09.12.2005
In Theresienstadt ermordet – „Stolperstein“ wird gesetzt
Zur Erinnerung an Johanna Rose Leuwer (1871-1943), die ehemalige Geschäftsinhaberin der Buchhandlung Leuwer, findet am kommenden Sonntag, dem 11. Dezember um 11 Uhr in der Buch- und Kunsthandlung Leuwer, Am Wall 171, eine Sonntagsmatineé statt. Anni Leuwer stammte aus einer angesehenen jüdischen Familie, ihr Lebensweg endete im Ghetto Theresienstadt. Sie teilt das Schicksal von über 200 jüdischen Bürgerinnen und Bürgern Bremens, die nach Theresienstadt deportiert wurden und von denen nur wenige überlebten.
Als Gäste zu dieser Veranstaltung werden Angehörige der Familie aus dem In-und Ausland erwartet. Anlass ihres Besuches ist die Setzung des „Stolpersteins“ in der Kurfürstenallee 9 zur Erinnerung an die ermordete Bremerin. Im Mittelpunkt der Matineé steht ein Vortrag des Kulturhistorikers Dr. Nils Aschenbeck „Die Buchhandlungs-Familie Leuwer – Aufstieg im Kaiserreich, Verfolgung unter den Nazis“.
Das Lagerghetto Theresienstadt (tschechisch Terezin) war unter den nationalsozialistischen Lagern auf besondere Weise schrecklich und infam. Die Nazis benutzten die verzweifelte kulturelle Tätigkeit der vielen dort eingesperrten Musiker, Maler, Schauspieler und Schriftsteller, um der internationalen Öffentlichkeit wie dem Roten Kreuz ein zufriedenes „Musterlager“ vorzugaukeln. „Der Führer schenkt den Juden eine Stadt“ hieß es in einem Propagandafilm, dessen Darsteller sofort nach Herstellung in die Gaskammern von Auschwitz geschafft wurden.
In Wahrheit wurden mehr als 155.000 jüdische Frauen, Männer und Kinder durch das Lager geschleust. 35.000 fanden unter den unmenschlichen Lebensbedingungen durch Hunger, Krankheit und Misshandlungen den Tod, 83.000 wurden nach dem Weitertransport in anderen Todeslagern und auf den so genannten Todesmärschen am Ende des Krieges ermordet. Das gilt auch für die aus Bremen Deportierten; nur sehr wenige haben überlebt.
Für die nach Theresienstadt deportierten jüdischen Männer und Frauen soll in der Gedenkstätte Theresienstadt eine Gedenkplatte angebracht werden. Dazu sind Bremens Bürgerinnen und Bürger vom Verein „Erinnern für die Zukunft“ zu Spenden auf das Konto 1020 999 bei der Sparkasse in Bremen (BLZ 290 501 01) des Vereins „Erinnern für die Zukunft e.V.“, Stichwort „Theresienstadt“ aufgerufen. (Wunsch nach Spendenbescheinigung bitte vermerken). Für Mai 2006 ist eine Bürgerreise nach Terezin geplant, um die Gedenkplatte zu übergeben.