„Wir wollen die Integrationsdebatte auf eine sachliche Basis stellen“, so Sozialsenatorin Ingelore Rosenkötter heute (2. November) zum Thema „Integration in Bremen“. Grundlage für das Resümee, das die Sozialsenatorin ziehen konnte, ist ein ländereinheitliches Indikatorensystem, mit dem die Entwicklung der Integration von Menschen mit Migrationshintergrund anhand bestimmter Daten im Zeitverlauf (2005, 2008) analysiert werden kann. Zudem liegen die Vergleichswerte zwischen Bremen und dem gesamten Bundesgebiet vor.
„Wir können anhand dieser Daten die kritischen Punkte für Bremen herausarbeiten und unsere politischen Schwerpunkte darauf setzen bzw. weiterentwickeln: Noch immer besuchen zu wenige Kinder mit Migrationshintergrund unsere Kitas, noch immer verlassen zu viele junge Migrantinnen und Migranten die Schule ohne einen Abschluss. In unserem dualen Ausbildungssystem finden sich zu wenige Schulabgänger/innen mit Migrationshintergrund, und Ausländer/innen sind von Arbeitslosigkeit besonders betroffen“, stellte Rosenkötter fest.
Rosenkötter hob außerdem hervor, dass das Armutsrisiko der Bevölkerung mit Migrationshintergrund in Bremen deutlich höher sei als in der Bevölkerung ohne Migrationshintergrund. Während 43 % der Personen mit Migrationshintergrund in einem Haushalt mit einem Haushaltsnettoeinkommen unterhalb der Armutsschwelle leben, treffe dies nur auf 14,5 % der Bevölkerung ohne Migrationshintergrund zu (2008). Armutsrisiken, Migration und Bildungsbenachteiligung seien also eng miteinander verknüpft. „Deshalb“, so die Sozialsenatorin, „müssen alle Anstrengungen darauf gerichtet werden, die Kinder und Jugendlichen so zu fördern, dass sie einen guten Schulabschluss erreichen und später in den Arbeitsmarkt einmünden können. Wir sehen aber auch, dass sich Bremen in der Zeit zwischen 2005 und 2008 in vielen Punkten verbessert hat. Unsere Integrationsbestrebungen zeigen also Wirkung.“
Zu ausgewählten Daten des Integrationsmonitorings:
Der Anteil der Bevölkerung mit Migrationshintergrund ist von 24,9% (2005) auf 26,4% (2008) gestiegen. Bundesweit ist der Anteil im Vergleichzeitraum von 18,6% auf 19% gestiegen. In Bremen liegt der Anteil der Nicht-EU-Ausländer mit 36,6% (2008) deutlich über den Bundesdurchschnitt mit 30,5%.
Sprachkenntnisse sind eine wichtige Voraussetzung für die erfolgreiche berufliche Integration und gesellschaftliche Teilhabe. Die Förderung der deutschen Sprachkenntnisse für Neuzugewanderte sowie für nicht mehr schulpflichtige Jugendliche und Erwachsene mit Migrationshintergrund ist die Aufgabe der 2005 eingerichteten Integrationskurse. Der Indikator weist über den erfolgreichen Abschluss der Sprachprüfung B1, für den ein Zertifikat verliehen wird, den Erfolgsgrad des Integrationsinstrumentes nach. Je höher der Anteil derjenigen ist, die die Sprachprüfung bestehen, desto günstiger dürften die Erwartungen an den Integrationsverlauf sein. Die Erfolgsquote bei der Sprachprüfung liegt in Bremen mit 63,5% (von 600 Prüfungsteilnehmer/innen) etwas über der Erfolgsquote im Bundesgebiet mit 61,3%. Insgesamt nehmen an den Kursen in Bremen ca. 1.500 Migrant/innen pro Jahr teil.
Die Quote der jährlichen Einbürgerungen bezogen auf Ausländer und Ausländerinnen mit einer Aufenthaltszeit ab acht Jahren ist eine wichtige Kennzahl, die anzeigt, wie sich die rechtliche Integration als ein Teilbereich der Integration insgesamt entwickelt. Die Einbürgerungsquote betrug 2008 für Bremen 2,85 und ist damit gegenüber 2005 mit 3,86 aufgrund rechtlicher Veränderungen gefallen. Die Bremer Einbürgerungsquote liegt dennoch deutlich über den Werten für das Bundesgebiet mit 2,45 (2005) und 1,94 (2008).
Der Besuch einer Kindertageseinrichtung ist mit der damit verbundenen frühkindlichen Förderung von entscheidender Bedeutung für den weiteren Bildungsweg der Kinder. Erfreulich ist, dass der Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund von 36,2% im Jahr 2006 auf 39,3% im Jahr 2008 angestiegen ist. Im Bundesvergleich sind es 23 bzw. 26%.
Sozialsenatorin Ingelore Rosenkötter: „Dieses Ergebnis darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir hier handeln müssen. Die Betreuungsquote der 3-6jährigen Kinder mit Migrationshintergrund liegt bei allen rechnerischen Unschärfen bei ca. 75%, die Betreuungsquote der Kinder ohne Migrationshintergrund bei ca. 95%. Gleichzeitig wissen wir, dass es gerade die bildungsfernen und ärmeren Eltern sind, die ihre Kinder nicht in die Kitas schicken. Wenn wir wollen, dass Kinder in der Schule gute Startchancen haben, dann müssen wir diese Familien ansprechen und für den Kita-Besuch gewinnen.“ Die Senatorin kündigte an, dies zum Schwerpunkt für die nächste Kita-Anmeldezeit im Januar zu machen: „Wir bieten in den Kitas Sprachförderungen und frühkindliche Bildung. Davon sollen so viele Kinder wie nur möglich profitieren.“
Der Berufseinstieg läuft in der Regel - bei einem nicht akademischen Bildungsgang - über eine berufliche Ausbildung. Die Ausübung einer qualifizierten Tätigkeit ist heute ohne eine solche Ausbildung kaum möglich. Gleiche Teilhabechancen an der Ausbildung im Dualen System stehen für eine erfolgreiche Integration.
Die vorliegenden Zahlen weisen große Unterschiede zwischen deutschen und ausländischen jungen Menschen aus. In Bremen liegt die Beteiligungsquote bei ausländischen Jugendlichen bei 8% (deutsche Jugendliche 37,2%), während im Bundesgebiet die Ausbildungsbeteiligungsquote mit 12,6% um einige Prozentpunkte besser ausfällt.
Sozialsenatorin Rosenkötter: „Wir werden im Rahmen der Bremer Vereinbarungen 2011 -2013 den Fokus auf jugendliche Migrantinnen und Migranten legen und hier zu konkreten Zielsetzungen kommen.“
Der Ausschluss aus dem Erwerbsleben ist eine der zentralen Ursachen für Armut. Ein dauerhafter Ausschluss hat negative Konsequenzen für fast alle Lebensbereiche.
Die Erwerbslosenquote der Bevölkerung mit Migrationhintergrund ist in Bremen von 27,3% im Jahr 2005 auf 16,4% im Jahr 2008 deutlich zurückgegangen und ist damit allerdings immer noch mehr als doppelt so hoch wie die Erwerbslosenquote der Bevölkerung ohne Migrationshintergrund mit 7,5% (2008). In Deutschland lag die Erwerbslosenquote der Bevölkerung mit Migrationshintergrund im Jahr 2008 mit 12,4 % ebenfalls fast doppelt so hoch wie bei der Bevölkerung ohne Migrationshintergrund (6,6 %).
Senatorin Rosenkötter: „Wir haben in unserer Arbeitsmarktpolitik einen Schwerpunkt auf Migrant/innen gelegt. Die Programme werden nach dieser Zielsetzung evaluiert. Wenn wir feststellen, dass wir die Zielgruppe nicht ausreichend erreichen, verstärken wir unsere Bemühungen bzw. verändern die Konzeption.“