Jacob-Wolff-Platz – so wird er schon lange von den Bürgerinnen und Bürgern im Bremer Norden genannt. Seit dem heutigen Samstag (9. November 2024) trägt der Jacob-Wolff-Platz in Vegesack auch offiziell diesen Namen. Dabei wurde das Datum der Benennung bewusst gewählt. Der Platz an der Ecke der An der Aumunder Kirche / Neue Straße ist der Standort der ehemaligen Synagoge in Vegesack, die am 10. November 1938 in Brand gesteckt wurde. Der letzte Vorsteher der jüdischen Gemeinde war Jacob Wolff. Eingeladen zur Veranstaltung hatten der Beirat Vegesack und die Vegesacker Zivilgesellschaft, die sich über viele Jahre an dieser Stelle für das Gedenken einsetzen und sich für die Benennung stark gemacht haben.
"Der Name Jacob Wolff steht sinnbildlich für viele Schicksale jüdischer Menschen in Deutschland während der Herrschaft der Nationalsozialisten", betonte Bürgermeister Andreas Bovenschulte im Rahmen der Feierlichkeit. Jacob Wolff war Familienvater und ein angesehenes Mitglied der Vegesacker Gesellschaft. Er betrieb ein Geschäft in der Vegesacker Innenstadt. In Folge der Pogrome verlor er sein Geschäft und damit seine wirtschaftliche Existenz, später auch sein Haus. 1941 wurde er nach Theresienstadt deportiert und dort ermordet. Auch seine Tochter, Erna Rosenbaum, wurde von den Nationalsozialisten nach Sobibor verschleppt und getötet. Allein seine Frau Rosa überlebte die Naziherrschaft, kehrte nach dem Krieg nach Vegesack zurück und lebte hier noch längere Zeit.
"Die Geschichte von Jacob Wolff und seiner Familie ist ein furchtbarer Ausdruck der menschenverachtenden rassistischen Ideologie des Nationalsozialismus. Sie mahnt uns ihrer zu gedenken", betonte Bürgermeister Andreas Bovenschulte. "Und sie mahnt uns, dass wir uns auch heute entschieden allen Neo-Nazis entgegenstellen.“ Die historische Bedeutung des Ortes war im Bremer Norden immer präsent: Durch die Gedenktafeln, später durch eine Skulptur, und vor allem durch die Gedenkveranstaltungen, insbesondere im Zusammenhang mit dem Holocaust-Gedenktag, die hier regelmäßig durchgeführt werden.
"Hinter diesem Engagement stehen der Beirat, das Ortsamt und die Menschen hier vor Ort, die mit viel Engagement und Beharrlichkeit die Aufgabe übernommen haben, das unfassbare Leid und Unrecht sichtbar zu machen, das hier geschehen ist. Sie haben den Platz mit Leben gefüllt", so Bovenschulte.
Das Gedenken sei heute wichtiger denn je. "Leider haben auch hierzulande Israel-Feindlichkeit und Antisemitismus wieder zugenommen, und das nicht erst seit dem Angriff der Hamas am 7. Oktober 2023. Das dürfen und das werden wir nicht tolerieren. Jüdisches Leben hat seinen Platz in Deutschland, Jüdinnen und Juden sind unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger und gehören zu uns. Es ist die Aufgabe unseres Staates, jüdisches Leben und Jüdinnen und Juden in Deutschland zu schützen."
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