03.12.2003
Essstörungen kommen nicht nur bei jüngeren Menschen sondern auch im hohen Alter vor. Wer mit Pflege und Behandlung alter Menschen zu tun hat weiß, dass diese Störungen sogar ein großes Problem darstellen, wenn sie auch in einer dem Lebensalter eigenen Form auftreten: Während bei jüngeren Menschen im ernährungsbedingt heutzutage das Übergewicht ein Hauptproblem darstellt und seelisch bedingte Formen von Essstörungen wie Anorexia und Bulimie immer häufiger vorkommen, so finden wir bei hochbetagten Menschen vor allem das Bild einer Mangelernährung.
Etwa 25 % der gesunden älteren Bevölkerung ist unterernährt und die Prozentzahlen steigen dramatisch auf über 60 % bei den kranken älteren Menschen. So sind Ernährungs- und Essstörungen ein zentrales Thema in der Krankenhausbehandlung älterer Menschen. Aber auch in Pflegeheimen, so haben Untersuchungen gezeigt, weisen etwa 30 bis 50 % aller älteren Bewohnerinnen und Bewohner eine Störung der Nahrungsaufnahme auf.
Es hat sich gezeigt, dass das System der Nahrungsaufnahme beim gesunden alten Menschen extrem verletzlich ist und schon kleinste Essstörungen eine Mangelernährung verursachen. Diese Störungen können zahlreiche medizinische, psychologische und soziale Ursachen haben. Häufigste Ursache einer Essstörung im Alter ist die Schluckstörung (Dysphagie).
Das Erkennen und die Diagnostik einer Schluckstörung ist eine wesentliche Aufgabe der Komplexbehandlung in der Geriatrie. Besonders deutlich wird dies auch bei den Schlaganfallpatienten, die zu einem großen Teil in den Abteilungen der Neurologischen Frührehabilitation und der Geriatrie des Zentralkrankenhauses (ZKH) Bremen Ost versorgt werden: 30 bis 55 % dieser Patienten weisen zumindest in den ersten Wochen nach dem Ereignis eine Schluckstörung auf.
Bei dem Vortrags- und Diskussionsabend zum Thema Essstörungen im Alter wird das Thema Schluckstörungen interdisziplinär von verschiedenen Fachleuten des ZKH Bremen Ost dargestellt: Zunächst wird Dr. Schaller als Chefarzt der Geriatrie über die Ernährungssituation alter Menschen und das allgemeine Problem der Essstörungen mit ihren Folgen berichten. Oberarzt Dr. Ebke von der Neurologischen Frührehabilitation wird das Thema Essstörungen aus neurologischer Sicht behandeln und Frau Feldhusen von der Psychosomatischen Klinik wird die Essstörung aus der Sicht der Psychosomatik betrachten. Im Gegensatz zu den Essstörungen bei jungen Menschen, die in ihrer Behandlung äußerst komplex und schwierig sind, lässt sich die Essstörung in der Geriatrie, wenn als Ursache eine Dysphagie erkannt ist, z. T. mit einfachen Maßnahmen behandeln. Zur Therapie von Schluckstörungen wird deshalb die Logopädin Frau Löns einige wichtige Aspekte vorstellen.
Die Fortbildungsreihe Essstörungen im Krankenhaus, die mit Fütterungsproblemen beim Säugling begann, geht mit dem Vortrag zu Essstörungen im Alter zu Ende. Die Veranstaltung findet statt am 10.12.03 um 19.30 Uhr im Konferenz-Raum I des ZKH Bremen-Ost, Züricherstr. 40. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bremer Krankenhäuser, Fachleute und interessierte Laien sind herzlich eingeladen. Der Eintritt ist kostenlos.
Organisiert wurde die Veranstaltungsreihe von sieben Krankenhäusern im Land Bremen und dem Senator für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales.