Nach nur acht Wochen Umbauzeit steht das ehemalige Bundeswehrhochhaus an der Falkenstraße ab sofort als Notunterkunft für Flüchtlinge und Asylbewerber zur Verfügung. Sozialsenatorin Anja Stahmann hat das Haus heute (Donnerstag, 28. Mai 2015) an den Träger AWO übergeben. In den kommenden Tagen werden hier insgesamt 150 Flüchtlinge einziehen, die zuvor in der Messehalle untergebracht waren. Sie kommen in 66 Einzel- und Doppelzimmern sowie mehreren Familienzimmern für bis zu sechs Personen unter. Darüber hinaus sind 40 Notplätze für den Bedarfsfall eingerichtet, die vorübergehend genutzt werden können.
"Ich bin der GEWOBA ausgesprochen dankbar, dass sie sich die Aufgabe zutraut, diese herausragende Immobilie zu erwerben und sie mit so kurzem Vorlauf hergerichtet hat", sagte Anja Stahmann, Senatorin für Soziales, Kinder, Jugend und Frauen. Das Haus befindet sich nach wie vor im Besitz der Bundesanstalt für Immobilienangelegenheiten und wird kostenfrei zur Nutzung bereitgestellt. Für die kommenden drei Jahre soll es erste Anlaufadresse und gleichzeitig Durchgangsstation für Flüchtlinge und Asylbewerber werden, die in Bremen heimisch werden wollen. "Ich freue mich, dass der Bund damit seine Zusage einhält, die Kommunen bei der Aufnahme von Flüchtlingen und Asylbewerbern zu entlasten", sagte Anja Stahmann weiter.
Peter Stubbe, Vorstandsvorsitzender der GEWOBA, sagte: "Wir sehen es als unseren Auftrag, das Land Bremen bei der Unterbringung von Flüchtlingen zu unterstützen. Darüber hinaus verbinden wir mit dem Kauf des Bundeswehrhochhauses die Absicht, langfristig bezahlbaren Wohnraum zu schaffen."
Als Notunterkunft werden lediglich die unteren sechs von insgesamt 15 Etagen des Gebäudes genutzt, das in den vergangenen fünf Jahren weitgehend leer stand. Die übrigen Etagen sind verschlossen. Die oberen vier der sechs genutzten Etagen verfügen über eigene Kinderspielflächen, Aufenthaltsräume und Teeküchen. In den unteren beiden Etagen befinden sich Verwaltung, Wohnberatung, der Raum für medizinische Untersuchungen sowie die gemeinschaftlichen Sanitäranlagen. Ein Spielplatz im geschützten Außenbereich soll Mitte Juni fertiggestellt sein. Das Essen für die Bewohner wird aus einer zentralen Küche angeliefert. Für den Umbau war es unter anderem erforderlich, die komplette Trinkwasseranlage in allen sechs Stockwerken zu erneuern sowie gemeinschaftliche Sanitäranlagen einzurichten. Zeitweise waren bis zu 150 Handwerkerinnen und Handwerker gleichzeitig im Einsatz.
"Das Bundeswehrhochhaus ist ein wichtiger Baustein bei der Unterbringung der Flüchtlinge in Bremen, aber nicht der einzige", sagte Anja Stahmann. Angesichts der auf hohem Niveau weiter steigenden Zugangszahlen müssten pro Monat für rund 150 bis 200 Menschen Plätze in Gemeinschaftsunterkünften geschaffen werden, "auch wenn es uns derzeit gelingt, Monat für Monat 100 bis 150 Menschen in Wohnungen zu vermitteln". Insgesamt seien für die kommenden zwölf Monate rund 1400 Plätze konkret in der Umsetzung und mit den Beiräten abgestimmt. Darunter ist unter anderem das leerstehende Hartmannstift in Vegesack, das mit rund 180 Plätzen voraussichtlich ab Spätsommer vorübergehend genutzt werden kann, ein Appartementhaus in der Neustädter Grünenstraße mit 130 Plätzen sowie die Turnhalle der Schule an der Reepschlägerstraße in Blumenthal mit 100 Plätzen. Die drei Modulbau-Standorte werden mit zusammen 240 Plätzen ausgebaut, darüber hinaus entstehen 100 Plätze in Findorff, rund 200 auf der Kaserne Huckelriede, 120 weitere in einem früheren Seniorenheim in Bremen Nord, 160 Plätze in Hemelingen und knapp 100 in Huchting. Weitere Standorte mit mehreren Hundert Plätzen sind in Vorbereitung.
Seit Jahresanfang bis einschließlich gestern, 27. Mai 2015, hat das Land Bremen 1.588 Flüchtlinge und Asylbewerber aufgenommen, dreimal so viele wie im Vorjahreszeitraum. Nach wie vor ist Syrien das bedeutendste Herkunftsland (519 Personen), gefolgt von den vier Balkan-Staaten Albanien (262), Kosovo (236), Serbien (184) und Mazedonien (77). Damit stammt etwa die Hälfte aller Flüchtlinge im Jahr 2015 aktuell aus den Balkan-Republiken. Es folgen in absteigender Reihenfolge Afghanistan (72), Ägypten (51), Eritrea (42), Iran (31), Somalia (26) und Russische Föderation (23). Nach dem Königsteiner Schlüssel nimmt Bremen derzeit 0,96 Prozent aller Flüchtlinge auf, die in der Bundesrepublik einreisen. Die Verteilung zwischen den Städten Bremen und Bremerhaven ist im Verhältnis 80 zu 20 geregelt.
Fotos: Pressereferat Sozialsenatorin