Vor zwei Wochen wurde während einer Veranstaltung unter dem Titel "Grauzonen. Stolpersteine für Wehrmachtsgeneräle?" in der Landeszentrale für politische Bildung über den Stolperstein zur Erinnerung an den Generalleutnant Hans Graf von Sponeck diskutiert. Sponeck hatte im Dezember 1941 einen Führerbefehl verweigert und so seine Einheit vor der Vernichtung durch die Rote Armee bewahrt. Er wurde abgesetzt und im Januar 1942 wegen Befehlsverweigerung zum Tode verurteilt. Zwar wurde die Strafe in sechs Jahre Festungshaft umgewandelt, doch Sponeck wurde nach dem 20. Juli 1944 auf Befehl Heinrich Himmlers erschossen. Die Befehlsverweigerung und die letztliche Hinrichtung Sponecks waren ursprünglich die Gründe für die Verlegung eines Stolpersteins vor seiner ehemaligen Dienstvilla in Bremen-Horn.
Eine Untersuchung des Historikers Erik Grimmer-Solem zeigte nun, dass Sponeck sich zwar gegen einen aus seiner Sicht unsinnigen Befehl Hitlers zur Wehr setzte, dass dies aber keineswegs mit einer grundsätzlichen Opposition gegen das Regime und dessen rassistische Vernichtungspolitik einher ging. Im Gegenteil: Sponeck war verantwortlich an der Durchführung des so genannten Kommissarbefehls und den Massenmorden an der jüdischen Bevölkerung beteiligt, was ihn in den Kontext Vernichtungskrieg der Wehrmacht und der damit einhergehenden Kriegsverbrechen stellt.
Der Initiator des Projektes, der Kölner Künstler Gunter Demnig, fordert daraufhin, dass der Stolperstein zur Erinnerung an Graf Sponeck entfernt wird. Dies sollte nach der Podiumsdiskussion geschehen. Nun ist der Stolperstein bereits von Unbekannten entfernt worden, die Hintergründe sind unklar. Die Träger des Projektes Stolpersteine, die Landeszentrale für politische Bildung Bremen sowie der Verein "Erinnern für die Zukunft e. V." erstatten Strafanzeige gegen unbekannt.
Kontakt
Dr. Barbara Johr
Projektleitung Stolpersteine Bremen
Landeszentrale für politische Bildung
Osterdeich 6
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