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Die Senatorin für Arbeit, Soziales, Jugend und Integration

Neue Jobs für Menschen mit höchsten Unterstützungsbedarfen

Sozialstaatsrat Horst Frehe: Werkstatt Bremen und ASB gehen neue Wege

02.03.2015

Menschen mit sehr hohen Unterstützungsbedarfen sollen künftig mit einer sehr individuellen und engmaschigen Begleitung durch Werkstatt Bremen und Arbeiter-Samariter-Bund auch am Arbeitsleben in der Werkstatt teilhaben. In diesem inklusiven Projekt genießen sie dann einen arbeitnehmerähnlichen Status, sind rentenversichert und bekommen ein Entgelt.

Im Beisein von Sozialstaatsrat Horst Frehe ist der entsprechende "Kooperationsvertrag" zwischen Werkstatt Bremen und ASB am heutigen Montag, 2. März 2015, in der Tagesförderstätte des ASB, Elisabeth-Selbert-Straße 4 in Bremen Osterholz unterzeichnet worden.

"Arbeit ist nicht nur Broterwerb, Arbeit macht auch einen ganz erheblichen Teil der Identität des Menschen in unserer Gesellschaft aus", sagte Horst Frehe, Staatsrat bei der Senatorin für Soziales, Kinder, Jugend und Frauen. "Eine inklusive Gesellschaft im Sinne der UN-Behindertenrechtskonvention muss bestrebt sein, Menschen mit Behinderungen die Normalität des Arbeitslebens so weit wie möglich zugänglich zu machen."

Aus der Sicht von Menschen mit Behinderungen gibt es drei Ebenen des Arbeitsmarktes: zunächst der allgemeine Arbeitsmarkt (freie Wirtschaft und öffentlicher Dienst), als zweite Ebene die Werkstätten für Menschen mit Unterstützungsbedarf, und schließlich die Tagesförderstätten für Menschen mit sehr hohem Unterstützungsbedarf, die nicht ein "Mindestmaß wirtschaftlich verwertbarer Arbeitsleistung" erbringen können, wie es im Gesetz heißt. "Diese drei Arbeitsmärkte dürfen sich nicht gegeneinander abschotten", so Horst Frehe, "wir müssen die Grenzen zwischen ihnen so durchlässig machen wie irgend möglich."

Den Kooperationsvertrag haben ASB-Geschäftsführer Jürgen Lehmann und Martinshof-Geschäftsführer Wilfried Hautop unterzeichnet. "Er ist der Auftakt für eine engere Zusammenarbeit mit dem Ziel, die Teilhabe am Arbeitsleben auch für Menschen mit höchsten Unterstützungsbedarfen zu ermöglichen", sagte Wilfried Hautop. So sollen Fachkräfte des Martinshofs bei Kollegeninnen und Kollegen des ASB Rat bekommen in Fragen der Pflege oder des Umgangs mit schwierigen Verhaltensweisen. "Umgekehrt geben die Martinshof-Fachkräfte ihre Erfahrungen beim Bau von Hilfsmitteln im Arbeitsprozess für behinderte Menschen weiter", so Hautop. Vereinbart wurde auch, dass Beschäftigte, die vom Martinshof in die ASB-Tagesförderstätte wechseln, ihren Anspruch auf Sozialversicherung künftig behalten können. "Bisher erlischt dieser Anspruch, sobald die Beschäftigung in der Werkstatt Bremen aufgegeben werden muss", sagte Jürgen Lehmann. "Das ist für unsere Beschäftigten ein herber Rückschlag." Beide Formen der Beschäftigung werden dadurch "durchlässig", den jeweiligen Bedarfen des behinderten Menschen kann besser entsprochen werden.

Der erste Beschäftigte, der für dieses Modell vorgesehen ist, ist David Eckert. Der 20 Jahre alte Autist hatte zuvor den Berufsbildungsbereich im Martinshof besucht, war mit den Bedingungen dort aber überfordert, fühlte sich unwohl, es kam zu schweren Krisen. In der ASB-Tagesförderstätte hat er sich nun stabilisiert. Mit dem Heilerziehungspfleger Michael Plückebaum arbeitet er jetzt ein- bis zweimal in der Woche zwei Stunden in einer Firma, die Beleuchtungsanlagen herstellt. "David gefällt diese Arbeit sehr", sagt seine Mutter Elvira Eckert. "Er bringt sich deshalb Kabel mit in die Tagesförderstätte und bearbeitet sie dann im Laufe der Tage." ASB-Geschäftsführer Jürgen Lehmann: "Durch eine enge fachliche Begleitung und eine individuelle Gestaltung seines Arbeitsplatzes sowie seiner Umgebung kann er in der Firma und der ASB-Tagesförderstätte weiterhin am Arbeitsleben teilnehmen." Ergänzend nutzt er die Angebote der Tagesförderstätte – wie Schwimmen und Fahrradfahren. "Das stabilisiert ihn weiter", hat seine Mutter beobachtet.

Neben diesem Kooperationsvertrag bereitet der Senat unter dem Titel "Budget für Arbeit" auch eine verstärkte Durchlässigkeit zwischen Werkstatt Bremen und allgemeinem Arbeitsmarkt vor. Die Grundidee: Die finanzielle Unterstützung, die Menschen in der Werkstatt Bremen bekommen, können auch Unternehmen in Anspruch nehmen, wenn sie Menschen mit größerem Unterstützungsbedarf beschäftigen. Das "Budget für Arbeit" soll zunächst für 20 Personen finanziert werden.

Fotos: Senatorin für Soziales, Kinder, Jugend und Frauen