Singapur, Kopenhagen, der indische Hafen Kandla, Brunsbüttel oder doch Bremerhaven? Diese fünf Häfen waren nominiert und die Frage war, wer erhält die Auszeichnung "Hafen des Jahres", die jährlich vom internationalen Netzwerk für die Wohlfahrt der Seeleute (International Seafarers Welfare and Assistance Network, ISWAN) verliehen wird?
"Zu unserer großen Freude können wir heute (24.06.2016) bekannt geben, dass diese weltweite Auszeichnung an Bremerhaven geht", freut sich Martin Günthner, Senator für Wirtschaft, Arbeit und Häfen, und fährt fort: "Es sind die Seeleute selbst, die die Wahl getroffen haben und damit der Arbeit, die für sie geleistet wird, ihre besondere Wertschätzung zeigen." Denn bei diesem Preis gehe es nicht um Umschlagszahlen oder Effizienz, sondern um das Wohlergehen der Seeleute, die unter besonders herausfordernden Bedingungen ihrer Arbeit nachgehen.
Es gibt weltweit rund 1,6 Millionen Männer und Frauen, die zur See fahren. Diese sind über Wochen, teilweise auch über Monate großen Belastungen ausgesetzt, wie wechselnden Zeitzonen und unterschiedlichen klimatischen Bedingungen, beengtem Lebensraum und eingeschränkte Freizeitmöglichkeiten an Bord. Hinzu kommt die Trennung von Familie und Freunden. "Oft fehlt es trotz fortschreitender Digitalisierung an frei verfügbaren Internetzugängen und Handynetzen", erklärt Werner Gerke, Seemannspastor in Bremerhaven. Deswegen bietet die Seemannsmission einen kostenlosen Internetzugang und internationale Telefonkarten, damit die Seeleute während ihrer Aufenthaltszeit in Bremerhaven Kontakt mit der Heimat halten können.
Auch bei kurzen Liegezeiten lohnt sich für Seeleute ein Landgang in Bremerhaven. Die Terminalbetreiber im Container- und Autohafen leisten einen kostenlosen Shuttleservice zum Seemannsclub. Aus den anderen Teilen des Hafens holt die Seemannsmission die Seeleute ab. Sehr beliebt sind auch Fahrräder, die im letzten Jahr vom Nautischen Verein zu Bremerhaven gespendet wurden. Sie können kostenlos im Seemannsclub ausgeliehen werden.
Bereits auf dem Schiff werden Seeleute durch Lotsen, Wasserschutzpolizei und Hafenärztlichen Dienst auf die Angebote der Seemannsmission und des Hafens aufmerksam gemacht. Geschätzt wird auch die zügige Bearbeitung in Visaangelegenheiten durch die Bundespolizei. Zusammen mit Vertreterinnen und Vertretern der Gewerkschaft, der Berufsgenossenschaft, der Hafenwirtschaft und Hafenverwaltung und der Seemannsmission bilden sie den Sozialbeirat des Hafens. Regelmäßig unterstützt dieser insbesondere die Arbeit der Seemannsmission.
"Das Wohlergehen der Seeleute ist vielen Beteiligten im Hafengeschehen ein wichtiges Anliegen", fährt Gerke fort. "Ein wunderbares Beispiel dafür war die Feier zum ‚Day of the Seafarer‘ in der vergangenen Woche. Mehr als 150 Personen trafen sich dazu im Seemannsclub ‚Welcome‘, die Hälfte davon Seeleute, die andere Gäste aus dem Hafen und der Stadt. Freiwillige Helfer aus dem Nautischen Verein betreuten den Grill, Schülerinnen und Schüler der Seefahrtsschule Elsfleth und des Lloydgymnasiums sind im Basketball und Tauziehen gegen internationale Mannschaften verschiedener Schiffe angetreten, angefeuert von den Cheerleadern der Eisbären, des Basketballteams aus Bremerhaven. Die Schiedsrichter waren Mitarbeiter von EUROGATE. So konnte der Seemannsclub ‚Welcome‘ seinem Namen alle Ehre machen."
25.000 Seeleute im Seemannsclub "Welcome", 6.816 Übernachtungen und 14.984 Tagesgäste im Seemannsheim, 1.270 Besuche an Bord der Schiffe, 1.136 Weihnachtspäckchen, so lesen sich die Zahlen der Arbeit in der Seemannsmission und ihres Pastors Werner Gerke. Dazu kommen unzählige Gespräche in Krisensituationen, Besuche im Krankenhaus, die Betreuung in religiösen Anliegen sowie Führungen für Besuchergruppen, die sich über die Arbeit im Hafen informieren wollen.
"Mein großer Dank gilt Pastor Gerke und seinem Team sowie allen Beteiligten im Hafen für ihr enormes Engagement für die Seeleute", so Günthner. "Durch diese breit aufgestellte Unterstützung ist es möglich, die vielen zur See fahrenden Menschen so herzlich aufzunehmen. Und als Hafensenator freut es mich, dass wir uns als international renommierter Standort auch auf der menschlichen Seite einen so positiven Ruf erarbeitet haben."
Robert Howe, Geschäftsführer von bremenports, nahm den Preis stellvertretend in Manila in Empfang.
Hinweis:
Für Rückfragen steht Ihnen Seemannspastor Werner Gerke gerne unter der Telefonnummer 0162-96 95 635 zur Verfügung.