11.09.2008
Der Bunker Valentin in Bremen-Farge wurde in den Jahren 1943 bis 1945 als Produktionswerft für U-Boote durch Zwangsarbeit errichtet. Hier wurden KZ-Häftlinge und Zwangsarbeiter aus vielen Teilen Europas bis zur tödlichen Erschöpfung von den Nazis eingesetzt, um ihre verbrecherischen Kriegsziele zu erreichen. Drei Tage lang steht dieses „monströse Bauwerk“ (Bürgermeister Jens Böhrnsen) jetzt im Mittelpunkt eines Gedenkstättenseminars in Bremen, zu dem rund 120 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus ganz Deutschland erwartet werden. “Das Seminar ist eine gute Gelegenheit, bundesweit den Blick auf den Bunker zu lenken und seine ungewisse Zukunft zu beraten“, sagte Bürgermeister Jens Böhrnsen auf der heutigen Pressekonferenz, an der auch Thomas Krüger, Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung, Dr. Habbo Knoch, Geschäftsführer der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten sowie Thomas Lutz, Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Stiftung Topographie des Terrors, teilnahmen.
Zurzeit nutzt die Bundeswehr Teile des Bunkers bis 2010 als Marinedepot. Gleichzeitig bietet der Bund als Eigentümer ihn als „Immobilie, die künftig nicht mehr benötigt wird“ im Internet zum Kauf an. Gegen dieses Vorgehen wehrt sich Bremen nachdrücklich: „Der Bund schiebt die Verantwortung für den Bunker zwischen Finanz- und Verteidigungsministerium hin und her. Niemand will die erheblichen Eigentümerlasten der Erhaltung tragen. Wegen seiner Vergangenheit verbietet sich aber jeder Verkauf. Dieser Bunker muss unbedingt ein Ort des Gedenkens, der Erinnerung und der politischen Bildung für die nachwachsende Generation werden“, betont der Bürgermeister. Dafür steht der Bund in „historischer Verantwortung“. Bremen könne diese Mittel nicht aufbringen, sondern müsse sich auf seinen finanziellen Beitrag für die Gedenkstättenarbeit beschränken.
Seit 2003 ist der Bunker eine anerkannte Gedenkstätte von nationaler Bedeutung, seit 2005 steht er unter Denkmalschutz. Gegenwärtig bemühen sich Bremen und Niedersachsen gemeinsam darum, den Bunker und Teile des größtenteils auf niedersächsischem Gebiet befindlichen Lagergeländes nach 2010 als Gedenkstätte für die politische Bildung zu nutzen. Ein entsprechendes Konzept wird zurzeit unter wissenschaftlicher Begleitung erarbeitet. Jens Böhrnsen: „Meine Hoffnung ist, dass diese Tagung ganz entschieden dazu beiträgt, für dieses Konzept Unterstützung zu finden“.
Veranstalter des Seminars vom 11. bis 13. September ist die Bundeszentrale für politische Bildung, die Stiftung niedersächsische Gedenkstätten und die Stiftung Topographie des Terrors in Zusammenarbeit mit der Bremer Landeszentrale für politische Bildung. Es wird Exkursionen zum Bunker und zum Lagergelände geben, in Vorträgen und Arbeitsgruppen werden die Zielsetzung der Marinerüstung und die Bedeutung der Zwangsarbeit bei ihrer Umsetzung beleuchtet. Ein weiterer Aspekt wird auch die Analyse der nahezu lückenlosen Foto- und Filmdokumentation der Bauarbeiten und ihrer Bewertung sein.
Für Sonnabend, dem 13. September ist eine öffentliche Veranstaltung im Haus der Wissenschaft (ab 9.30 Uhr) zum Thema „Faszination der Gewalt: Perspektiven der Gedenkstättenarbeit im Umfeld des U-Boot-Bunkers Valentin“ vorgesehen. An der Podiumsdiskussion um 12 Uhr nimmt auch Bürgermeister Jens Böhrnsen teil.