27.01.2006
Über "Frauen in Theresienstadt" spricht am kommenden Montag (30. Januar) um 20 Uhr die angehende Prager Historikerin Anna Hájková im Wall-Saal der Zentralbibliothek (Am Wall 201). Die von Vera und Dirk Harms moderierte Veranstaltung findet im Rahmen des Programms zum "27. Januar – Gedenktag der Opfer des Nationalsozialismus" statt. – Obwohl die Hälfte der Häftlinge im Ghetto Theresienstadt Frauen waren, ist deren Situation wenig erforscht. Anna Hájkovás Vortrag basiert auf einer Analyse von 40 Interviews der damals jungen Tschechinnen jüdischer Herkunft. Sie fragt nach den wichtigsten Aspekten im Alltag der Frauen, nach ihrer Rolle in Familien und Arbeitskollektiven im Ghetto und wie sie diese empfanden. Sie untersucht die Veränderung der gesellschaftlichen Rolle der Frauen gegenüber der Zeit vor der Deportation und welche geschlechtspezifischen Überlebensstrategien sie in Theresienstadt entwickelten. Abschließend widmet sie sich der Frage der geschlechtspezifischen Machtverhältnisse der Theresienstädter Jüdischen „Selbstverwaltung“, in der Frauen, die zuvor in den Kultusgemeinden aktiv waren, keine offiziellen Posten bekleideten.
Anna Hájková, 1978 in Prag geboren, studiert gegenwärtig Geschichte, Anglistik und Soziologie an der Humboldt-Universität / Berlin. Seit 2000 ist sie Mitarbeiterin des Instituts Theresienstädter Initiative (Prag), das sie in Deutschland vertritt. Sie arbeitete außerdem für das Berliner Zentrum für Antisemitismusforschung und die Gedenkstätte Neuengamme. Sie forschte zu den niederländischen Juden in Theresienstadt, dem antijüdischen Verfolgungsapparat der SS im sog. Protektorat und den Niederlanden, Frauen in Theresienstadt und Überlebendenverbänden in der Nachkriegstschechoslowakei.