Sitzung der Historischen Kommission der ARD im Rathaus
15.03.2023Anlässlich der Sitzung der Historischen Kommission der ARD im Bremer Rathaus hat Bürgermeister Andreas Bovenschulte sich dafür eingesetzt, im Bemühen um die wissenschaftlich fundierte Aufarbeitung von nationalsozialistischen Verstrickungen auf allen Ebenen nicht nachzulassen.
Der Ort Bremen sei da auch besonders geeignet, weil er einer ist, an dem es noch viel aufzuarbeiten gebe. So ist die Vergangenheit des ehemaligen Radio-Bremen-Intendanten und späteren ARD-Programmdirektors Hans Abich erst in jüngerer Vergangenheit aufgedeckt worden. Er hatte sich aktuellen Recherchen der Wochenzeitung "Die Zeit" zufolge der nationalsozialistischen Propaganda-Maschinerie angeschlossen. Bovenschulte: "Die Propaganda, an der sich Abich intensiv und in verantwortungsvoller Stellung während des Nationalsozialismus beteiligte, war im Zusammenspiel mit Tausenden entscheidend dafür, einen verbrecherischen Angriffskrieg, das Menschheitsverbrechen Holocaust und den Vernichtungskrieg in Osteuropa ins Werk zu setzen."
Das verhinderte nicht, dass er nach dem Krieg zunächst bei Radio Bremen und später als Programmdirektor der ARD Karriere machte. Auch der renommierte Filmpreis der Baden-Badener Tage des Fernsehspiels trug bis zum Bekanntwerden seiner Geschichte im Herbst 2021 seinen Namen. Bovenschulte: "Dass Spitzenpositionen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk von – durch ihre Mitwirkung am NS-Regime – eindeutig belasteten Personen wie Hans Abich eingenommen wurden, stellt einen beschämenden Umstand dar, der aufgearbeitet und transparent gemacht werden und dem sich der öffentlich-rechtliche Rundfunk stellen muss. Dies macht der Fall Hans Abich überdeutlich."
Die Bedeutung historisch verlässlicher Forschung sei für Deutschland nicht zu überschätzen, betonte der Präsident des Senats: "Sie bildet einen Grundstein für unsere Demokratie, weil der schonungslose Blick auf das, was war und wie es war, der einzige Weg ist, mit den Menschheitsverbrechen des Nationalsozialismus umzugehen. Dies gilt auch und gerade für den Rundfunk und das Fernsehen. Die Schuld lässt sich nicht relativieren, auch nicht durch spätere Verdienste."
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