14.07.2009
Mit dem feierlichen Einmarsch der teilnehmenden Nationen im Pier 2 hat heute (14.7.2009) in Bremen die Internationale Mathematikolympiade (IMO) begonnen. Es ist zugleich eine Jubiläumsveranstaltung, die IMO findet zum 50. Mal statt. Dieser seit 1959 jährlich ausgetragene Klausurwettbewerb für Schülerinnen und Schüler, die Spaß am Lösen schwieriger Aufgaben haben, findet zum vierten Mal in Deutschland statt (1965 Berlin, 1974 Erfurt, 1989 Braunschweig). Angereist sind 573 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 104 Ländern der Erde.
Renate Jürgens-Pieper, Senatorin für Bildung und Wissenschaft, gratuliert der IMO zum 50. Geburtstag und freut sich, dass Bremen als Stadt der Wissenschaft 2005 nun auch die IMO ausrichten kann. „Bei dieser Veranstaltung können wir uns gemeinsam mit der Jacobs University als weltoffener Standort präsentieren“, sagte die Senatorin.
Jedes Teilnehmerland schickt eine Delegation mit maximal sechs Jugendlichen. Die Mehrzahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer ist zwischen 16 und 17 Jahren alt. Die sechs in einem mehrstufigen Verfahren zuvor ausgewählten Aufgaben müssen jedoch von jeder Teilnehmerin/ jedem Teilnehmer in zwei viereinhalbstündigen Klausuren an zwei aufeinanderfolgenden Tagen allein gelöst werden. In der Einzelwertung werden dann Gold-, Silber- und Bronzemedaillen vergeben. Maximal 50 Prozent der Olympioniken erhalten eine Medaille. Die Anzahl der vergebenen Gold-, Silber- und Bronzemedaillen verhält sich 1:2:3.
524 Begleitpersonen sorgen für den geordneten Ablauf der Großveranstaltung, alle Gäste sind auf dem Campus der Jacobs University in Bremen-Nord untergebracht. Unter den Begleitpersonen sind neben den Delegationsleitern und deren Stellvertretern 114 Olympiadebeobachter, die IMO-Erfahrungen für ihr eigenes Land sammeln und ihre Delegationsleiter bei der Arbeit unterstützen, sowie 68 Koordinatoren, die die internationale Jury bei der fairen Bewertung der Lösungen unterstützen.
Die Jury besteht aus 104 Juroren, einer für jedes Land. Sie haben zu Beginn der IMO an einem geheimen Ort die sechs Klausuraufgaben aus einem Pool von Vorschlägen ausgewählt. Die Aufgaben werden ins Englische, Spanische, Französische und Russische sowie in die jeweiligen Landessprachen übertragen. Für die Lösung jeder Aufgabe können maximal sieben Punkte erzielt werden. Die maximal erreichbare Punktzahl ist somit 42. Die erfolgreichsten IMO-Teilnehmer bisher waren mit vier Goldmedaillen in Folge der Deutsche Christian Reiher und Amerikaner Reid Barton.
Während der Klausuren dürfen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nur Papier, Stifte, Zirkel, Lineal und Radiergummi verwenden. Betreut werden sie von 35 Aufsichtspersonen. Fragen dürfen sie nur in den ersten 30 Minuten schriftlich an die Jury stellen, die sie von einem getrennten Ort aus auch schriftlich beantwortet.
Dierk Schleicher, Mathematikprofessor an der Jacobs University und einer der Hauptorganisatoren des weltgrößten internationalen Mathematikwettstreits: „Uns war es wichtig, eine IMO der Begegnung und der kurzen Wege zu organisieren. Einen passenderen Ort, als die Jacobs University, kann man sich hierfür kaum vorstellen. Bei uns ist das gemeinsame Leben und Lernen hochtalentierter junger Menschen aus rund 100 Ländern kein Ausnahmezustand sondern regulärer Campus-Alltag. Dies gilt nicht nur für die Infrastruktur, sondern besonders auch für die einzigartige internationale Atmosphäre auf dem Jacobs-Campus", so der Wissenschaftler, den die Deutsche Mathematiker-Vereinigung für seine Verdienste um die diesjährige Jubiläums-IMO zum „Mathemacher des Monats Juli" ernannt hat.
In ihrer Freizeit können die Gäste alle Freizeitmöglichkeiten auf dem Campus nutzen, die sonst den Studierenden zur Verfügung stehen: Sporthallen, Sportplätze, Tischtennis, das Kino sowie eine große Sammlung internationaler Spiele. Die Gastgeber haben zudem Exkursionen zu Sehenswürdigkeiten in Bremen, Bremerhaven und Hamburg organisiert. Außerdem wird ein Ausflug ins Emsland zur Meyer-Werft Papenburg und zum Transrapid angeboten. Die größte Exkursion führt auf die Insel Wangerooge. Am 20. Juli reisen 1200 Personen in 24 Bussen und weiter auf drei Sonderfähren zur Insel, um das neu anerkannte Weltkulturerbe Wattenmeer kennenzulernen. Die Inselbevölkerung wird für diesen Tag zur Hälfte aus internationalen Mathematikern bestehen.
Hauptförderer der 50. IMO 2009 ist das Bundesministerium für Bildung und Forschung, das den größten Teil der Gesamtkosten in Höhe von 1,6 Millionen Euro trägt. Im Auftrag des Ministeriums organisiert die Geschäftsstelle der bundesweiten Mathematik-Wettbewerbe beim Verein Bildung und Begabung auch die IMO. Die restlichen Kosten werden vom Land Bremen und in erheblichem Umfang von privaten Sponsoren finanziert. Hauptsponsoren sind hier die ArcelorMittal GmbH Bremen und die BTC AG (Business, Technology, Consulting) Bremen.
Foto: Jörg Machirus