19.03.2008
Beatrix Schwehm für „Luise – eine deutsche Muslima“ ausgezeichnet
Die Bremer Filmemacherin Beatrix Schwehm gehört zu den diesjährigen Grimme-Preisträgern. Das hat heute die Jury des ältesten und renommiertesten deutschen Fernsehpreises in Düsseldorf bekannt gegeben. Die Bremerin erhält die Auszeichnung für ihre Dokumentation „Luise – eine deutsche Muslima“ in der Kategorie Informationssendungen/Kultur. Für den 44. Grimme-Preis wurden insgesamt 12 Produktionen des Fernsehjahrganges 2007 ausgewählt. „Ich gratuliere der Preisträgerin herzlich und freue mich sehr, dass wieder einmal ein Grimme-Preis nach Bremen vergeben wurde“, so Bürgermeister Jens Böhrnsen. Die Verleihung für den Fernsehpreis findet am 4. April in Marl statt.
Der Film „Luise – eine deutsche Muslima“ erzählt von einer deutschen Patchwork-Familie und ihren typischen Nöten; „aber es könnte sein, dass man es nicht gleich bemerkt“, heißt es in der Begründung der Jury. Jahrelang hat Rita für Frauenrechte gekämpft, damit wenigstens Luise nicht mehr wegen ihres Geschlechts diskriminiert wird. Jetzt muss sie zusehen, wie die Tochter nicht nur zum Islam konvertiert, sondern ihr Heil ausgerechnet in der Ganzkörperverschleierung sucht. In den Gesprächen von Mutter Rita, Tochter Luise, Stiefvater Mateng und Schwiegersohn Mohamed geht es um die Ablösung zwischen Eltern und Kindern, um Großfamilie, persönliche Identitätsfindung, um die Möglichkeit der Gesprächsbereitschaft, um Gesprächsabbrüche und um Rückzugsgefechte.
„Die Dokumentation besticht als klug gemachter Film der Argumente“, so die Argumentation der Jury. „Seine Kunst besteht darin, auf diskursive Weise ein geschlossenes Weltbild – oder gleich mehrere – darzustellen. Der bemerkenswerten Offenheit seiner Protagonisten entspricht dabei die Offenheit, mit der er sich den debattierten Positionen annähert, ohne über ihre Abgründe allzu harmonieselig hinwegzutäuschen“. Der Film sei weder ein Plädoyer für das Kopftuch noch eines dagegen. Stattdessen fordere er Differenzierungsvermögen. Er finde dabei Bilder von großer Ausdrucksstärke.
Beatrix Schwehm, geboren 1958 im Allgäu, interessieren die kleinen und großen Geschichten des Lebens, mit denen sie scheinbar festgefahrene Blickrichtungen hinterfragen will, wie etwa in dem Film „Die Kinder von Bulldogsbank“ (1999) über deutsch-jüdische Waisenkinder. Dafür erhielt sie in Bremen den Dokumentarfilmförderpreis. Schwehm arbeitete als Regieassistentin und Co-Regisseurin bei zahlreichen TV-Produktionen im Theater- und Musikbereich für Radio Bremen und Arte. Sie ist Mitgesellschafterin der Produktionsfirma trifilm und lehrt als Dozentin für Filmästhetik und Filmgeschichte an Hochschulen in Hamburg und Hildesheim.
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