Das Statistische Landesamt Bremen hat die aktuellsten Zahlen zum Gender Pay Gap in Bremen veröffentlicht. Danach betrug die Lohnlücke in Bremen im Jahr 2022 zwischen Männern und Frauen 20 Prozent. Frauensenatorin Claudia Bernhard und Arbeitssenatorin Kristina Vogt sehen vor dem Hintergrund dieser Ungleichheit weiterhin großen Handlungsbedarf.
Der Lohnunterschied zwischen Männern und Frauen bleibt in Deutschland weiter hoch. Im Jahr 2022 haben Männer in Deutschland 18 Prozent mehr verdient, als Frauen. In Bremen betrug dieser Unterschied sogar 20 Prozent. Noch immer arbeiten Frauen häufig in Branchen, in denen der Lohn in der Regel niedriger ist, wie beispielsweise im Einzelhandel, Arztpraxen, in Sekretariaten, in Erziehungs- oder Pflegeberufen. Hinzu kommt, dass Frauen häufiger in Teilzeit beschäftigt sind und dass Männer selbst in frauendominierten Branchen in Führungspositionen arbeiten.
Dazu Claudia Bernhard, Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz: "Viele Frauen arbeiten immer noch in Berufen, die schlechter bezahlt sind und sie arbeiten seltener in Führungspositionen, dafür häufiger in Teilzeit- oder Minijobs. In der Pandemie hat sich die Lage noch mal verschärft, da Frauen nach wie vor einen Großteil der unbezahlten Care-Arbeit – Kindererziehung, Pflege, Haushalt – leisten. Erwerbsarbeit muss aber voll vereinbar sein mit Familie, Kindern und der eigenen Lebensführung. In der finanziellen Unabhängigkeit der Frau liegt der Schlüssel für die Verwirklichung der Gleichstellung. Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die alltägliche und gesellschaftliche Schlechterstellung von Frauen zu beenden."
Neben dem beschriebenen Unterschied von 20 Prozent zeigt der bereinigte Gender Pay Gap den Verdienstunterschied in vergleichbaren Beschäftigungsverhältnissen auf. Hier verdienen Frauen im Land Bremen durchschnittlich 6 Prozent weniger als Männer bei vergleichbarer Tätigkeit und Qualifikation. In Deutschland sind es sieben Prozent weniger.
Kristina Vogt, Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa: "Frauen sind leider immer noch in vielerlei Hinsicht am Arbeitsmarkt benachteiligt. Sie verdienen im Schnitt 20 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen, sind häufiger in insgesamt prekären Beschäftigungsverhältnissen und verrichten zudem den Großteil der Sorgearbeit. Männer arbeiten häufiger als Frauen in tarifgebundenen Branchen, deshalb ist es auch gleichstellungspolitisch richtig, Tarifbindung und -treue in allen Branchen zu fördern. Wir sind da in Bremen mit der Novelle des Tariftreue- und Vergabegesetzes im letzten Herbst vorangegangen. Ein weiteres Problem ist, dass Frauen häufig in sogenannten Minijobs tätig sind. Sie bieten keine Entwicklungsperspektiven und werden regelhaft schlechter entlohnt als sozialversicherungspflichtige Beschäftigung. Frauen dürfen auf dem Arbeitsmarkt nicht länger strukturell benachteiligt und abgewertet werden."
Auch die Arbeitnehmerkammer Bremen hatte in der vergangenen Woche Zahlen zum Gender Pay Gap veröffentlicht, die sich auf das Jahr 2021 beziehen. Auch hier wurde ein ähnlich hoher Verdienstunterschied zwischen Frauen und Männern aufgezeigt. Aus der Veröffentlichung der Arbeitnehmerkammer Bremen geht außerdem hervor, dass Erwerbsunterbrechungen einen großen Einfluss auf das Einkommen von Frauen haben. Die Verdienste von Männern liegen ein Jahr nach der Geburt des ersten Kindes auf demselben Niveau wie vorher, während das von Frauen 80 Prozent unter ihrem vorherigen Gehalt liegt. Zehn Jahre nach der Geburt des ersten Kindes verdienen Frauen sogar nur 40 Prozent von dem, was sie vor der Geburt verdient haben. Dabei ist die langfristige Einkommenseinbuße in Deutschland viel größer als in anderen Ländern, in denen andere Rollenbilder vorherrschen und mehr Kinderbetreuung zur Verfügung steht."
Alle Zahlen und Daten finden Sie beim Statistischen Landesamt Bremen unter www.statistik.bremen.de und in der Veröffentlichung der Arbeitnehmerkammer Bremen unter www.arbeitnehmerkammer.de/politik/arbeitsmarkt-beschaeftigung/gender-pay-gap
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