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Sonstige

Ist es Brustkrebs oder nicht?

29.11.2002

Welche Rolle spielt die Pathologie bei der Diagnostik von Brusttumoren?

Die Zahlen sind erschreckend: Jährlich erkranken in Deutschland etwa 46.000 Frauen an Brustkrebs. Diese Krankheit sorgt Jahr für Jahr für mehr als 17.000 Todesfälle. Im Durchschnitt sind die Frauen 63 Jahre alt, wenn die Diagnose gestellt wird. Angesichts dieser Tatsachen haben die Spitzenverbände der gesetzlichen Krankenkassen vor kurzem beschlossen, ab 2003 für alle Frauen zwischen 50 und 69 Jahre ein qualitätsgesichertes, flächendeckendes Mammographie-Screening anzubieten. Internationale Studien zeigen, dass durch ein qualitätsgesichertes Mammographie-Screening in dieser Altersgruppe und bei einer entsprechend hohen Teilnahmerate von 70 Prozent die Zahl der Todesfälle um 20 bis 30 Prozent zurückgeht. Die Entscheidung der Krankenkassen, das Screening vom nächsten Jahr an stufenweise einzuführen, fußt unter anderem auch auf den Erfahrungen, die aus dem ersten deutschen Mammographie-Screening-Projekt in Bremen gewonnen wurden. Das Projekt läuft im März 2003 aus.


„Das Brustkrebs-Screening-Programm ist komplex und führt nur durch eine interdisziplinäre Kooperation zum gewünschten Erfolg. Hierbei spielt die Pathologie als medizinisches Fach eine Schlüsselrolle. Sie liefert die härteste Information über eine mögliche Erkrankung“, sagt Professor Dr. Ulrich Bonk, Direktor des Instituts für Pathologie im Zentralkrankenhaus St.-Jürgen-Straße. Er veranstaltet am 7. Dezember im Hörsaal der Inneren Medizin des Zentralkrankenhauses das Symposium „Erstes Mammograhie-Screening-Projekt in Deutschland – Erfahrungen, Ergebnisse und Aussichten nach einem Jahr“. Der Pathologe arbeitet von Beginn an in dem Bremer Modellprojekt Mammographie-Screening mit. „Wir begutachten die Gewebeproben der auffälligen Befunde bei der Mammographie, führen eine interne Doppelbefundung mit zwei spezialisierten Fachärzten durch und ordnen das Ergebnis einer Kategorie der bislang in Deutschland nicht angewandten 5-Punkte-Skala zu, wobei die Kategorie 1 ein normaler Befund und die Kategorie 5 ein bösartiger ist“, erklärt Bonk. Die dritte Begutachtung der aus der Brust entnommenen Gewebsstanzen erfolgt einmal wöchentlich im Hörsaal der Pathologie im Beisein der Mitarbeiter des Mammographie-Screening-Zentrums, der Radiologen des Projektes sowie der Radiologen der Bremer Kliniken und der operierenden Frauenärzte. Nach dieser interdisziplinären Sitzung werden die Gewebeproben zu einer vierten externen Begutachtung an das Institut für Pathologie der Universität Münster geschickt. Hier erfolgt ebenfalls eine Beurteilung nach der international angewendeten 5-Punkte-Skala.


Nur diese Mehrfachbefundung, so ist sich Professor Bonk sicher, gewährleistet eine sichere Diagnose und ermöglicht den betroffenen Frauen, eine angemessene Therapieentscheidung zu treffen. Gerade vor dem Hintergrund des 1997 aufgeflogenen Skandals um einen Essener Pathologen, der reihenweise bösartige Veränderungen in den Gewebeproben von Frauen „entdeckt“ hatte, sei eine mehrfache Befundung mehr als sinnvoll. Schätzungsweise 300 Frauen wurden seinerzeit in Essener Kliniken aufgrund des einseitigen Befundes des Pathologen die Brüste amputiert, obgleich sie nicht krebskrank waren.


Das Bremer Institut ist in Deutschland nach Angaben von Bonk zur Zeit das einzige, das eine mehrfache Beurteilung von Gewebeproben mit externer Doppelbefundung durchführt. Deshalb sei der wissenschaftliche Austausch darüber im Rahmen des Symposiums überaus wichtig, um die Erfahrungen und Ergebnisse an andere Spezialisten weiterzugeben.


Darüber hinaus wird es am Freitag, dem 6. Dezember, von 15 bis 17 Uhr im Hörsaal des Zentrums für Innere Medizin des Bremer Zentralkrankenhauses St.-Jürgen-Straße für Interessierte eine Podiumsdiskussion zum Thema „Brustkrebs oder nicht? – Welche Rolle spielt die Pathologie bei der Diagnostik von Brusttumoren?“ geben, an der unter anderem Dr. Lawrence von Karsa als Leiter der Planungsstelle „Mammographie-Screening“ bei der Kassenärztlichen Bundesvereinigung teilnehmen wird. Bonk abschließend: „Wir hoffen mit dieser öffentlichen Veranstaltung die Diskussion um ein flächendeckendes Mammographie-Screening durch sachgerechte Aufklärung der betroffenen Frauen aber auch anderer interessierter Menschen sinnvoll zu ergänzen.“


Weitere Informationen:
Pressestelle des Zentralkrankenhauses St.-Jürgen-Straße
Helga Loest, Tel.: 0421 / 4973231/ Fax: 0421 / 4974009
E-mail: helga.loest@zkh-bremen-mitte.de