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Sonstige

"Keiner blieb verschont. Die Deportation der Juden nach Minsk vor 75 Jahren"

Gedenkveranstaltung am 18. November 2016 in der Oberschule am Barkhof

11.11.2016

Am 18. November 1941 wurden jüdische Frauen, Männer und Kinder aus Bremen, Bremerhaven und Verden ins Ghetto Minsk deportiert. Dies war die erste Deportation von Bremer Bürgern mit jüdischen Wurzeln in die Vernichtungslager. Schon in den Jahren zuvor hatte die Diskriminierung und Verdrängung aus dem öffentlichen Raum immer bedrohlichere Züge angenommen, bis zu den Gewaltexzessen in der sogenannten "Reichskristallnacht" geführt und viele Juden ins Exil gezwungen.

Zur Erinnerung hat das Schulmuseum Bremen in Zusammenarbeit mit der Oberschule am Barkhof für Freitag, 18. November, um 11 Uhr eine öffentliche Gedenkveranstaltung organisiert. Sie findet 75 Jahre nach der Deportation dort statt, wo jüdische Familien vor ihrem Transport zusammengepfercht wurden: in der Oberschule am Barkhof (damals: Carl-Peters-Schule, wie das Gymnasium ab 1938 nach dem rassistischen Kolonialbeamten Peters hieß).

Ein ehemaliger Schüler am Barkhof schrieb später seine Erinnerung an diesen Tag auf: "Das Ereignis selbst steht mir noch recht deutlich vor Augen. Auf unserem Schulhof versammelten sich (aus heutiger Kenntnis müsste ich sagen >wurden zusammengetrieben<) im Laufe des Vormittags Männer – nur an sie kann ich mich erinnern. Sie waren in dunkler Winterkleidung. (…) Es hieß, sie würden bei uns nur verpflegt und zögen dann weiter. Selbstverständlich war uns Schülern strikt verboten, aus unseren Klassenräumen auf den Flur zu gehen. Nicht verhindern konnte man dann allerdings, daß wir Augen-, ja Ohrenzeugen des Abzugs der Juden wurden."

Rolf Rübsam, Autor bremisch-jüdischer Geschichte, erinnert an den Leidens- und Todesweg Bremer Juden und berichtet aus biografischen Erinnerungen. Manfred Schürz, ehemaliger Dozent an der Akademie für Arbeit und Politik der Universität Bremen, der sich maßgeblich für eine Gedenktafel am Ort des Geschehens einsetzte, wird über die Entstehungsgeschichte dieser Tafel sprechen. Schüler und Schülerinnen der Oberschule werden ihre Eindrücke aus dem Gespräch mit einer Zeitzeugin des Holocaust formulieren. Auch Bürgerschaftspräsident Christian Weber wird an der Veranstaltung in der Aula des Barkhofs teilnehmen und der Opfer des Nazi-Terrors gedenken. Schüler und Schülerinnen des Schwerpunkts Musik im 10. Jahrgang der Oberschule möchten die Veranstaltung musikalisch umrahmen.

www.schulmuseum-bremen.de