11.06.2004
Durchleuchtet und ausgezeichnet: Gütesiegel „Kooperation für Transparenz und Qualität im Krankenhaus (KTQ®)“ für das Klinikum Bremen-Nord gGmbH
„Welches Krankenhaus bietet die beste Behandlung für eine spezifische Erkrankung? Wie ist die medizinische Ausstattung und welche besonderen Angebote gibt es außerdem? Wie gut ist die Qualität der Leistungen? Fragen, die Patienten, Angehörige, niedergelassene Ärzte und Krankenkassen beschäftigen, wenn sie sich für ein Krankenhaus entscheiden. Um ein hohes Maß an Transparenz zu schaffen, um die Leistungen ständig zu prüfen und zu verbessern hat sich das Klinikum Bremen-Nord im März 2004 dem Zertifizierungsverfahren durch die KTQ® unterzogen.
Heute (Freitag, 11.06.2004) hat es das Gütesiegel in Anwesenheit von der Senatorin für Gesundheit, Karin Röpke, verliehen bekommen.
„In Deutschland gibt es 2.200 Krankenhäuser, 66 davon wurden bisher zertifiziert, inklusive der Gütesiegel für konfessionelle Häuser. Wir sind glücklich und stolz, dass wir eines davon sind und dass Patienten sicher sein können, bei uns einen hohen Standard zu finden“, sagte Uwe Schmidt, kaufmännischer Geschäftsführer des Klinikum Bremen-Nord.
„Nach der Zertifizierung ist vor der Zertifizierung. In drei Jahren folgt die zweite Runde. Eines unserer Ziele ist jetzt, die Aufnahme von Patienten zu verbessern, indem wir Wartezeiten verkürzen durch effiziente Diagnosen“, betont Anette Weinert. Die Pflegerische Geschäftsführerin ist selbst ausgebildete Visitorin für die Prüfung anderer Krankenhäuser im Bundesgebiet.
Ausgezeichnet wurde das Klinikum im Bremer Norden unter anderem für seine interdisziplinären Ansätze – Abteilungen und verschiedene Berufsgruppen arbeiten eng zusammen, um Patienten ganzheitlich zu versorgen, zum Beispiel im Gefäßzentrum, in der Gastroenterologie und in der Frauenklinik.
Fortschrittliche Altersmedizin
Herausragend, auch im Verhältnis zu anderen Kliniken, sei die Altersmedizin, so die Einschätzung der Zertifizierer. Das Klinikum Bremen-Nord verfüge über eine der fortschrittlichsten Kliniken für Medizinische Geriatrie und Rehabilitation mit Tagesklinik.
Das Besondere: hier beginnt die Entlassungsplanung schon mit der Aufnahme. „Unser Ziel ist, dass ältere Menschen wieder in ihrer häuslichen Umgebung leben können“, erklärt Chefarzt Prof. Dr. Norbert Wrobel. Dies gelinge bei 70 bis 80 von 100 Patienten – gerade bei Patienten mit vielfachen Erkrankungen sei dies ein ungewöhnlich gutes Ergebnis. Der Altersmediziner führt dies auch darauf zurück, dass es in seiner Klinik einen standardisierten Behandlungsplan gibt, nach dem ein interdisziplinäres Team Hand in Hand arbeitet. Wird zum Beispiel ein Schlaganfall-Patient eingeliefert, wird er drei Tage von verschiedenen Spezialisten umfassend eingeschätzt: die Physiotherapie prüft die Bewegungsfähigkeit, die Ergotherapie Alltagsfähigkeiten, die Neuropsychologie die Hirnleistung, die Sprachtherapie die Sprache und das Schlucken, die Pflege die Selbsthilfefähigkeit, die Ärzte die gesamte medizinisch-gesundheitliche Verfassung. Gemeinsam wird genau festgelegt, wer, was, wann und wie behandelt. Patienten und Angehörige werden von Anfang an einbezogen. Mit dem Sozialdienst werden frühzeitig häusliche Bedingungen ausgelotet. Patienten, die schon wieder zuhause übernachten, aber noch Hilfe brauchen, werden in der Tagesklinik weiter betreut (medizinisch, mit Bewegungs- und Sprachtraining und mehr).
Vor der Entlassung checkt die Klinik in besonderen Fällen bei Hausbesuchen, ob die Menschen zu Hause zu Recht kommen: Muss im Bad ein Griff angebracht werden, wie kann die Küche umgestellt werden oder welche Stufen müssen weg?
Weniger Unfälle durch Sturzursachen-Forschung
Als einzige Klinik in Bremen erforscht das Klinikum Bremen-Nord seit 2000 die Ursachen für Stürze im Krankenhaus. Gerade ältere Menschen verlieren in fremder Umgebung leicht die Orientierung, stolpern und stürzen. Deshalb wurden neue Orientierungssysteme und Nachtbeleuchtungen installiert und höhenverstellbare Betten angeschafft, die dem gewohnten Bett von zuhause angeglichen werden. Im Rahmen eines vom BMGS (Bundesministerium für Gesundheit und Soziales) geförderten Projektes untersucht die Klinik für Medizinische Geriatrie zusammen mit 25 weiteren Kliniken in Deutschland weitere Sturzindikatoren, um die Rate senken zu können.
Dekubitus-Gefahr verringert
Als einzige Klinik in Bremen erfasst das Klinikum Bremen-Nord seit 1998 systematisch die Dekubitus-Rate. Das Personal wurde eigens geschult und es wurden Spezial-Matratzen angeschafft. Erfreulich: die Dekubitus-Rate ging um fünf Prozent zurück – nur noch einer von 100 Patienten leidet an einem Geschwür, das durch Druckbelastung beim langen Liegen entstehen kann.
KTQ: Verfahren und Hintergrund
Krankenhäuser in Deutschland sind gesetzlich dazu verpflichtet, ein Qualitätsmanagementsystem nachzuweisen. Um diesen Nachweis zu erbringen, nutzen über 60 Prozent aller Krankenhäuser, die sich zertifizieren lassen wollen, das KTQ® -Verfahren. Kriterien wie Qualitätsmanagement, Patientenorientierung oder Krankenhausführung werden in einer ersten Beurteilungsphase durch Selbsteinschätzung hinterfragt, im zweiten Schritt nehmen Visitoren anderer Kliniken eine Fremdbewertung vor.
Stimmen beide Beurteilungen und die hohen Qualitätsansprüche von KTQ® überein, wird das Krankenhaus ausgezeichnet. KTQ® bedeutet Kooperation und Transparenz im Krankenhaus. Die KTQ®-gGmbH ist eine Gesellschaft der Spitzenverbände der Krankenkassen, der Bundesärztekammer, der Deutschen Krankenhausgesellschaft und des Deutschen Pflegerates. Diese entwickelten das freiwillige Zertifizierungsverfahren KTQ®, unterstützt vom Bundesgesundheitsministerium mit 767 Millionen Euro. Das Besondere: Im Internet veröffentlicht jedes zertifizierte Krankenhaus den Qualitätsbericht. Patienten, Angehörige, Ärzte oder Krankenkassen können sich so über Stärken und Schwächen informieren. Die Berichte enthalten unter anderem Angaben über die Ausstattung, die Häufigkeit von Operationen, Personalführung, Hygienestandards, Patientenorientierung.