31.05.2000
Die Hochschule Bremen teilt mit:
Am 6. und 7. Juni öffnet sich Vorhang zu Peter Handkes Schauspiel
"Die Stunde da wir nichts voneinander wussten"
Am Dienstag, dem 06. Juni, ist Premiere - und zwar in doppelter Hinsicht: Zum einen gelangt ein Schauspiel nach intensiver Probezeit zur Aufführung, zum anderen ist es das erste Mal, dass die zum Wintersemester 1999/2000 gegründete Theaterwerkstatt der Hochschule Bremen ein Stück einstudierte. Zu sehen ist Peter Handkes Stück "Die Stunde, da wir nichts voneinander wussten", das am 06. und 07. Juni jeweils um 20.00 Uhr im Bremer Theater (Schauspielhaus) aufgeführt wird.
Mit Beginn des WS 99/00 richtete die Hochschule Bremen für Studierende aller Fachbereiche eine Theaterwerkstatt ein. Die Gruppe umfasst ca. 30 Studierende aus verschiedensten Fachbereichen und unterschiedlichsten Semestern. Die meisten von ihnen haben noch keine Theatererfahrung. Die Motivation, einmal wöchentlich in die Theaterwerkstatt zu kommen, hat für die meisten einfach damit zu tun, dass sie Lust haben, Theater zu spielen. Berufliche Perspektiven sehen diejenigen Studierenden, die im Fachbereich Sozialwesen studieren. Das Projekt Theaterwerkstatt wird künstlerisch geleitet von Holger Möller und Roland Huhs.
Seit 1987 unterrichtet Holger Möller, Absolvent der Hochschule Bremen, das Fach "Darstellendes Spiel" an der Gymnasialen Oberstufe des SZ Walliser Straße in Bremen. Er hat einige Jahre beim Landesinstitut für Schulpraxis in der Lehrer-Fortbildung gearbeitet und koordiniert seit 1997 das Bremer Schultheater in seiner
Eigenschaft als Vorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft für das Darstellende Spiel in Bremen. Als einer von drei Autoren hat er den aktuellen Lehrplan für das Darstellende Spiel erarbeitet, außerdem ist er Mitglied der Arbeitsgruppe "Ausbildung an Hochschulen" in der Bundesarbeitsgemeinschaft für Darstellendes Spiel.
Für das Straßentheater-Projekt "Treppentrauma", aufgeführt beim Schultheater der Länder in Dresden, wurde er zusammen mit zwei Kollegen mit dem diesjährigen Friedens- und Kulturpreis der Villa Ichon ausgezeichnet.
Seit 1990 leitet Roland Huhs, Student der Hochschule Bremen, die außer-schulische Theatergruppe "bizarr", die ihre Aufführungen in den letzten Jahren in Kooperation mit dem Kulturzentrum Schlachthof durchgeführt hat. Er war über zwei Jahre am Jungen Theater Bremen tätig und arbeitete über ein Jahr am Bremer Theater als Regiehospitant. 1996 inszenierte er für das Theater Altstadt Münden: "Orpheus in der Unterwelt". Die beiden letzten Inszenierungen: "Romeo und Julia" (1998) sowie "Herr der Fliegen" (1999) wurden zum internationalen Jugendtheaterfestival "Explosive" eingeladen. Die Aufführung "Romeo und Julia" erhielt außerdem die Einladung zum "Theatertreffen der Jugend Berlin".
Aktuelles Theaterprojekt:
Seit Dezember `99 arbeitet die Theaterwerkstatt an dem Schauspiel von Peter Handke. Das Stück aus dem Jahre 1992 ist eine Herausforderung an das Ensemble wie an das Publikum: Denn es ist ein Spiel ohne Worte. Hundert Personen auf einem Platz – das sind hundert Geschichten oder ein paar mehr, die aufblitzen und vorübergehen. - "Die Bühne ist ein freier Platz im hellen Licht. Es beginnt damit, dass einer schnell über ihn wegläuft....", so beginnt Handke dieses Stück, das eine dramatischpoetische Beschreibung einer Zeitspanne im Leben ist, verbracht auf einem Platz, irgendwo.... Ein Liebespaar, eine Schönheit, eine alte Frau mit schwer bepackten Einkaufstüten, einer mit Blindenbrille, zwei Läufer, ein gehetztes Filmteam. Aber auch eine Zirkustruppe aus alten Tagen tritt auf. Sie alle überqueren den Platz, haben eine Geschichte. Vielleicht findet eine Begegnung statt, eine Berührung, die die Zusehenden mehr berührt als die Handelnden, denn die Kommunikation findet im Zuschauer statt. Vielleicht ist es nicht immer eine Phantasie über die Schönheit des Menschen, was der Zuschauer zu sehen bekommt, aber das Berührende des Augenblicks wird ihn in den Bann ziehen.
Zum Inszenierungskonzept:
Das Schauspiel von Peter Handke schafft die Idee und die Rahmenhandlung für unsere Inszenierung. Die Bilder und Geschichten zu unserem Stück haben wir über den Weg der Improvisation selbst gefunden. In einer etwa 60-minütigen Choreographie sind über 350 verschiedene Rollenträger zu sehen, wie sie über die "Plätze der Welt" gehen, laufen, schreiten, verharren.
Generationsübergreifendes Konzept:
Das Stück bekommt seine Farbe durch die Verschiedenartigkeit seiner Protagonisten. Nicht alle Rollen und Geschichten können von unseren Studierende glaubwürdig dargestellt werden, deshalb folgen wir dem Konzept der Hochschule Bremen in der "Öffnung nach außen" und haben Kinder, Jugendliche, Berufstätige und Seniorinnen in das Projekt integriert.