Es war knapp. Aber geschafft ist geschafft. Mit einem leichten Plus von 0,5 Prozent liegt die Zahl der Übernachtungen in der Stadt Bremen erstmals in der Geschichte bei über zwei Millionen. Genau genommen verzeichnete das Statistische Landesamt Bremen für den Zeitraum Januar bis Dezember 2016 2.004.635 Übernachtungen in den Stadtbremer Beherbergungsbetrieben ab zehn Betten und Campingplätzen. Im Land Bremen wurden 2.403.246 Übernachtungen (plus 1,2 Prozent) registriert.
"Wir freuen uns sehr, diese signifikante Marke übertroffen zu haben und fühlen uns bestätigt, dass sich die intensive Arbeit und die Investitionen der vergangenen Jahre ausgezahlt haben", sagte Wirtschaftssenator Martin Günthner auf der Jahrespressekonferenz der Bremer Touristik-Zentrale am Mittwoch (1. März 2017). Zu den Investitionen der Stadt gehörten 2016 neben der Unterstützung der Bremer Touristik-Zentrale beispielsweise der Umbau des Martinianlegers für die Alexander von Humboldt, Zuschüsse für Veranstaltungen, die Entwicklung des Denkortes Bunker Valentin oder das neue Vegesacker Geschichtenhaus, das am 11. März eröffnet. Aber auch private Investitionen, etwa in neue Hotels, fördern den Tourismus in Bremen. "Damit es weiter voran geht in dieser für Bremen wichtigen Branche, arbeiten wir gerade an einem Tourismuskonzept für das Land Bremen", fügte der Senator hinzu, "Die erforderlichen Marketingmaßnahmen unter Einbindung der sozialen Netzwerke, des Online-Marketings und der digitalen Entwicklungen im Bereich des Tourismus werden ein Schwerpunktthema sein, um die Destinationen Bremen und Bremerhaven nachhaltig und zukunftsorientiert zu platzieren und neue Zielgruppen für den Standort Bremen zu gewinnen."
Die Bedeutung des Wirtschaftsfaktors Tourismus ist hoch, bringt er doch jährlich bares Geld in die Kassen der Hansestadt. Bei rund vierzig Millionen Tagesbesuchen geben Tagesgäste jährlich rund 1.350.000.000 Euro aus (durchschnittlich 33,70 Euro pro Tagesbesuch). Die Übernachtungsgäste mit gut zwei Millionen Übernachtungen in Hotels, Hostels und Ferienwohnungen haben pro Kopf und Tag durchschnittliche Ausgaben von 186 Euro (ca. 372,2 Millionen Euro). Rund 1,77 Milliarden Euro beträgt demnach der Brutto-Umsatz durch Tages- und Übernachtungstourismus in der Stadt Bremen. Die Hauptprofiteure sind der Einzelhandel und das Gastgewerbe (Hotellerie und Gastronomie). Rund 181 Millionen Euro fließen dem Fiskus der Freien Hansestadt Bremen durch Mehrwertsteuer und Einkommenssteuer aus dem Tourismus zurück. Hinzu kommen kommunale Steuern wie zum Beispiel die Citytax. Mehr als 33.000 Menschen bestreiten im Bundesland ihren Lebensunterhalt durch den Tourismus.
Woher kamen die Gäste?
Aus welchen Ländern die Touristen nach Bremen reisten und wie lange sie blieben, berichtete Dr. Andreas Cors, Abteilungsleiter Wirtschaft beim Statistischen Landesamt Bremen. Wie auch in den Vorjahren stammen rund achtzig Prozent aller Gäste aus Deutschland. Die Statistik-Behörde verzeichnete hier 847.757 ankommende Personen, ein Plus von 1,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Sie blieben durchschnittlich 1,9 Nächte in der Stadt und buchten damit 1.572.654 Übernachtungen (plus 1,8 Prozent). Einen Rückgang von 3,9 Prozent gab es jedoch aus den ausländischen Märkten. Die Übernachtungszahlen aus Bremens größtem touristischen Auslandsmarkt, den Niederlanden, wuchsen zwar um 10,6 Prozent auf 51.707 Übernachtungen, doch aus anderen wichtigen Quellmärkten wurden Rückgänge verzeichnet. Aus Großbritannien (Nummer zwei im Auslandsranking) gab es 42.068 Übernachtungen, 9 Prozent weniger als im Vorjahr. An Platz drei lagen die USA mit 25.713 Übernachtungen (minus 1,9 Prozent). Gefolgt wurden die Vereinigten Staaten von Frankreich (25.232 Übernachtungen, minus 7,6 Prozent) und Spanien (23.229 Übernachtungen, minus 14,7 Prozent). Aus China kamen allerdings erneut mehr Reisende an die Weser. Mit 12.958 Übernachtungen und einem Plus von 6,8 Prozent liegt das Land inzwischen an Platz 11 der Auslandsmärkte. Im Schnitt blieben auch die Reisenden aus Europa und der Welt 1,9 Nächte in Bremen.
Verkehrsverein hält verstärkte Tourismusförderung für notwendig
Die Vorsitzende des Verkehrsvereins der Freien Hansestadt Bremen e. V., Ursula Carl, freute sich ebenfalls über das erneute Wachstum im Bremen-Tourismus, mahnte jedoch an, dass Bremen nun nicht stillstehen und sich auf seinen Lorbeeren ausruhen dürfe. "Die Konkurrenz schläft nicht, und es gibt so einige Städte in Deutschland, die ein stärkeres Wachstum im Tourismus als Bremen verzeichnen. Gerade in Zeiten, da Deutsche verstärkt in Deutschland Urlaub machen, muss auch das Marketing für Bremen verstärkt werden", sagte sie.
Zur Situation der Hotels in Bremen konnte Ursula Carl Positives berichten. Im Dezember 2016 zählte das Statistische Landesamt 83 Häuser (alle mit zehn Betten oder mehr) und insgesamt 10.515 Betten. Das sind vierzig Prozent mehr als noch vor zehn Jahren. 2006 waren es in der Stadt Bremen 73 Hotels mit 7.473 Betten. Die Bettenauslastung ist in dieser Zeit sogar von 43,1 Prozent (2006) auf inzwischen 46,2 Prozent gestiegen. "Das zeigt wieder einmal: Mehr bringt mehr", erklärte Carl. "Jedes Haus betreibt sein eigenes Marketing und wirbt damit für Bremen. Haben wir mehr Hotels, kommen auch mehr Gäste und davon profitieren alle." Für November sei die Eröffnung des A&O Hostels am Breitenweg mit einhundert Zimmern und 400 weiteren Betten für Bremen geplant. Außerdem laufen derzeit die Bauarbeiten für den Erweiterungsbau des Atlantic Grand Hotels.
Große Veranstaltungen holen Gäste in die Stadt
"Nach wie vor ist der Städtetourismus anlassbezogen", betonte Peter Siemering, Geschäftsführer der Bremer Touristik-Zentrale. "Das bedeutet, große Veranstaltungen, aufmerksamkeitsstarke Sonder-Ausstellungen und wichtige Kongresse bringen die Gäste in die Stadt. Wichtig ist es, mindestens einmal monatlich eine überregional wirksame Veranstaltung in Bremen zu haben."
"Für große Feste wie Weihnachtsmarkt oder Freimarkt, für Sonderschauen in den Museen wie Liebermann in der Kunsthalle, die "Lieblingsräume" im Universum oder Amerika im Übersee-Museum, für typisch Bremisches wie Sambakarneval, Musikfest, Breminale, Sixdays oder die Bremen Classic Motor Show werben wir weltweit auf über dreißig Messen, in mehr als hundert Anzeigen, Newslettern, Presse und Onlinemedien", berichtete der Tourismuschef. "Unser Schwerpunkt ist das Marketing in Deutschland, nichtsdestotrotz müssen wir die großen europäischen Quellmärkte weiterhin bespielen, gerade wenn die Zahlen aus Europa aufgrund von Brexit, Terrorangst, geänderten Flugverbindungen und anderen Widrigkeiten derzeit rückläufig sind."
Verstärkt arbeitet die Touristik-Zentrale online in den sozialen Netzwerken. Gemeinsam mit der Wirtschaftsförderung fanden 2016 erstmals zwei sogenannte Instawalks statt, auf denen Nutzer des Bilderdienstes Instagram durch die Stadt geführt wurden. "Wir bespielen inzwischen viele verschiedene Online-Kanäle. Neben unserer Internetseite und dem eigenen Blog haben wir Auftritte auf Facebook, Twitter, Instagram. Pinterest, Google+ und Youtube – mit stetig wachsenden Nutzerzahlen. Besonders aber die Bloggerszene wird von uns intensiv betreut.
"Aber auch die Bremer selbst sind uns sehr wichtig – sie sind die wichtigsten Multiplikatoren im Tourismusmarketing, denn Mundpropaganda und glaubhafte positive Testimonials sind absolut entscheidend. Aus diesem Grund findet 2017 zum dritten Mal die Aktion "Bremer erleben Bremen" statt. Für zehn Euro pro Person, Nacht und Stern können Bewohner der Stadt dann kostengünstig die Vorzüge der Bremer Hotellerie erleben.
"Wir arbeiten weiterhin unter Volldampf daran, für Bremen zu werben", sagte BTZ-Geschäftsführer Peter Siemering. Wichtig sei auch die Tatsache, dass die vom Statistischen Landesamt gesammelten Zahlen noch längst nicht alle Übernachtungen abbilden würden. Hinzu kommen die vielen Übernachtungen im privaten Umfeld, die Ferienwohnungen und kleinen Hotels mit weniger als zehn Betten wie auch die Vermittlungen über Sharing-Portale wie AirBNB. Hier wurden von Mai bis Dezember 2016 allein 33.000 Übernachtungen gebucht.
"Nun gilt es, die unterschiedlichen Zielgruppen und Marketingkanäle sinnvoll zu verbinden. Aus diesem Grund nutze die BTZ auch die vielfältigen Möglichkeiten der Kooperationen in der Stadt. "Besonders wichtig ist uns dabei die gute Zusammenarbeit aller Bremer Beteiligten, seien es die einzelnen touristischen Leistungsträger, Kollegen von der Wirtschaftsförderung, die Partner vom Airport Bremen, die Unterstützer aus der Verwaltung und natürlich die 500 Mitglieder des Verkehrsvereins Bremen."
Mehr Infos im Internet: www.bremen-tourismus.de
Foto: Michael Bahlo