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Götz Lemberg öffnet Türen zum Hören / Klangtranstase: Puppen bringen die Glocke zum Klingen

03.07.2000

Musikfest Bremen GmbH teilt mit:

Wer die Türe zur Glocke öffnet, öffnet Türen in neue Hörwelten. Ein 70 Meter langes Labyrinth ist der Eingang in die Klang-, Licht- und Raum-Installation Klangtranstase des Berliner Künstlers Götz Lemberg. Sieben reelle und drei akustische Türen in dem immer engeren und dunkleren Gang stimmen den Besucher ein. Götz Lemberg macht den Weg frei für ein einmaliges Erlebnis.


An Bremens traditionellem Ort für klassische Musik, der Glocke, formt der Berliner Künstler aus den Geräuschen des täglichen Lebens durch Elektronik, Rausch und Licht begehbare Klangkunstwerke. Die Musikfest Bremen GmbH und die Glocke Veranstaltungs-GmbH wollen mit ihrer Entscheidung für die Klangtranstase das Konzerthaus neuen Kunstrichtungen öffnen. In Lembergs Installationen werden Bildende Kunst, Neue Musik und Elemente des Theaters verbunden.


Vor zwei Jahren entschloss sich Ilona Schmiel, Geschäftsführerin der Glocke Ve-ranstaltungs-GmbH und der Musikfest Bremen GmbH, Götz Lemberg das Konzert-haus zur Installation freizugeben. "Wir stehen am Anfang des 21. Jahrhunderts, die Klangtranstase ist ein Schritt in die Zukunft. Mit der Installation erarbeitet sich jeder Besucher fremde Hörwelten und neue Erfahrungen." Ein Angebot, das Götz Lemberg nicht ausschlagen konnte: "Wenn man mir ein ganzes Konzerthaus anbietet, muss ich zugreifen." Nach zweijähriger Planung bildet die Klangtranstase vom 1. Juli an das Crescendo zum 11. Musikfest Bremen. In der Installation spiegelt sich auch das Konzept des Festivals. Professor Thomas Albert, Intendant des Musikfest Bremen,sagt dazu: "Mit ungewöhnlichen Projekten sprechen wir in ungewöhnlichen Veranstaltungsorten neue Besuchergruppen an. Die Klangtranstase bietet ein sinnliches Erlebnis – weltweit einmalig!"


Schon das Foyer ist umfunktioniert – hier sammelt Götz Lemberg Stimmen und Töne. In der Liebeskammer, einem Kasten auf Stelzen mit ausgesägten schmalen Gängen, ist von innen ein dunkler, unübersichtlicher Raum, in dem man sich nur vorsichtig bewegen kann, gefüllt mit Geräuschen, Gedichten und Gesprächen, die wir üblicherweise mit Liebe in Verbindung bringen. Eine Blumenwiese aus unscheinbaren Übertöpfen bringt den Satz "Ich bin eine Blume" zum Klingen, immer wieder anders gesprochen und gesungen. Oder der weiße Raum: Er ist ein akustischer Spiegel für die Alltags-Geräusche von außen, Straßenbahnen, Stimmengewirr, Fahrräder.


Im repräsentativen Großen Saal im ersten Stock kehrt Götz Lemberg zu seinem Ausgangspunkt zurück: dem Menschen, der hört und auf die Klänge seiner Umwelt reagiert. Schaufensterpuppen sitzen auf den Plätzen der Musikliebhaber. Die Puppen machen die ungeliebten Nebengeräusche eines Konzertes: Husten, Niesen, Tütenrascheln, Reden. Aber sie bejubeln auch das Puppen-Quartett auf der Bühne. Doch erst wenn die "wirklichen" Besucher der Klangtranstase flüstern, gehen, reden, singen, kommentieren, kommt Bewegung in den Saal. Die Puppen haben ein offenes Ohr für Töne und geben sie verfremdet wieder. Reagieren die Besucher nicht, schweigen auch die Puppen.


Im Kleinen Saal verbindet Götz Lemberg seine in der Klangtranstase thematisierte Herangehensweise an Klang und Musik mit der musikalischen Tradition des Konzerthauses. Natur- und Alltagsgeräusche, elektronische Bearbeitungen und eigenständige Rhythmen steigern sich zu einer Hörsinfonie. Unergründliche Lichtquellen aus dem Dunkel des Raums geben dem Saal eine neue bewegliche Architektur, durch die sich die Besucher in die Klangwelt hineinbewegen können. Am Ende ver-lassen sie die Installation durch einen Tunnel der Stille, der in den Glockengarten zwischen Konzerthaus und Dom mündet. Hier klingt plötzlich nichts mehr so wie früher.