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Die Senatorin für Kinder und Bildung

Ehrung für erfolgreiche Projekte im Wettbewerb "Demokratisch Handeln"

27.05.1999

Pressemitteilung 27. Mai 1999

Für die beim Bundeswettbewerb "Demokratisch Handeln" erfolgreichen sieben Bremer Schulprojekte gibt die Senatorin für Bildung, Wissenschaft, Kunst und Sport, Bringfriede Kahrs, am kommenden Montag einen Senatsempfang.


Der Empfang wird von kurzen Auftritten einer Zirkusgruppe ("Mit Coockie-Airline nach Jokio", IS Leibnizplatz) und einer Kabarettgruppe des SZ Bördestraße eingerahmt. Termin: 31. Mai 1999 um 12.00 Uhr im Rathaus, Festsaal


Die sieben Schulprojekte waren von der Wettbewerbsjury zur "Lernwerkstatt" Demokratie nach Berlin eingeladen worden.

Aus dem gesamten Bundesgebiet hatten sich insgesamt 160 Projekte beteiligt, in denen Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer sich mit "aktuellen Fragen des Schullebens und des Gemeinwesens sowie mit Themen aus dem Spannungsfeld von Politik und Gesellschaft" auseinandergesetzt haben (Lernwerkstatt). Davon wurden 55 nach Berlin eingeladen, darunter sieben Bremer Projekte.


Achtung Redaktionen:


Medienvertreter sind zu dem Empfang herzlich eingeladen. An dem Empfang werden rund 140 Schüler und Lehrer teilnehmen. Die Mitglieder der Schulprojekte werden bei Bedarf über ihre Erfahrungen mit der "Lernwerkstatt" in Berlin sowie über ihre Projekte berichten. Im Anhang zu dieser Pressemitteilung finden sie Kurzbeschreibungen der einzelnen Projekte.


Anhang


Kurzbeschreibungen der sieben Bremer Schulprojekte, die erfolgreich am Bundeswettbewerb "Demokratisch Handeln" teilgenommen haben


Grundschule am Pulverberg:


"BuntGemischt" Die Grundschule am Pulverberg in Bremen/Walle wird von Kindern unterschiedlicher Nationalitäten besucht. Der Bezirk, in dem die Schule liegt, weist gemessen an anderen Stadtteilen einen hohen Ausländeranteil auf. Oft gehen die Schülerinnen und Schüler respektlos miteinander um. Es kommt zu Gewalttätigkeiten und Sachbeschädigungen. Diese Erscheinungsformen waren Anlaß und Ausgangspunkt für die Theatergruppe der Schule (16 deutsche und 6 ausländische Kinder), das Stück "BuntGemischt" gemeinsam zu schreiben und aufzuführen. In diesem "TanzTheaterstück" werden Menschen unterschiedlichen Aussehens geboren: "Blaukarierte", "Rotgetupfte", "Gelbgefleckte" und "Schwarzweiße". Durch das Theaterstück können Schülerinnen und Schüler lernen, das Aussehen, die Weltanschauung und Religion und damit die gesamte Persönlichkeit des Anderen zu respektieren und zu akzeptieren. Es trägt dazu bei, der Gewalt und der Abgrenzungen der Nationalitäten an der Schule entgegenzuwirken. Das Rollenspiel, der Tanz und die Improvisation auf der Bühne eröffnen Kindern mit unterschiedlichem Sprachniveau und Talent die Möglichkeit, sich auszudrücken, sich darzustellen, sich mitzuteilen und Freude und Spaß miteinander zu teilen.


Kippenberg-Gymnasium:


"Nepal-Projekt" Das Nepal-Projekt des Kippenberg-Gymnasiums in Bremen ist eine Hilfsinitiative zur Selbsthilfe. Es geht darum, nepalesischen Kindern eine Schulbildung zu ermöglichen und sie vor Prostitution und früher Kinderarbeit zu bewahren. Seit 1995 betreut das Gymnasium drei Schulen. Durch Geldspenden, die im Rahmen von Schulfesten, Aufführungen u.a. zusammenkommen, ist es möglich, das Schulgeld für besonders gute Schülerinnen und Schüler der Klassen 8 bis 10 zu übernehmen. Der Verbleib an der Schule bietet den Jugendlichen bspw. Schutz vor Werbern von Bordellen. Die Schule hat es sich auch zur Aufgabe gemacht, einen Beitrag zur Verbesserung des Lehrens und Lernens zu leisten. Dies betrifft die Lehrerausbildung ebenso wie die Sanierung der Schulgebäude und die zu benutzenden Lehr-Lernmaterialien. Die schulische Einbindung in Projektwochen gewährleistet über Diavorträge und Schautafeln hinaus, daß die Jugendlichen einen relativ authentischen Einblick in die sozialen und ökonomischen Lebensbedingungen der Nepaleser erhalten, deren Potentiale zur Eigenständigkeit mit dieser Initiative geweckt werden sollen.


Schulzentrum Findorff:


"Kooperation mit einer Schule für geistig Behinderte" "10 Jahre Kooperation in Findorff". Auf diese Zeit blicken behinderte und nicht behinderte Jugendliche zurück, die gemeinsam das Schulzentrum verlassen. In einer Festschrift markieren sie noch einmal die Stationen ihres Weges: Wie verliefen die ersten Begegnungen? Welche Projekte wurden zusammen durchgeführt? Wie wurde in der Presse von dem damaligen Versuch berichtet? Aber auch redaktionelle Aspekte mußten bei der Arbeit beider Klassen bedacht werden: Dazu gehörte es, Fotos zu sichten, Beiträge auszuwählen, Interviews durchzuführen und Fragebögen zu entwickeln. Das Jubiläum hat großes öffentliches Interesse hervorgerufen, zumal kooperative Beschulungsformen wie in Findorff Beispiel geben für Normalität und Integration.


Schulzentrum Huckelriede:


"Schulzentrum Huckelriede bleibt!" Das Schulzentrum Huckelriede in Bremen soll geschlossen werden. Während die unmittelbar von der Schließung betroffenen Jugendlichen sich von der Planung und Untersuchung der Bildungsbehörde ausgeschlossen fühlen, wächst ihr Widerstand. Zusammen mit einem anderen von der Schließung bedrohten Schulzentrum sammeln sie über 6000 Unterschriften und führen Demonstrationen und Kundgebungen durch. Darüber hinaus lassen sie ihr Schulschicksal in der Tagespresse nicht in Vergessenheit geraten, sondern regen durch Leserbriefe zur öffentlichen Diskussion an. Die Aktion "Freier Himmel", bei der alle Schülerinnen und Schüler auf dem Bremer Marktplatz unterrichtet wurden, sollte den Bildungspolitikern eindringlich die Konsequenzen für die Qualität schulischen Lernens vor Augen fuhren. Gespräche mit Bremens Bürgermeister und der Bildungssenatorin folgten. Innerhalb der etablierten Parteien finden sie bspw. in den Grünen Verbündete. Die Jugendlichen mischen sich ein und kämpfen mit demokratischen Mitteln für den Erhalt ihrer Schule. Die Dokumentation ist ein reiner Schülerbeitrag.


Schulzentrum an der Bördestraße:


"Nordbremer Schülerkabarett Anti-Toxin" Wer das Schülerkabarett Anti-Toxin besucht, muß mit Nebenwirkungen rechnen. Hier wird mit live-acts provoziert, es wird zu Lachen gereizt und mancher Seitenhieb ausgeteilt. In unterschiedlicher Formation arbeitet das Kabarett seit 1994 an verschiedenen Programmen. Ihre Themen sind Mißstände an Bremer Schulen und Alltagsbegebenheiten. Aber auch gesellschaftspolitische Anlässe werden aufgegriffen. Die Arbeit und das Lernen der Jugendlichen ist vielseitig und reicht von der Entwicklung der Idee über die Textgestaltung und Pointensetzung bis hin zur szenischen Gestaltung. Mit zeit- und schülerorientierten Themen erreichen die Jugendlichen bei ihren Auftritten das Bremer Publikum und präsentieren einen facettenreichen Humor, der Lachen an die Stelle säuerlicher Mienen setzt.


Schulzentrum Walliser Straße:


"Eine Schule wählt" Mit dem Projekt "Eine Schule wählt" versuchten Schüler des Wirtschaftsleistungskurses am SZ Walliser Straße, sich in "die große Politik" einzumischen. Durch Simulationen der Bundestagswahl leisteten sie einen Beitrag zur Wahlforschung und steigerten die Wahlbeteiligung der wahlberechtigten Schüler bei der Bundestagswahl um 20 Prozent. Zuvor hatten sie in Zusammenarbeit mit dem Statistischen Landesamt und durch Umfragen unter Berufsschülern festgestellt, dass die vergleichsweise geringe Wahlbeteiligung in ihrem Ortsteil Tenever einerseits mit der Sozialstruktur andererseits auch mit einer erkennbaren Wahlenthaltung der Erst- und Zweitwähler zusammenhängt. An der Schule wurde die Bundestagswahl in mehreren Probeläufen "eingeübt". Die Simulation war für die Schüler Anlaß, sich intensiver mit dem politischen Geschehen auseinanderzusetzen. Durch das Projekt konnten Kenntnisse über das Wahlverfahren gewonnen und politische Orientierung der Schüler ermöglicht werden. Über das Wahlverhalten der 16- bis I8jährigen und der ausländischen Jugendlichen, die sich ebenfalls an der "Probewahl" beteiligten, liegen überhaupt keine amtlichen Daten vor. Das Projekt könnte daher auch ein Beitrag zur Wahlforschung sein.


Integrierte Stadtteilschule am Leibnizplatz:


"Vom Schulcircus zur Circusschule" Die Schüler der Integrierten Stadtteilschule am Leibnizplatz haben einen Schulcircus, zwar ohne Tiere, dafür aber mit vielen Artisten, Jongleuren, Akrobaten, Seiltänzern, Einradfahrern, Trapezturnern, Kugelläufern, Schleuderbrettspringern etc. Zwischen 40 und 50 Schüler von der 5. bis zur 10. Klasse tummeln sich dienstagnachmittags in den beiden Turnhallen der Schule auf einer Probebühne. Sie erhalten Unterstützung durch zwei Lehrer und drei Vertreter der Bremer Kleinkunstszene. Mit deren Hilfe entwickeln die Schüler eigene Nummern als Gruppe, zu zweit oder auch alleine. Diese Circusnummern werden in einem mehrtägigen Workshop außerhalb der Schule von allen Beteiligten weiter perfektioniert und dort zu einem Programm zusammengestellt. Der Schulcircus wird immer häufiger zu Auftritten oder kleinen Showeinlagen eingeladen.