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Die Senatorin für Bau, Mobilität und Stadtentwicklung

Gut wohnen mit Rollstuhl

Ergebnisse der Umfrage zum Bedarf an rollstuhlgerechten Wohnungen in der Stadt Bremen liegen vor

02.07.2019

Wie hoch der Bedarf an rollstuhlgerechten Wohnungen (R-Wohnungen) in Bremen ist, hat jetzt eine Umfrage ergeben, die im Auftrag des Senators für Umwelt, Bau und Verkehr, der agWohnen und dem Landesbehindertenbeauftragten von August 2018 bis Oktober 2018 durchgeführt wurde. Die Ergebnisse dieser Umfrage liegen jetzt vor und wurden heute (Dienstag, 2. Juli 2019) vorgestellt.

„Die Ergebnisse der Umfrage geben uns nun eine gute Orientierung, wie hoch der Bedarf an R-Wohnungen für die Stadt Bremen in den einzelnen Stadtteilen ist. Mit diesen Daten können wir in Zukunft zielgerichtet ein größeres Angebot an rollstuhlgerechten Wohnungen schaffen. So können wir starre Quoten, mit denen womöglich am tatsächlichen Bedarf vorbei gebaut würde, vermeiden“, sagte Bausenator Joachim Lohse bei der Vorstellung der Umfrageergebnisse.

Hintergrund für die Erhebung war die Novellierung der Landesbauordnung im Sommer 2018 und die darin vorgesehene Einführung einer Quote für Rollstuhlwohnungen. Die Wohnungswirtschaft ist gegen eine Quote für rollstuhlgerechte Wohnungen in der Landesbauordnung. Sie befürchtet, dass im Falle einer starren Quote an den eigentlichen Bedarfen vorbeigeplant bzw. gebaut werden würde. Nach intensiver Diskussion erklärten sich die Behindertenverbände sowie der Landesbehindertenbeauftragte damit einverstanden, die in die Landesbauordnung aufgenommene Quote für rollstuhlgerechte Wohnungen für drei Jahre auszusetzen und in diesem Zeitraum auf Grundlage einer freiwilligen Selbstverpflichtung der Wohnungswirtschaft ein alternatives Konzept zur Quote zu entwickeln.

In der Vergangenheit lagen keine Daten darüber vor, wie viele Menschen in Bremen eine rollstuhlgerechte Wohnung für ein selbstbestimmtes Leben benötigen, die den Anforderungen der DIN 18040 Teil 2 Barrierefreie Wohnungen entspricht. Wie viele rollstuhlgerechte Wohnungen gibt es bereits in der Stadt? Und nicht zuletzt: Wo müssen neue rollstuhlgerechte Wohnungen gebaut werden, weil dort der Bedarf besonders hoch ist?

Im Juli 2018 wurde deshalb die Einführung einer verbindlichen Quote ausgesetzt und stattdessen zwischen dem Senator für Umwelt, Bau und Verkehr gemeinsam mit der bremischen Wohnungswirtschaft und dem Landesbehindertenbeauftragten eine Selbstverpflichtung zur Schaffung von barrierefreien Wohnungen unterzeichnet und die Beratungsstelle kom.fort zusammen mit dem Büro protze & theiling mit der Durchführung der Umfrage beauftragt.

Die Umfrage richtete sich ausschließlich an Menschen, die durch eine Beeinträchtigung auf rollstuhlgerechten Wohnraum angewiesen sind. Über das Amt für Versorgung und Integration wurde der Fragebogen an etwa 3300 Menschen mit dem Kennzeichen „außergewöhnliche Gehbehinderung (aG)“ im Schwerbehindertenausweis, geschickt. Gleichzeitig war eine Beantwortung per Internet möglich.

20 Prozent der Befragten haben sich an der Umfrage beteiligt, insgesamt waren dies 672 Personen. 170 Menschen äußerten den aktuellen Wunsch in eine R-Wohnung umzuziehen. Bei der gesamten Auswertung der etwa 20 Fragen hinsichtlich der notwendigen Anforderungen an die Wohnung, Größe, Zimmeranzahl, barrierefreie Ausstattung usw. sowie den gewünschten Standorten liegt die Spanne der neu zu errichtenden R-Wohnungen zwischen 125 bis 255.

Es kann festgestellt werden, dass in (fast) allen Bremer Stadtteilen Menschen wohnen, die auf eine R-Wohnung angewiesen sind. Und fast alle Stadtteile werden auch als Wunschstandorte für eine Wohnung genannt. Die Anzahl der benötigten Wohnungen in einzelnen Stadtteilen sind allerdings sehr unterschiedlich. Sie liegen im Minimum bei einer Wohnung und im Maximum bei bis zu 13 Wohnungen. Die Größe der akut nachfragenden Haushalte liegt schwerpunktmäßig bei 1 bis 3 Personen (etwa 75 Prozent). Dementsprechend sind zumeist 2- bis 3-Zimmer-Wohnungen in eine Größe von 45 bis 90 Quadratmetern gewünscht. Etwa ein Drittel der Teilnehmenden wünschen eine Wohnung, die größer ist als 90 Quadratmetern. Es gibt auch den Wunsch nach Verkleinerung des Wohnraums.

60 Teilnehmende haben einen akuten, konkreten Bedarf in eine R-Wohnung umzuziehen. In den meisten Fällen wird eine Sozialwohnung gesucht.

Im Bestand wurden 234 R-Wohnungen von den beteiligten Gesellschaften (Stand März 2018) gemeldet. Weitere 56 R-Wohnungen befinden sich aktuell in Planung oder im Bau.

Um das Ziel des Projektes, ein größeres Angebot an rollstuhlgerechten Wohnungen in der Stadtgemeinde Bremen zu schaffen, zu erreichen, ist es nun notwendig in enger Zusammenarbeit mit der Wohnungswirtschaft und dem Bauressort die ermittelte Nachfrage in den zukünftigen Neubauprojekten und ggf. auch in Bestandswohnungen in Form von bezahlbaren und bedarfsgerechten R- Wohnungen zu realisieren.

Hierzu braucht es eine gute Datenbasis, um zu wissen wo und in welcher Größe und für welche Nutzer*innen neue Wohnungen entstehen und ein Verfahren um die Steuerung, Vermittlung und Belegung passgenau zu organisieren.

Bremens Landesbehindertenbeauftragter Joachim Steinbrück meint zu der vorgelegten Untersuchung: "Wir haben jetzt einen ersten wichtigen Schritt zur Verbesserung des Wohnungsangebots für Menschen mit Rollstuhl gemacht. Wichtig ist, jetzt auch zu verbindlichen Vereinbarungen über die Schaffung weiterer bezahlbarer rollstuhlgerechter Wohnungen sowie über die Meldung und Vermittlung freier Wohnungen für Rollstuhlnutzer*innen zu kommen."

Ansprechpartner für das Thema R-Wohnungen: kom.fort e.V., Landwehrstraße 44, 28217 Bremen, Tel. 0421-790 110, info@kom-fort.de