Die Senatorin für Wirtschaft, Häfen und Transformation
Wachstumsmotor und Jobmaschine: Senator Nagel legt Konzept „Zukunft Hafen“ vor
26.09.2007
Innere Hafenentwicklung und bessere Hinterlandanbindung Schwerpunkte künftiger Infrastrukturentwicklung
Mit dem Bau der Kaiserschleuse und der Fertigstellung des Container-Terminals 4 werden die wesentlichen Großprojekte für die Entwicklung der bremischen Häfen abgeschlossen. Schwerpunkte künftiger Investitionspolitik muss eine Verbesserung der inneren Hafenentwicklung und eine Verbesserung der Hinterlandanbindungen sein, um alle Möglichkeiten der Häfen in Bremerhaven und Bremen optimal nutzen zu können. Dies sind die Kenaussagen des strategischen Hafenentwicklungskonzept „Zukunft Hafen – Bilanz und Ausblick“, das die staatliche Hafenmanagementgesellschaft bremenports im Auftrag des Senators für Wirtschaft und Häfen erstellt und Senator Ralf Nagel heute (26.9.2007) vorgestellt hat. „Wirtschaftliche Zukunft, Haushaltssanierung und politische Eigenständigkeit des Landes sind untrennbar mit dem Welthafen Bremen/Bremerhaven verbunden. Das ökonomische Potenzial der Häfen muss deshalb konsequent genutzt werden“, so der Senator für Wirtschaft und Häfen, Ralf Nagel. „Mit dem jetzt vorgelegten Papier haben wir eine Grundlage für die weitere Diskussion geschaffen.“
In einer knappen Bilanz hob Nagel hervor, dass sich die bremischen Häfen in ausgezeichneter Form präsentieren.
„Erfolg von Wirtschaftspolitik misst sich besonders an positiven Effekten für den Arbeitsmarkt. Jeder dritte Arbeitsplatz in Bremerhaven hängt am Hafen und jeder fünfte in Bremen. Auch deshalb ist die Entwicklung der Häfen besonders hervorzuheben: Allein in direkt dem Umschlag zugeordneten Bereichen werden 2007 – wie im Vorjahr – mehrere hundert neue Arbeitsplätze entstehen. Dies trägt unmittelbar zum Abbau der Arbeitslosigkeit bei. Und diese Entwicklung ist längst nicht zu Ende,“ sagte Nagel mit Verweis auf die absehbaren Effekte der derzeit laufenden Großprojekte.
Neben den arbeitsmarktpolitischen Effekten überzeuge der zentrale Bereich der hanseatischen Wirtschaft durch
- hohe Wettbewerbsfähigkeit der maritimen Logistikwirtschaft;
- starkes Wachstum des Umschlags und
- zeit- und kostengerechte Umsetzung von Großinvestitionen.
In Bremen und Bremerhaven wurden 2006 rund 65 Millionen Tonnen Seegüter umgeschlagen. Mit zweistelligen Zuwachsraten konnten dabei deutliche Marktanteilsgewinne gegenüber den Konkurrenzhäfen Hamburg, Rotterdam und Antwerpen erzielt werden.
Container-Terminal 4 und KaiserschleuseDer CT 4 als größtes Einzelprojekt in der Geschichte der bremischen Häfen (Planungs- und Baukosten: rund 500 Millionen Euro) wird 14 Monate vor Plan fertig. In Verbindung mit dem 2006 beendeten Bau der Wendestelle auf der Weser sind die Voraussetzungen für weiteres Wachstum an der Containerkaje geschaffen worden. Weil Teile der Anlage schon jetzt für den Umschlag genutzt werden, spricht viel dafür, dass Bremerhaven bereits in diesem Jahr an der 5-Millionen-TEU-Marke „kratzen“ wird (Umschlag 2006: 4,4 Millionen TEU).
Gleichzeitig zeige das CT 4 aber auch die Grenzen bremischer Hafenerweiterungen: Der Terminal grenzt direkt an die Landesgrenze zu Niedersachsen. Nagel: „Umso deutlicher fällt vor diesem Hintergrund Bremens Bekenntnis zum JadeWeserPort aus.“
Mit dem Bau der Kaiserschleuse, für den rund 233 Mio. Euro veranschlagt sind, wird noch in diesem Jahr begonnen, die Fertigstellung soll 2010 erfolgen. Der Schleusenneubau zeigt den Kunden aus der Automobilindustrie und Seeschifffahrt, dass Bremerhaven sich als weltgrößter Autohafen im Überseeverkehr offensiv dem Wettbewerb stellt.
Innere Hafenentwicklung / BremerhavenNach Fertigstellung von CT 4 und der Vertiefung der Außenweser-Fahrrinne um etwa einen Meter wird sich der Handlungsbedarf u.a. auf den wertschöpfungsintensiven Autohafen Bremerhaven konzentrieren. Schon kurzfristig werden die Stellflächen nicht mehr ausreichen, wenn der Standort den Anforderungen des Marktes gerecht werden will.
Hinzu kommt, dass das stetige Wachstum an den Kajen auch auf den Straßen und Schienen im Hafengebiet erkennbar ist. Mit 30 Prozent mehr Containern auf der Hafenbahn in 2006, zunehmendem Bedarf an Vorstau- und Abfertigungsflächen in und vor den Terminals sowie anwachsenden Sperrzeiten durch geschlossene Bahnübergänge sind einige Aspekte benannt, die zum Handeln auffordern.
In diesem Zusammenhang unterbreitet bremenports drei Vorschläge, die gründlich zu prüfen sind:
- Aufhebung der Straßen Am Nordhafen und Am Erzhafen und Bau einer neuen Hafenrandstraße sowie Verlegung der Franziusstraße. So würden im stadtbremischen Überseehafengebiet Bremerhaven neue Flächen für die wachsende Zahl von Fahrzeugen frei.
- Verlegung der Bahnhöfe am Nordhafen und am Kaiserhafen, um weitere Areale zu erschließen.
- Nutzung des Weserport-Sees, um neue Stellflächen zu schaffen. Vor einer Entscheidung über die Zukunft dieses Gebiets sind die Interessen von Wirtschaft und Arbeitsmarkt sorgfältig mit den Interessen des Naturschutzes abzuwägen.
Innere Hafenentwicklung / Bremen-StadtAuch die Häfen in Bremen-Stadt profitieren vom Boom der Seeverkehrsmärkte. In 2006 haben konventioneller Stückgut- und Massengutumschlag ebenfalls zweistellige Zuwachsraten erreicht. Bremen-Stadt behauptet sich seit Jahren als deutscher Marktführer im Umschlag konventioneller Stückgüter (darunter Röhren, Stahlprodukte, Holz und Maschinen) und hat auch bei den Massengütern (Erze, Kohle und Mineralölprodukte) stark zugelegt.
Deshalb muss auch der Standort Bremen-Stadt auf zusätzliches Hafengeschäft vorbereitet werden.
Zu prüfen ist in diesem Zusammenhang:
- die Überwindung der räumlichen Trennung zwischen dem Neustädter Hafen und dem Güterverkehrszentrum: Hier ist angedacht, den Umschlag im Neustädter Hafen und die hochwertigen logistischen Dienstleistungen des GVZ zu einem multimodalen Logistikzentrum zu verknüpfen, das in seiner Art in Deutschland einzigartig wäre.
- falls ein Unternehmen zusätzliche Seegütermengen dauerhaft und in größerem Umfang auf die Neustädter Häfen zieht, könnte die Fläche über eine Verfüllung des Lankenauer Hafens erweitert werden.
Entwicklungsmöglichkeiten bestehen auch im Industriehafen, der mit einem jährlichen Umschlag von 6,5 Millionen Tonnen große Bedeutung für den Standort hat und die Heimat von etwa 50 Firmen ist, die rund 3000 Menschen beschäftigen. Handlungsbedarf gibt es hier bei der Verkehrsanbindung, bei der Schaffung größerer, marktgerechter Wassertiefen, bei der Zuordnung von Flächen und in einem verstärkten Marketing.
Hinterlandanbindungen verbessernStraße, Schiene und Wasserwege sind bisher nicht auf die Ladung von morgen vorbereit. Offensichtlich wurde der beispiellose Boom an den Kajen vom Bund so nicht erwartet.
Im Bereich Straße haben die Komplettierung des Bremer Autobahnrings (A 281) und der zügige sechsstreifige Ausbau der A 1 Vorrang.
Im Bereich Schiene spricht sich das Konzept unter anderem für den Ausbau von Bahnanlagen im Bereich Bremerhaven-Speckenbüttel, die Beseitigung von Engpässen am Bahnknoten Bremen (Hauptbahnhof) durch eine Güterumgehungsbahn, den zweigleisigen Ausbau der Strecke Oldenburg – Wilhelmshaven und den zügigen Ausbau der Y-Trasse aus.
Auch beim umweltfreundlichen Binnenschiffsverkehr gibt es dringenden Handlungsbedarf: Es ist nicht akzeptabel, dass Europas viertgrößter Containerhafen Bremerhaven bisher nur minimal von der Anbindung über die Mittelweser profitieren kann. Ein wirtschaftlicher (und umweltfreundlicher) Transport von Containern ist zwischen Bremen und Minden bisher nicht möglich. Der Bund hat angekündigt, die Anpassung des Flusses für deutlich größere Binnenschiffe voranzutreiben und die Schleusen in Dörverden und Minden bis 2012 vergrößern zu lassen.
Als weiteren Schwerpunkt künftiger Häfenpolitik bezeichnete Nagel die Stärkung des Logistikstandortes Land Bremen. Durch die günstige geographische Lage profitiere Bremen bereits jetzt von der Boom-Branche, die nach wie vor einen klaren Wachstumstrend verzeichne. „Gemeinsam mit der Wirtschaft werden wir einen Masterplan Logistik entwickeln, um die exzellenten Chancen Bremens bestmöglich zu nutzen."