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Senatskanzlei

RESPEKT:VOLL – 27. "Nacht der Jugend" im Bremer Rathaus

07.11.2024

"Keiner von uns ist perfekt, doch alle verdienen wir Respekt" – zur Eröffnung der diesjährigen Nacht der Jugend am Mittwochabend (6. November 2024) erklang der Respektsong. Erarbeitet haben ihn Schülerinnen und Schüler der Oberschule an der Koblenzer Straße in Tenever. Und passender hätte der Auftakt des Abends nicht sein können. In diesem Jahr stand die Veranstaltung, die von Bürgermeister Andreas Bovenschulte in der Oberen Halle des Rathauses eröffnet wurde, unter dem Motto "RESPEKT:VOLL".

Bürgermeister Andreas Bovenschulte singt mit beim Respektsong.
Bürgermeister Andreas Bovenschulte singt mit beim Respektsong. Foto: Senatspressestelle

Die Veranstaltung erinnert jährlich an die Verbrechen der NS-Diktatur und die Reichspogromnacht vom 9. November 1938 und fungiert so als Gegenpol zu Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Antisemitismus. Gewählt wurde das Motto im Vorfeld von jungen Menschen, die wie jedes Jahr die Veranstaltung partizipativ geplant haben. "Das Motto ruft uns alle zu einem respektvollen Umgang miteinander und zu einem friedlichen Zusammenleben auf", sagte Andreas Bovenschulte anlässlich der Nacht der Jugend 2024. "Achtung und Toleranz gegenüber verschiedenen Meinungen und Lebensweisen sind die Basis einer demokratischen und würdevollen Gesellschaft."

Die Gruppe Passbook Durban präsentiert ihr musikalisches Theaterstück.
Die Gruppe "Passbook Durban" präsentiert ihr musikalisches Theaterstück. Foto: Senatspressestelle

Teil des mehrstündigen vielfältigen Programms waren unter anderem eine Jugendpolitische Debatte, eine Swing-Choreografie zum Mitmachen sowie ein bewegender Filmausschnitt aus der Dokumentation "Bremen wird bunt - die Jahre 1930 bis 1959". Darüber hinaus gab es mehrere Infostände, Präsentationen, musikalische Darbietungen von verschiedenen Gruppen und Orchestern sowie zahlreiche Tanzaufführungen und eine Ausstellung.

Einer der Höhepunkte waren die Gespräche im Senatssaal mit Eva Umlauf und Friedrich Buhlrich.

Die beiden Zeitzeugen Frau Dr. Eva Umlauf (2. links) und Friedrich Buhlrich mit seiner Frau Bärbel (rechts) und Dr. Martina Höhns (links), Referatsleitung für Interkulturelle und interreligiöse Angelegenheiten im Gespräch mit Bürgermeister Dr. Andreas Bovenschulte.
Die beiden Zeitzeugen Frau Dr. Eva Umlauf (2. links) und Friedrich Buhlrich mit seiner Frau Bärbel (rechts) und Dr. Martina Höhns (links), Referatsleitung für Interkulturelle und interreligiöse Angelegenheiten im Gespräch mit Bürgermeister Dr. Andreas Bovenschulte. Foto: Senatspressestelle

Eva Umlauf wurde 1942 in einem Arbeitslager für Juden in der Slowakischen Republik geboren. Knapp zweijährig wurden ihre Mutter und sie nach Auschwitz deportiert, wo ihr die KZ-Nummer eintätowiert wurde. Dort kam sie auf die Krankenstation des gefürchteten SS-Arztes Josef Mengele. Ihre Mutter, ihre Schwester und sie sind die einzigen Überlebenden ihrer Familie; ihr Vater und alle weiteren Verwandten wurden von den Nationalsozialisten ermordet. Eva Umlauf studierte später Medizin und zog mit ihrem Mann nach München, wo sie als Kinderärztin und Psychotherapeutin arbeitete. Im März 2016 brachte sie ihre Erinnerungen in dem Buch "Die Nummer auf deinem Unterarm ist blau wie Deine Augen" zu Papier. Im vorigen Jahr sprach sie auch bei den Feierlichkeiten anlässlich der Befreiung des KZ Auschwitz. Ihr Besuch wird von der Bremer Regionalgruppe der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste unterstützt.

Die Kroatische Kulturgemeinschaft Bremen tanzt in der Festhalle.
Die "Kroatische Kulturgemeinschaft Bremen" tanzt in der Festhalle. Foto: Senatspressestelle

Friedrich Buhlrich ist in Bremen bekannt, denn er arbeitet schon lange an der Aufarbeitung eines Bremer Themas. Der 1946 Geborene wurde von einer Gröpelinger Familie adoptiert. Erst Ende der 1960 Jahre erfährt er, dass er drei Halbgeschwister hatte, die den Nationalsozialismus nicht überlebt hatten. Nachdem er begonnen hatte, ihre Geschichte zu recherchieren, wurde klar: Alle drei waren den Medizinversuchen zur "Kindereuthanasie" zum Opfer gefallen. Seither erforscht er die Geschichte der Nervenklink Bremen, aus der das Klinikum Bremen-Ost hervorging. Als Teil der "Nacht der Jugend" wird in diesem Jahr auch an den 85. Jahrestages des sogenannten "Euthanasie-Erlasses" der Nazis erinnert. Als dessen Folge wurden fast 1.000 Bremerinnen und Bremer Opfer menschenverachtender Psychiatrie- und Gesundheitspolitik; die meisten überlebten dies nicht.

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