Heute (Mittwoch, 11. November 2015) haben Ärztinnen und Ärzte damit begonnen, die ersten Flüchtlinge in Bremen gegen Grippe zu impfen. In der Notunterkunft "Brinkmann Hallen" in Woltmershausen betreuten zwei Impfteams die Flüchtlinge. Insgesamt leben derzeit 220 Erwachsene und 80 Kinder in der ehemaligen Tabak-Fabrik. Rund 80 von ihnen machten von dem Angebot heute Gebrauch. Es wird in den Einrichtungen mehrere Termine geben, die immer vorher bekanntgemacht werden.
Angesichts einer möglichen Grippewelle hatten sich Gesundheitssenatorin und Gesundheitsamt dazu entschlossen, die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission und des Robert-Koch-Instituts umzusetzen und dieses Präventionsangebot zu machen.
Senatorin Eva Quante-Brandt war beim Start der Impfaktion vor Ort, um sich ein Bild zu machen und mit Beteiligten zu sprechen. "Es ist eine logistische Herausforderung für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie für die vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer. Aber ich bin sicher, dass es eine gute Entscheidung ist, damit die Menschen in den Unterkünften gut geschützt sind."
Insgesamt 50 Impfteams werden zunächst bis Mitte Dezember 2015 in den Notunterkünften und Übergangswohnheimen Erwachsene und Kinder ab sechs Monaten gegen Masern, Mumps, Röteln und die saisonale Grippe impfen. Rund 4.000 Flüchtlinge sollen den Impfschutz erhalten.
Jedes Impf-Team besteht aus sechs ehrenamtlichen Helfern, darunter befinden sich mindestens zwei Ärzte. "Wir liegen gut in der Zeit", erklärte die Senatorin. "Eine Grippewelle beginnt normalerweise in den ersten Monaten des Jahres, deshalb soll man nicht zu früh mit der Impfung beginnen, damit der Impfschutz auch bis März hält." Mit der Aktion werde zunächst in den Notunterkünften und Übergangswohnheimen begonnen. "Die Impfung ist ein medizinisches Angebot, das auf freiwilliger Basis erfolgt. Erfahrungsgemäß werden Impfungen von den Flüchtlingen aber gut angenommen."
In der vergangenen Woche wurden im Gesundheitsamt mehr als 200 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer über die Impfaktion informiert und in die konkreten Aufgaben eingewiesen. Sie alle haben auf den gemeinsamen Aufruf der Ärztekammer und des Gesundheitsamtes reagiert und bieten ihre ehrenamtliche Hilfe an. In der Gruppe befinden sich Ärzte, Krankenschwestern, medizinische Fachangestellte, Studierende sowie weitere Freiwillige.
Senatorin Quante-Brandt dankte ihnen für ihr Engagement: "Ich freue mich sehr darüber, dass Sie uns dabei helfen, diese wichtige Arbeit zu leisten. Die medizinische Versorgung der Flüchtlinge befindet sich in Bremen auf einem guten Niveau, worauf ich sehr stolz bin. Damit wir angesichts der großen Herausforderungen die Versorgung weiterhin sicherstellen können, sind wir auf die vielen Ehrenamtlichen angewiesen, die uns und den Menschen in Not etwas Kostbares schenken: ihre Zeit."
Die Impfung der Flüchtlinge sei wichtig: "Ein großer Teil der Flüchtlinge kommt ohne einen ausreichenden Impfschutz nach Deutschland. In ihren Herkunftsländern wie Syrien oder Afghanistan ist das Gesundheitssystem zusammengebrochen. Da die Flüchtlinge in den Unterkünften auf engstem Raum zusammenleben, steigt das Infektionsrisiko."
Neben der Grippeimpfung ist die medizinische Versorgung der Flüchtlinge wie folgt geregelt:
Erstuntersuchungen
Die Erstuntersuchung beinhaltet eine orientierende körperliche Untersuchung insbesondere unter dem Blickwinkel, ob eine ansteckungsfähige Erkrankung vorliegt. Bei Bedarf werden die Flüchtlinge zur weiteren diagnostischen Abklärung an Fachärzte oder in Kliniken überwiesen. Schwangere werden zur weiteren medizinischen Betreuung an niedergelassene Gynäkologen überwiesen.
Sprechstunden für akute Beschwerden:
Bei Bedarf werden die Patientinnen und Patienten an die niedergelassenen Ärzte überwiesen. Täglich sind mobile Sanitäter-Teams der Bundeswehr an mehreren Standorten im Einsatz. Darüber hinaus wird der öffentliche Gesundheitsdienst derzeit von ehrenamtlichen Ärztinnen und Ärzten, Fachpersonal und Wohlfahrtsverbänden personell und organisatorisch unterstützt. All diesen Engagierten sprach die Gesundheitssenatorin ihren Dank aus. Das gesellschaftliche Ziel sei eine möglichst frühe Integration: "Integration geschieht nicht nur durch Spracherwerb und Bildung, sondern auch durch Zugang zu medizinischer Versorgung. Niemand darf ausgegrenzt werden."
Foto: Senatorin für Gesundheit