Senatorin Stahmann: Weitere Plätze sind in Vorbereitung
05.03.2015Acht Monate nachdem der Beirat Mitte im Juli 2014 der Einrichtung eines Übergangswohnheims für Flüchtlinge in der Löningstraße zugestimmt hat, kann die Einrichtung jetzt nach umfassenden Umbaumaßnahmen ihren Betrieb aufnehmen. Sozialsenatorin Anja Stahmann hat sie heute (5. März 2015) an den Träger ASB übergeben, vertreten durch Einrichtungsleiterin Mageda Abou-Khalil. Das kernsanierte Gebäude bietet auf vier Stockwerken Platz für 50 Menschen in 16 Appartements. Alle verfügen über abgetrennte Küchenbereiche mit Küchenzeilen sowie eigene Sanitäreinrichtungen mit Dusche und WC. Im Erdgeschoss sind Räume für Betreuungszwecke hergerichtet, daneben stehen Kellerräume zur Verfügung.
"Wir haben in den vergangenen zwei Jahren für rund 1.400 Flüchtlinge Wohnungen gefunden, und trotzdem rund 1.000 zusätzliche Plätze in Übergangswohnheimen und Notunterkünften eingerichtet", sagte Sozialsenatorin Anja Stahmann. "Wir hatten im Jahr 2012 noch drei Übergangswohnheime, Ende 2015 werden es 30 sein." Allein im Jahr 2015 seien 1.500 neue Plätze in Einrichtungen konkret in Vorbereitung.
Gleichzeitig betonte sie, dass die Zahl aller Flüchtlinge, die das Land Bremen in den Jahren seit 2008 bis heute aufgenommen hat, nicht einmal einem Prozent der Bremer Bevölkerung entspricht (knapp 6.000 Flüchtlinge bei rund 650.000 Einwohnern). "Wir haben es also mit einer großen Herausforderung für die Sozialverwaltung zu tun, aber gleichzeitig objektiv noch immer sehr wenige Menschen bei uns aufgenommen", betonte Senatorin Stahmann vor diesem Hintergrund. Für die positive Aufnahme der Flüchtlinge sei sie sehr dankbar: "Ich bin froh, dass es so viele Bremerinnen und Bremer gibt, die sich ehrenamtlich für die Flüchtlinge einsetzen, Patenschaften übernehmen, Deutschkenntnisse vermitteln, kleine Fahrradwerkstätten betreiben oder sich der Kinderbetreuung widmen."
Die Beweggründe, die Immobilie für Flüchtlinge herzurichten, liegen auch im persönlichen Bereich des Investors: "Ich bin gut bekannt mit einer Familie aus dem Iran, die in den 1980er Jahren geflohen ist", sagte Theo Bührmann aus der Geschäftsführung der Bührmann-Gruppe. "Da habe ich habe sehr eng mitbekommen, wie schwierig es ist, seine Heimat zu verlassen und in einem unbekannten Land ein neues Leben aufzubauen." Eine freundliche Unterkunft sei ein erster wichtiger Schritt zum Ankommen in der neuen Umgebung.
Der weitere Ausbau von Immobilien für Flüchtlinge
Mitte des Monats wird dann der erste Trakt des Verwaltungsgebäudes auf dem Klinikum Bremen-Mitte zum Übergangswohnheim ausgebaut sein. Wichtigster Vorteil aus Sicht der Bewohner ist, dass sie dann nicht mehr mit Mahlzeiten versorgt werden, sondern selbst einkaufen und kochen können. Außerdem stehen durch den Umbau 20 weitere Plätze zur Verfügung.
Parallel werden die Vorbereitungen zur Nutzung der Messehalle 4.1 weiter vorangetrieben. So wird Vorsorge dafür getroffen, dass dort bei Bedarf in den letzten Märztagen bis zu 150 Menschen vorübergehend ein Dach über dem Kopf finden können. Die "Messe Bremen" bereitet sich darauf vor, abgetrennte Räume einzubauen sowie sanitäre Anlagen und Duschkabinen. Die Halle könnte dann bis Ende April genutzt werden. Bis dahin sollen die neue Erstaufnahmeeinrichtung an der Alfred-Faust-Straße sowie das frühere Bundeswehrhochhaus mit insgesamt deutlich über 300 Plätzen bezugsfertig sein. Außerdem mieten zahlreiche Flüchtlinge Wohnungen an. So hat die Stadt Bremen im vergangenen Jahr mit der Unterstützung von Wohnraumvermittlern in jedem Übergangswohnheim mehr als die Hälfte aller Schutzsuchenden in eigenem Wohnraum unterbringen können.
Die aktuellen Zugangszahlen
Sozialsenatorin Anja Stahmann richtet sich derzeit darauf ein, dass das Land Bremen im laufenden Jahr rund 4.000 bis 5.000 Flüchtlinge aufnehmen wird, davon 80 Prozent in Bremen und 20 Prozent in Bremerhaven. Für die erwartete Steigerung gibt es bereits deutliche Anhaltspunkte: "Anders als in früheren Jahren hat es in den Wintermonaten keinen Rückgang der Zugänge gegeben", sagte die Senatorin. Stattdessen hätten im Vergleich zu den Monaten Januar und Februar mehr als dreimal so viele Menschen Zuflucht in Bremen gefunden (Januar/Februar 2014: 207; Januar/Februar 2015: 661).
Die Zahlen des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF), das von 250.000 Asylanträgen bundesweit ausgeht, hält Senatorin Anja Stahmann durch die aktuelle Entwicklung für "weit überholt". Bremen nimmt nach dem Königsteiner Schlüssel 0,96 Prozent aller Flüchtlinge in der Bundesrepublik auf. Auf der Grundlage der BAMF-Prognose wären das 2.400 im Jahr 2015 und damit kaum mehr als 2014, als 2233 Flüchtlinge dem Land Bremen zugewiesen worden sind.
Im Januar kamen rund 37 Prozent aller Flüchtlinge aus Syrien (allein: 25 Prozent), Afghanistan, Irak und Eritrea, und etwa 32 Prozent aus den Ländern des Balkan (Kosovo [allein 14 Prozent], Serbien, Albanien, Mazedonien).
Fotos: Senatorin für Soziales, Kinder, Jugend und Frauen