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Bürgermeister Bovenschulte: Die Nazi-Verfolgung belastet auch die Nachfahren

Buch von Eike Besuden über Familie Bamberger erschienen

12.12.2022

"Was das denn sei, ein Emigrante –
So fragte mich jüngst meine alte Tante???"

So beginnt ein Gedicht von Julius Bamberger, das er einst auf seiner Flucht aus Bremen über Frankreich in die USA schrieb. Der Kernbegriff – "Emigrante" – ziert nun den Titel eines neuen Buchs über den Kaufmann, der Bremen ein Kaufhaus und darin die erste Rolltreppe der Stadt bescherte. Der Bremer Journalist und Autor Eike Besuden geht darin in umfangreichen Interviews mit Enkeln und Urenkeln Bambergers der Frage nach, was der Holocaust für die Nachfahren der Betroffenen bedeutet und inwiefern es die "Familien-DNA" prägt. Heute (12. Dezember 2022) wurde es im Rathaus im Beisein von Bürgermeister Andreas Bovenschulte präsentiert.

Autor Eike Besuden (links) und Bürgermeister Andreas Bovenschulte bei der Vorstellung des Buchen Emigrante. Foto: Senatspressestelle
Autor Eike Besuden (links) und Bürgermeister Andreas Bovenschulte bei der Vorstellung des Buchen "Emigrante". Foto: Senatspressestelle

Nachdem der Name Bamberger viele Jahrzehnte aus der Öffentlichkeit Bremens verschwunden war, wurde er 2007 wieder sehr präsent: Mit einem umfassenden Investitionsprojekt des Bremer Bauentwicklers und Ehrenbürgers Klaus Hübotter wurde das "Bamberger" 2007 zur Zentrale der Bremer Volkshochschule – exakt 100 Jahre, nachdem Bamberger dort sein Kaufhaus eröffnet hatte. Auf dem Dach des Turmes des Gebäudes in der Faulenstraße prang seither der originalgetreu nachgebildete Schriftzug "BAMBERGER".

Bürgermeister Bovenschulte: "Ich danke Eike Besuden sehr für diese wichtige Arbeit. Wir sind und bleiben es nicht nur den unmittelbaren Opfern des Nationalsozialismus schuldig, immer wieder daran zu erinnern und zu erklären, was geschehen ist und weshalb. Wie dieses Buch zeigt, sind es auch die Nachkommen der zweiten und dritten Generation, die bis heute die Folgen der Verfolgung und Vertreibung tragen. Einige von ihnen durfte ich persönlich kennenlernen, als sie Bremen besuchten. Eike Besuden betätigt sich hier höchst eindrucksvoll als Brückenbauer zwischen Bremen als dem Ort, an dem das Grauen über die Familie Bamberger kam und den USA, wo die Nachfahren eine gute, sichere Heimat fanden."

Das im Kellner-Verlag erschienene Buch zur Geschichte der Familie Bamberger. Foto: Senatspressestelle
Das im Kellner-Verlag erschienene Buch zur Geschichte der Familie Bamberger. Foto: Senatspressestelle

Julius Bamberger war Jude. Die Nationalsozialisten verfolgten und bedrohten ihn derartig, dass er sich zur Flucht entschied. Seine beiden Kinder Annelise ("Anni") und Egon hatte er zuvor schon auf ein Internat in der Schweiz geschickt. In Paris trafen sie sich dann wieder. Zunächst baute Bamberger dort ein Geschäft für Damen-Konfektion auf, bevor er nach dem Einmarsch der Nazis und der Internierung in verschiedenen Lagern 1941 auch aus Frankreich flüchten musste.

In den USA leben so heute die Enkel und Urenkel Bambergers. Besuden besuchte sie nahezu alle und führte lange Gespräche mit ihnen. Besuden: "Emigrante ist ein sehr persönliches Buch. Das gilt für mich, das gilt aber auch ganz besonders für die heutige Familie Bamberger. In den vielen Gesprächen ist deutlich geworden, wie sehr das Thema Holocaust weiterhin ihren Alltag bedrängt und bestimmt. Es ist fast 90 Jahre her, dass ihre Vorfahren von Bremer Nazis in die Flucht gejagt wurden und es ist - wie gestern. Dabei zeigen sich die Familienmitglieder unbeugsam und entschlossen in der Bewertung ihrer Geschichte und genau deswegen haben sie einen sehr kritischen Blick auf die aktuellen politischen Verhältnisse in den USA und auch in Europa."

Am morgigen Dienstag, 13. Dezember 2022 um 19 Uhr, lesen Eike Besuden und die Schauspielerin Franziska Mencz im Goldenen Saal der Villa Ichon, Goetheplatz 4, aus dem Buch "Emigrante".

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