Presseinformation des Internationalen Bildungs- und Begegnungswerks (IBB) in Dortmund und des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. - Landesverband Bremen:
Malyj Trostenez ist heute ein Vorort von Minsk. Im zweiten Weltkrieg befand sich hier die größte Vernichtungsstätte auf dem Gebiet der besetzten Sowjetunion. Hier endete der Lebensweg fast aller 570 Mitbürger jüdischen Glaubens, die am 18. November 1941 aus Bremen und dem Regierungsbezirk Stade nach Minsk deportiert wurden. Die zweisprachige Wanderausstellung (deutsch/russisch) "Vernichtungsort Malyj Trostenez. Geschichte und Erinnerung" wird vom 20. September bis zum 15. Oktober 2017 in der Unteren Rathaushalle gezeigt.
[FETT Bürgermeisterin Karoline Linnert eröffnet die Ausstellung am 19. September 2017 um 19.00 Uhr im Rahmen eines Festaktes in der Oberen Rathaushalle.
Zur Ausstellungseröffnung wird als Gastrednerin Galina Lewina erwartet, Kulturbeauftragte des Verbandes der jüdischen Gemeinden und Organisationen in Belarus. Die Architektin und Staatspreisträgerin der Republik Belarus berichtet über die Dokumentations- und Gedenkstätte Malyj Trostenez, die sich zurzeit im Bau befindet.
"In unserer westeuropäischen Wahrnehmung erinnern wir an Vernichtungsorte im heutigen Polen. Doch auch östlich der polnisch-belarussischen Grenzen errichteten die Deutschen während ihres Vernichtungsfeldzugs Mordstätten", sagt Peter Junge-Wentrup, langjähriger Geschäftsführer des IBB Dortmund, das die internationale Zusammenarbeit initiiert hat. "Die Erinnerung an den wenig bekannten Vernichtungsort Malyj Trostenez ist deshalb aus unserer Sicht ein ganz zentraler Punkt für ein Lernen aus der Geschichte für eine gemeinsame Zukunft in Europa."
Dietmar Werstler vom Landesverband Bremen im Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge ergänzt: "Es ist eine Herzensangelegenheit für den Volksbund, die Errichtung eines Gedenkortes in Minsk sowie die Präsentation der Wanderausstellung finanziell und ideell zu unterstützen." Die Präsentation der Ausstellung in Bremen wird durch den Senat der Freien Hansestadt gefördert.
Die Ausstellung ist das Ergebnis eines zweijährigen internationalen Pilotprojekts von Historikern aus Belarus, Deutschland, Österreich und Tschechien. Sie erzählt mit Fotos, Videos und historischen Dokumenten die Lebensgeschichten von Fjodor Schuwajew (Rotarmist), Hanuš Münz (Jude aus Prag), Zyra Goldina (Jüdin aus Minsk), Lili Grün (Jüdin aus Wien), Erich Klibansky (Jude aus Köln), Jewgenij Klumow (Zivilist aus Minsk) und Nikolaj Walachanowitsch (Mitglied des Widerstandes aus Minsk). Die Biografien beleuchten beispielhaft die Folgen von Krieg und Holocaust in Belarus und thematisieren auch die Erinnerungskultur in beiden Ländern. Die 18 Tafeln der Ausstellung würdigen die Opfer und schildern Malyj Trostenez als europäischen Tat- und Erinnerungsort. Zwei zusätzlich für die Ausstellung in Bremen gestaltete Tafeln informieren über die Deportation aus Bremen und dokumentieren Lebensgeschichten von Opfern aus Bremen (aus den jüdischen Familien Abraham, Anspacher, Deichmann und Polak).