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Der Senator für Inneres und Sport

Warum trennt sie sich nicht einfach?

Informationsveranstaltungen zu Gewaltdynamiken in Paarbeziehungen

11.09.2024

Zu Beginn dieser Woche lud das Innenressort ein zu zwei Vorträgen zum Thema Gewaltdynamiken in Paarbeziehungen. Eindrücklich beschrieb die Referentin Svenja Beck die komplexen Mechanismen, die Opfer in gewaltvollen Beziehungen gefangen halten. Ihre Geschichte verdeutlicht, wie zerstörerisch die Mechanismen häuslicher Gewalt sein können. Organisiert wurden die Veranstaltungen in Zusammenarbeit mit der Polizei Bremen, der Ortspolizeibehörde Bremerhaven und der Kooperationsstelle Kriminalprävention.

Im Jahr 2012 geriet das Leben von Svenja Beck völlig aus den Fugen: Sie lernte einen Mann kennen und begann mit ihm eine Beziehung. Wenige Monate später fiel der erste Schlag. Ihr Freund entschuldigte sich und Svenja Beck verzieh ihm. Doch kurze Zeit später wurde er wieder gewalttätig. Svenja Beck erlebte, wie ihre zunächst harmonische Beziehung in Gewalt und Manipulation umschlug. Nach jahrelangem Missbrauch und zwei Tötungsversuchen gelang es ihr, sich endgültig zu trennen und die Polizei einzuschalten.

Damit endete eine Gewaltspirale aus psychischer und physischer Gewalt, die für Außenstehende oftmals nur schwer nachvollziehbar ist. Man fragt sich, wie es gewaltvolle Partner schaffen, dass Frauen so lange mit ihnen in einer Beziehung bleiben. Es stellt sich die simple Frage: Warum trennt sie sich nicht einfach? Dass die Antwort auf diese zunächst einfache Frage weitaus komplexer ist, als man vermuten mag, zeigte der persönliche Vortrag von Svenja Beck.

Im Anschluss gaben die Beratungsstellen "Neue Wege - Wege aus der Beziehungsgewalt" (Bremen) und "Gesellschaft für integrative soziale Beratung und Unterstützung mbH" (Bremerhaven) einen Einblick in ihre Unterstützungsangebote. Auch die im April eröffnete Gewaltschutzambulanz wurde vorgestellt. Diese drei Stellen arbeiten eng mit der Polizei zusammen, um Betroffene frühzeitig aus der Gewaltspirale zu befreien. Seit der Novellierung des Bremischen Polizeigesetzes 2020 übermittelt sie die Daten von Opfern häuslicher Gewalt automatisch an Beratungsstellen, um ihren Ausstieg zu erleichtern.

Die Veranstaltungen richteten sich in erster Linie an Beschäftigte der Polizei, die regelmäßig mit häuslicher Gewalt konfrontiert sind. Sie wurden jedoch auch für soziale Institutionen geöffnet, um das Netzwerk gegen geschlechtsspezifische Gewalt zu stärken. Innensenator Ulrich Mäurer: "Das große Interesse an diesen beiden Veranstaltungen zeigt den hohen Stellenwert der Bekämpfung von geschlechtsspezifischer Gewalt. Mit dem Landesaktionsplan zur Umsetzung der Istanbul-Konvention haben wir uns verpflichtet, Frauen und Mädchen konsequent zu schützen."

Seit der Einführung des Landesaktionsplans hat die Auseinandersetzung mit dem Thema geschlechtsspezifische Gewalt in Bremen an Priorität gewonnen. Die Erfolge zeigen sich in der koordinierten Umsetzung der Maßnahmen und der Zusammenarbeit der Polizeien im Bereich Opferschutz und Hochrisikomanagement. Mäurer: "Gemeinsam wollen wir aufrütteln, informieren und vor allem sensibilisieren. Wir wollen zeigen, wie tiefgreifend die Erfahrungen der Opfer sind, und warum es so wichtig ist, dass wir als Gesellschaft hinsehen, zuhören und vor allem unterstützen."

Ansprechpartnerin für die Medien:
Rose Gerdts-Schiffler, Pressesprecherin beim Senator für Inneres und Sport, Tel.: (0421) 361-9002, E-Mail: rose.gerdts-schiffler@Inneres.Bremen.de