch den Projektpartner Paritätisches Bildungswerk e.V. Das eröffnet den Stadtteileltern gute Möglichkeiten zur Weiterqualifizierung in sozialen Berufen.
"Die Stadtteileltern sind für den gesamten Bremer Westen zuständig, also auch für Gröpelingen und die Überseestadt", betonte Senatorin Dr. Schilling. "Sie begleiten die Familien ganz individuell über einen längeren Zeitraum und tragen so dazu bei, ihre Lebenssituation zu stabilisieren."
Mit ihrer Tätigkeit entlasten die Stadtteileltern darüber hinaus das Haus der Familie und andere Fachkräfte im Quartier, indem sie auch bei Behördengängen unterstützen, auf soziale und pädagogische Angebote im Sozialraum hinweisen – etwa Sportvereine, Elternunterstützungs- und Beratungsangebote, Frühe Hilfen, die Angebote der Stadtbücherei, kinderärztliche Praxen oder Spielplätze. Sie informieren zudem über das Bildungssystem und unterstützen bei Anträgen auf soziale Unterstützungsleistungen oder bei behördlichen Angelegenheiten wie der Kita-Anmeldung. "Stadtteileltern übernehmen für die Familien damit eine umfassende Lotsenfunktion", sagte Senatorin Dr. Schilling.
Weitere Information zu dem Förderprogramm finden Sie unter www.esfplus.de/aktif-plus
Ansprechpartner für die Medien:
Dr. Bernd Schneider, Pressesprecher bei der Senatorin für Arbeit, Soziales, Jugend und Integration, Tel.: (0421) 361-64152, E-Mail: bernd.schneider@soziales.bremen.de