Wo Frösche quaken, Pferde wiehern und der Horneburger Pfannkuchenapfel (Apfel des Jahres 2016) geerntet werden kann – da ist die neue Kompensationsfläche "Zu den Holzackern" in Alt-Arsten. Das Baugebiet Arsten Süd-West (Hans-Hackmack-Straße / Egon-Kähler-Straße) hat sich in den letzten 20 Jahren enorm entwickelt. Innerhalb dieser Neubauflächen ist Platz für etwa 700 Wohneinheiten. Zurzeit befinden sich die letzten Wohnungen, innerhalb der Interhomes-Siedlung an der Bezirkssportanlage TuS Komet/Arsten, im Bau. Da die notwendigen Ausgleichsmaßnahmen nicht alle vor Ort realisiert werden konnten, wurden in Alt-Arsten, zwischen der Arster Landstraße und dem Arster Weserdeich etwa 57.000 Quadratmeter Acker- und Grünlandfläche aufgekauft und 1999 zu dem Zweck der Kompensations-Poolbildung erstellt. Mit folgenden Zielen: erlebbare naturnahe Flächen, mit feuchten Eichen-Hainbuchenwald, Röhrichten, Feuchtbrachen und Kleingewässern unter anderem zur Sicherung und Entwicklung der Amphibienvorkommen durch Verbesserung des Ganzjahreslebensraums.
"Kompensationsmaßnahmen sind ein sinnvolles und wichtiges Instrument, um ein Ausgleich für den Neubau von Infrastruktur zu schaffen. So kann sichergestellt werden, dass möglichst wenig Naturraum verloren geht", sagte Umweltsenator Joachim Lohse anlässlich seines Besuches vor Ort. "Es freut mich, dass sich der Verein Arster Freizeitgestaltung für die Streuobstwiese engagiert und so regionale, alte Obstsorten erhält und pflegt", sagte er weiter.
Die 57.000 Quadratmeter große Fläche wurde bis zu der aktuellen Umgestaltung durch 38.000 Quadratmeter Acker, 17.000 Quadratmeter Grünland und 1.000 Quadratmeter Hecken (Knick) und 1.000 Quadratmeter halbtrockenen Grabenmulden geprägt. Das Gestaltungskonzept knüpft an die dörfliche Landschaftsstruktur an, das heißt kleinteilige Grünlandinseln für die extensive Pferdehaltung, Gehölzinseln und Hecken, sowie vielfältige Wasser- und Sumpfstrukturen, als auch Obstbaumwiesen mit historischen Obstbäumen. Für die circa 8.000 Quadratmeter Wasser- und Sumpfflächen mussten 36.000 Kubikmeter Boden mit Raupen und Bagger bewegt werden. Auf den nördlich entstandenen "Warften" – leicht erhöhte Erdmodellierungen in weichen Formen - wachsen Gehölze zu Waldinseln heran. Auf den südlich gelegenen Warften entstehen die Streuobstwiesen. In den "Tälern", den Grünlandinseln, grasen und galoppieren die Pferde. Der Referent für gebietsbezogene Naturschutzaufgaben der Naturschutzbehörde Bremen, Peter-Bernd Hentschel, freut sich nicht nur über die nach langer Zeit endlich erreichten Umweltziele, die eine ökologische Vernetzung zwischen Krimpelsee und Arster Weserdeich ermöglichen, sondern auch darüber, dass hier mit dem Arster Freizeitverein soziale Effekte erreicht und mit einem therapeutischen Reiterhof die Nachbarschaft aktiv eingebunden und für das Projekt begeistert werden konnten. Hentschel: "Nun muss noch die letzte Lücke im Wegenetz geschlossen werden und auf den restlichen Flächen ebenfalls eine ökologische Aufwertung stattfinden."
Projektsteuerer und Prokurist der Hanseatische Naturentwicklung GmbH (h a n e g), Dipl. Ing. Hans-Ulrich Müller: "Als Gesellschaft der Stadtgemeinde Bremen haben wir die Herstellung der Kompensationsmaßnahmen ausgeschrieben und garantieren mit geeigneten Pflege- und Bewirtschaftungsmaßnahmen in die Zukunft gerichtet das Erreichen der gesetzten Entwicklungsziele. Dazu gehört auch die Verpachtung der Kultlandschaftsteile an geeignete Nutzer, beziehungsweise Nutzergruppen."
Der Landschaftsarchitekt Gerd Schwagereit vom planungsbüro schwagereit hat dieses besondere Landschaftsbild, mit seinen vielfältigen Nutzungsformen im Auftrag der haneg geplant und die bauliche, sehr individuelle, Umsetzung betreut. Schwagereit: "Die Bagger- und Raupenfahrer der Firma Schumacher & Wellbrock hatten wegen den großen Herausforderungen an den freien Geländeformen sehr viel Freude. Die vielfältigen Gestaltungsformen, wie Hügel und Täler, Wiesen und Wäldchen, Teiche und Gräben, werden durch das ebenso vielfältige Nutzungskonzept gefördert." Mit dem therapeutischen Reiterhof sallja und der Pferdegruppe Winter kann das Grünland extensiv gepflegt werden und die Spaziergängerinnen und Spaziergänger erfreuen sich an den Pferden. Der Verein Arster Freizeitgestaltung e.V. konnte als Träger für die 7.500 Quadratmeter Streuobstwiesen gewonnen werden. Frank Schwarz, der 1. Vorsitzende, freut sich auf das ökologische Stadtteilprojekt. Schwarz: "Der Verein darf 50 Patenschaften für die 50 historischen Obstbaumsorten vergeben." Informationen gibt es bei der Geschäftsstelle in Arsten, unter www.arsterfreizeit.com oder unter 0421/ 696 206 75. Schwarz: "Die Nachfrage nach Patenschaften läuft sehr gut an. Es wäre toll, wenn die Kompensationserweiterung bald realisiert würde, so dass wir dann 80 Obstbäume für die Bienen und Paten haben."
Foto: Schwagereit