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Senatskanzlei

160 Quadratmeter Rathausteppich werden in einem Stück geknüpft

Belag im Senatssaal muss erneuert werden – 20 Millionen Knoten

16.06.2011
Martin Kath präsentiert ein Muster des neuen Teppichs
Martin Kath präsentiert ein Muster des neuen Teppichs

Bremischer kann ein Fußbodenbelag gar nicht sein: Der Teppich im Senatssaal des Rathauses ist übersät mit Bremer Schlüsseln, dazwischen zahlreiche Quadrate mit den rot-weißen Farben der Speckflagge. Entworfen hat den Originalteppich der vielseitige Architekt und Schriftsteller Rudolf Alexander Schröder zur Eröffnung des Neuen Rathauses im Jahre 1913. Schon einmal, vor nunmehr 24 Jahren, ist der Teppich erneuert worden. Inzwischen ist das Schmückstück von senatorischen Füßen erneut so beansprucht worden, dass eine Neuanfertigung in Auftrag gegeben wurde. Heute (16.Juni 2011) sind im Rathaus die Muster begutachtet worden, um Farbtreue und Knüpfdichte zu prüfen. Als Vorlage diente ein Rest des Originalteppichs von 1913, der im Focke-Museum bewahrt wird. Hergestellt wird das mit 160 Quadratmetern ungewöhnlich große Knüpfwerk in nepalesischen Werkstätten aus tibetanischer Hochlandwolle – und zwar in einem Stück. Anfang nächsten Jahres soll der Teppich fertig sein.

Bei der Produktion werden die Richtlinien des Bremischen Gesetzes zur Sicherung von Tariftreue, Sozialstandard und Wettbewerb zugrunde gelegt. Das heißt, dass der Hersteller soziale Standards (Kernarbeitsnormen) einhalten muss, sich u.a. dazu verpflichtet, keine Kinderarbeit einzusetzen und für gleiche Bezahlung von Frauen und Männern zu sorgen. Zudem werden bei der Herstellung des Terppichs ökologische Kriterien berücksichtigt. „Wir gehen hier mit gutem Beispiel voran und zeigen, wie soziale und ökologische Standards bei der Vergabe öffentlicher Aufträge eingehalten werden“, so Wirtschaftssenator Martin Günthner.

Die Neuanschaffung des Teppichs wird rund 100.000 Euro kosten. Dafür sind Bundesmittel aus dem Förderprogramm für nationale UNESCO-Welterbestätten eingeworben worden.

Die Firma Jan Kath – sie verfügt über eigene Werkstätten in Nepal - hat nach einer Ausschreibung von Immobilien Bremen in Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege und dem Umweltsenator den Auftrag zur Neuanfertigung des Teppichs erhalten. Der in Bochum ansässige Betrieb verfügt nicht nur über eigene Werkstätten in Nepal, sondern hat sich auch dem Label „Step“ verpflichtet. Das bedeutet: Die Schweizer Organisation „Label Step“ begleitet und überwacht das gesamte Vorhaben. Seit 1995 engagiert sie sich für faire Bedingungen in Produktion und Handel von handgefertigten Teppichen und setzt sich für die Förderung ökologisch verträglicher Herstellungsverfahren ein. „Wir besuchen und kontrollieren die Produktionsstätten“, erläutert Reto Aschwander von „Label Step“ die Vorgehensweise. Zudem werde die Herstellung des Rathaus-Teppiches in einer Film-Dokumentation „medienwirksam“ festgehalten.

Mit der Produktion des Teppichs wird jetzt zügig begonnen. Nach Auskunft von Firmenchef Martin Kath werden 16 Knüpferinnen und Knüpfer –nebeneinander sitzend – etwa ein halbes Jahr daran arbeiten und nahezu 20 Millionen Knoten herstellen. Wenn der Teppich fertig ist, wird das gute Stück gefaltet und in einer riesigen Kiste nach Bremen transportiert. Wie der Teppich dann in den Senatssaal verbracht wird, dürfte eine logistische Meisterleistung und ganz gewiss spannend werden.

Foto: Senatspressestelle