17.12.1999
Die Bremer Touristik-Zentrale GmbH (BTZ) teilt mit:
Der Tourismus boomt – bis zum Jahr 2005 wird es im Land Bremen rund 7000 neue Arbeitsplätze in dieser Branche geben. Etwa 16 000 Menschen werden dann im Tourismus arbeiten. Schon im kommenden Jahr wird es eng: Eine kleine Umfrage der Bremer Touristik Zentrale und des Bremerhavener Instituts für Tourismus und Freizeitforschung erbrachte eine erstaunliche Resonanz: Von 24 befragten Unternehmen in Bremen und Bremerhaven gaben 13 einen zusätzlichen Bedarf an insgesamt 2000 neuen Mitarbeitern allein im EXPO-Jahr 2000 an. Auf Einladung des Senators für Arbeit und des Senators für Wirtschaft und Häfen trafen sich jetzt Vertreter der Bildungsträger, Arbeitsämter und Arbeitgeber im Comfort Hotel im Bremerhavener Fischereihafen zu einem Forum "Arbeitgeber – Tourismus", um zu klären, wie die Diskrepanz zwischen den vielen offenen Stellen und der großen Zahl an Arbeitssuchenden kurzfristig zu überbrücken ist.
"Mit unseren Investitionen im Land Bremen liegen wir richtig, wir schaffen Arbeitsplätze", sagte Staatsrätin Sybille Winther vor der hochkarätig besetzten Diskussionsrunde. Diese Arbeitsplätze jedoch müssten auch mit qualifizierten Mitarbeitern besetzt werden. Sie forderte die Arbeitgeber auf, gemeinsam mit Bildungsträgern und Arbeitsämtern Strategien zu entwickeln, um nicht nur kurzfristige Bedarfe decken zu können.
Zunächst einmal hapert es an der Ausbildung: Junge Leute kämen mit falschen Vorstellungen in den Berufsbereich Tourismus. Knochenarbeit sei es, Überstunden, Arbeit an Sonn- und Feiertagen und nicht mal gut bezahlt, räumten die Arbeitgeber ein. Dennoch könne der Arbeitnehmer hier auch viele gute Erfahrungen sammeln: das Bewusstsein, das Aushängeschild des Betriebes zu sein, Erfolgserlebnisse und Teamarbeit seien positive Aspekte. "Der Tourismus hat keine Lobby, und das, wo er sich zum größten Arbeitgeber im Lande entwickelt", bemängelte Peter Siemering, Geschäftsführer der Bremer Touristik Zentrale.
Gezieltes Marketing sei notwendig, um ein Umdenken von der Produktionsgesellschaft in eine Dienstleistungsgesellschaft zu fördern. Ein erster Schritt in diese Richtung könne es sein, Assessment-Center für junge Leute einzurichten, sagte Siemering. "Alle, die Arbeit suchen, könnten hier testen, ob diese Branche für sie in Frage kommt", sagte Siemering. Überschaubare Anforderungsprofile der Arbeitgeber schafften mehr Klarheit für die jungen Leute und einen Grund, sich für diesen Berufszweig zu entscheiden.
Ein weiterer Schritt könne die Schaffung eines neuen Lehrberufes sein. "Wir würden sehr gern ausbilden, doch die Dinge, die wir vermitteln können, stehen in keinem Lehrplan", sagte Siemering. "Jemand, der weiß, wie man eine Reise nach Mallorca plant, weiß noch lange nicht, wie man eine Reise in die Lüneburger Heide organisiert." Ein weiteres Ergebnis dieses Forums: Die Industrie- und Handelskammer Bremerhaven sagte ihre Unterstützung bei der Entwicklung eines neuen Lehrberufes zu, um junge Menschen gezielter ausbilden zu können.
Doch wie sieht der ideale Arbeitnehmer in der Tourismusbranche aus? "Pfiffig" soll er sein, einsatzbereit, flexibel und freundlich, und er soll Spaß an der Arbeit haben, ein "Allrounder", der nicht unbedingt eine hohe fachliche Qualifikation mitbringen muss, sondern durch seine freundliche Wesensart und Einsatzbereitschaft überzeugt, so die Vorstellungen der Arbeitgeber. "Solche Anforderungen reichen nicht aus, um gezielt auf dem Arbeitsmarkt nach Arbeitskräften zu suchen", sagte Christian Hawel, Leiter des Arbeitsamtes in Bremen. Er forderte die Arbeitgeber auf, sich konkrete Gedanken über definierbare Anforderungsprofile zu machen. Um kurzfristig den Bedarf in Bremen und Bremerhaven zu decken, wollen die Arbeitsämter und der Senator für Arbeit die Arbeitgeber einladen, einen Pool zu gründen, der Bedarfe und Wünsche beider Seiten sammelt und aus dem erfolgreich vermittelt werden kann.
Langfristig könne nur auf konkret formulierte Anforderungen reagiert werden, sagte Gerlinde Hammer von der Universität Bremen (Kooperation Uni/Arbeiterkammer). Die Arbeitgeber müssten sich einen Überblick über ihre Personalentwicklung und eine Bedarfsplanung machen. Eine weitere Umfrage und Ansprache der Arbeitgeber im Tourismusbereich soll Klarheit verschaffen und Arbeitskräfte vermittelbar machen.