Nachdem das Bürgeramt im Jahr 2017 aus dem ehemaligen Stadtamt verselbständigt wurde und mit einer verlässlichen Personalausstattung und Amtsleitung aus den Schlagzeilen gekommen ist, steht das Amt seit Monaten wieder vor einer Vielzahl von Herausforderungen: Dazu gehören unter anderem tausende zusätzliche Terminwünsche aufgrund bundesgesetzlicher Änderungen wie dem Führerscheinpflichtumtausch, die Anliegen der seit Ende Februar nach Bremen geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainer, die personellen Ausfälle aufgrund von Corona und Quarantänemaßnahmen sowie der nach der Aufhebung der Coronabeschränkungen wieder steigenden Nachfrage nach Ausweisen und Pässen. Die bundesgesetzliche Änderung, dass Kinderreisepässe jährlich zu erneuern sind, führt zudem zu einer Vervielfachung der entsprechenden Vorsprachen beim Bürgeramt. Die vergangenen Wochen mussten diese Aufgaben zudem mit einer ausgedünnten Belegschaft aufgrund der Schulferien bewältigt werden. Dies bekamen auch viele Bürgerinnen und Bürger zu spüren, wenn sie für ein Anliegen Wochen oder gar Monate auf einen Termin warten mussten.
"So darf es nicht weitergehen, weder für die Bürgerinnen und Bürger noch für die Mitarbeitenden", betont Innensenator Ulrich Mäurer. Gemeinsam mit der erfahrenen Amtsleiterin Dagmar Gattow und dem Personalrat werden die Prozesse im Bürgeramt auch weiterhin akribisch auf den Prüfstand gestellt. Zugleich hat Mäurer den ausgewiesenen Verwaltungsexperten im Bereich der IT und Organisation und ehemaligen Finanzstaatsrat Henning Lühr als Berater gewinnen können. "Einer der zentralen Schlüssel für die aktuelle Terminnot liegt in einer massiven Digitalisierung der Dienstleistungen und Optimierung des Terminmanagements und der Prozesse. Auch ein schnellerer Ausbau des digitalen Service-Angebotes ist wichtig", ist Mäurer überzeugt. Diesen Herausforderungen müssen sich aktuell viele Kommunen bundesweit stellen. Von Henning Lühr, der 2019 als Vorsitzender des IT-Planungsrates des Bundes und der Länder fungierte, verspricht er sich dafür kreative und rasch umsetzbare, praktikable Lösungen.
Wer in nächster Zeit einen Termin im Bürgeramt wahrnehmen will, soll künftig am Vortag nicht nur wie bislang eine E-Mail, sondern auch eine SMS vom Bürgeramt erhalten – eine Maßnahme, die Erinnerung und Rückversicherung zugleich sein soll, denn, so Amtsleiterin Gattow: "Wir haben festgestellt, dass an manchen Tagen bis zu einem Viertel der fest vergebenen Termine nicht wahrgenommen werden. Wir hoffen, auf diesem Weg künftig zu erfahren, ob die Bürgerinnen und Bürger auch tatsächlich beabsichtigen zu kommen, oder ob wir die wertvollen Zeitfenster für andere freigeben können."
Die Herausforderungen im Bürgeramt sind groß wie in allen Kommunen: So führt unter anderem eine bundesweite, gesetzliche Änderung im Zusammenhang mit Kinderreisepässen dazu, dass diese nicht mehr alle sechs Jahre, sondern nunmehr jedes Jahr verlängert werden müssen. Bis zum Jahr 2027 werden dadurch rund 25.000 bis 30.000 mehr Vorsprachen jährlich anfallen. Auch hierbei könne die Lösung nur darin liegen, dass auch Passangelegenheiten noch einfacher digital von zu Hause aus auf den Weg gebracht werden können, so Lühr.
Bürgerservice kennt Ex-Staatsrat Henning Lühr aus eigener Anschauung. Zu Beginn seiner rund 50 Jahre währenden Verwaltungslaufbahn hatte der Jurist und Diplomverwaltungswirt einst als Sachbearbeiter im Meldeamt begonnen. Aktuell bildet er den Verwaltungsnachwuchs an der Hochschule aus. Als Berater kehrt er somit zu seinen Wurzeln zurück.
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Rose Gerdts-Schiffler, Pressesprecherin beim Senator für Inneres, Tel.: (0421) 361-9002, E-Mail: rose.gerdts-schiffler@Inneres.Bremen.de