Sie sind hier:

Sonstige

Neue Ausgabe des Bremischen Jahrbuchs liegt vor

14.12.2007

Erschienen im Selbstverlag des Bremer Staatsarchivs

„Bremen ist besser“ – so steht es auf einem witzigen Loriot-Plakat aus dem Jahr 1963, aktuell zu finden in der neusten Ausgabe des Bremischen Jahrbuchs. In dem nun vorliegenden Band 86 stellt Adolf E. Hofmeister in seinem Beitrag „Aus der Tätigkeit der Werbeabteilung des Norddeutschen Lloyd“ Zeichnungen vor, die Vicco von Bülow (Loriot) 1963 für die „BREMEN“ (V) angefertigt hat und die den Weg ins Staatsarchiv Bremen gefunden haben. Das Bremische Jahrbuch wird stets Ende eines Jahres vom Staatsarchiv Bremen in Verbindung mit der Historischen Gesellschaft Bremen herausgegeben. Anspruch der Redaktion ist es, historisch Interessierten abwechslungsreiche und spannende Lektüre zur bremischen Geschichte zu bieten. Auch in dem neusten Band kann sich der Leser auf wissenschaftliche Präzision verlassen.


Im Aufsatzteil finden sich Arbeiten vom Frühmittelalter bis zur NS-Zeit. Konrad Elmshäuser untersucht mit Anmerkungen zu einem angeblichen Diplom Ludwigs des Frommen von 832 die Frühgeschichte des Raumes Bremen Nord und seine frühen Beziehungen zum Kloster Corvey. Hans Hermann Meyer geht unter dem Titel „Die blutige Hochzeit von Habenhausen“ eingehend der Vorgeschichte und den Folgen einer Massenschlägerei nach, die sich 1663 im Bremer Landgebiet ereignete und die ein gut protokolliertes gerichtliches Nachspiel hatte. Die Baugeschichte der heute verschwundenen Bremer Kaufmannsvilla am Osterdeich 2, mit der die Bebauung dieser Villengegend begann, stellt Henning Wätjen anhand von Briefen, Rechnungen und Plänen vor.


Zwei Arbeiten sind der Bremer Wirtschaftgeschichte gewidmet: Das wirtschaftgeschichtlich vielschichtige Beziehungsgeflecht zwischen Hafen und Hinterland hat der englische Historiker Robert Lee am Beispiel der regionalen Strukturen in Bremen im Jahrhundert von 1815-1914 untersucht. „Soll und Haben“ – unter diesem kurzen und prägnanten Titel bietet der bekannte Bremer Schifffahrtshistoriker Christian Ostersehlte in einer grundlegenden Studie eine Wirtschaftgeschichte des Norddeutschen Lloyd von der Gründung 1857 bis zur 1970 erfolgten Fusion mit der Hapag.


Auch die jüngere Sozial- und Zeitgeschichte kommt nicht zu kurz. Bettina Schleier zeigt am Beispiel der Freischule am Buntentorsteinweg, wie dort in den Jahren 1850-1912 die Urbanisierung Landgemeinden in die Stadt einbezog. „Im Dienst an ‚Bremens Deutscher Sendung’?“ Diese Frage stellt der Hamburger Historiker Helmut Stubbe da Luz an die Geschichte der Historischen Gesellschaft Bremen in der NS-Zeit. Noch immer gehören wissenschaftliche Vereine und Verbände zu den wenig erforschten Bereichen der Alltagsgeschichte der NS-Zeit. Umso wichtiger sind hier neuere Studien. In die gleiche Richtung gehen die Forschungen von Thomas Elsmann, der die Ausstellungspraxis der Staatsbibliothek Bremen in der NS-Zeit untersucht hat und nach ihrer Funktion bei der nationalsozialistischen Identitätsbildung fragt.
Wie gewohnt informiert der Rezensionsteil über wichtige Neuerscheinungen zur bremischen Landesgeschichte, weitere Titel und Forschungen werden angezeigt.


Bremisches Jahrbuch Band 86 (2007), Selbstverlag des Staatsarchivs
Bremen, 392 Seiten, Ladenpreis 25 Euro, ISBN 978-3-925729-50-8