Innensenator Mäurer: "Die heutige Übung war eine wichtige Vorbereitung für eine Lage, die hoffentlich niemals eintritt"
02.09.2023Innensenator Ulrich Mäurer: "Das war ein wichtiger Tag für den Katastrophenschutz in Bremen. Das Zusammenspiel aller eingebundenen Behörden und Organisationen hat hervorragend funktioniert. Ich danke ausdrücklich den rund 800 beteiligten Kräften, viele von ihnen ehrenamtlich engagiert, die die heutige Übung möglich machten. Die heutige Übung war eine gute Vorbereitung für eine Lage, die hoffentlich niemals eintritt."
Beteiligt waren eine Vielzahl an Akteuren des Landes, der beiden Stadtgemeinden, des Bundes und des Bremer Umlandes. Dazu gehörten neben der Ortskatastrophenschutzbehörde die Feuerwehren, die bremischen Deichverbände, die Hilfsorganisationen Arbeiter Samariter Bund, Deutsche Lebensrettungs-Gesellschaft, Deutsches Rotes Kreuz, Johanniter Unfallhilfe und Malteser Hilfsdienst, die Bundeswehr, das Technische Hilfswerk, die Deutsche Bahn AG sowie spezialisierte Fachfirmen. Auch das Umweltressort und die Sozialbehörde waren eingebunden. Die Polizei Bremen und die Bundespolizei waren mit Sicherungs- und Unterstützungsmaßnahmen im Einsatz. Dabei gab es keine nennenswerten Zwischenfälle, die Abläufe haben reibungslos und gut funktioniert. Auch viele Teilnehmende haben die Katastrophenschutzübung positiv bewertet.
Kathrin Moosdorf, Senatorin für Umwelt, Klima und Wissenschaft: "Die Klimakrise fordert uns heraus. Wir müssen sie mit Maßnahmen verlangsamen, aber wir müssen uns auch bereits an die Folgen anpassen. Und wir müssen uns auf die möglichen katastrophalen Ereignisse vorbereiten. Ich bedanke mich beim Senator für Inneres und allen Beteiligten, die diese Übung möglich gemacht haben. Aus meinem Haus haben Spezialisten für den Gewässerschutz und Hochwasserschutz den Ernstfall geprobt und die Herausforderungen im Industriehafen und am Haus Blomendal erfolgreich gemeistert."
Als Übungs-Szenario wurde ein starkes Unwetter angenommen mit Gewitter, Hagelschlag, Starkregen und Orkanböen, das im Stadtgebiet Bremen Schäden und Gefahrenlagen in erheblichem Umfang hervorgerufen hat. Einzeln wären derlei Sturmschäden zwar mit den Einheiten der alltäglichen Gefahrenabwehr zu bewältigen, eine solch komplexe Lage wäre allerdings als Katastrophenfall zu bewerten.
Die Großübung begann um 8 Uhr. Rund 800 Einsatzkräfte rückten zeitgleich an fünf verschiedenen Orte zu unterschiedlichen Teilübungen aus.
Im Industriehafen mussten die Rettungskräfte eine Schiffshavarie mit Austritt größerer Mengen Mineralöls ins Hafenbecken bewältigen. Ziel der Übung war es, die Ausbreitung des Schadstoffes auf der Wasseroberfläche zu begrenzen, das ausgetretene Schweröl im Wasser aufzunehmen und den kontaminierten Bereich im Hafenbecken und am Ufer sowie in der Böschung zu reinigen. Dieses Szenario wurde durch das Umweltressort vorbereitet und galt dem Katastrophenschutz-Bereich "Umweltschutz".
In Blumenthal musste das Haus Blomendal vor Überflutung geschützt werden. Hier galt es, die denkmalgeschützten Bereiche der Anlage durch einen Sandsackverbau vor dem angekündigten Hochwasser zu sichern. Zudem mussten die Einsatzkräfte eine Füllstation errichten für die Befüllung und Verteilung von Sandsäcken, die Logistik und den Transport des Sandes sowie der 15 und 18 kg schweren Sandsäcke erproben. Im Rahmen der zivil-militärischen Zusammenarbeit kam an dieser Einsatzstelle die Bundeswehr mit der Heimatschutzkompanie Bremen zum Einsatz. Insgesamt konnten über 1.000 Sandsäcke befüllt werden. Diese Teilübung galt der "Deichverteidigung" und wurde unter Leitung der Feuerwehr Bremen geplant.
Im dritten Szenario ging es um die Bekämpfung eines größeren Vegetationsbrandes im Wätjens Park in Blumenthal. Hier hatte sich durch einen Blitzeinschlag in einen Baum ein Feuer entzündet, das sich rasch ausbreitete. Mehrere hundert Quadratmeter Waldgebiet waren bereits in Brand, als die Kräfte eintraten. Als problematisch stellten sich die bewohnten potentiellen Ausbreitungsflächen dar. In der direkten Umgebung des Brandes stand nicht ausreichend Löschwasser zur Verfügung, so dass die Einsatzkräfte große Mengen Löschwasser mithilfe von Tanklöschfahrzeugen über weite Strecken in das betroffene Gebiet fördern mussten. Diese Teilübung war dem Bereich "Rettung und Technische Abwehr" zugeordnet und fand unter Leitung der Feuerwehr Bremen statt.
Zudem wurde ein auf freier Strecke in Arbergen liegen gebliebener Personenzug geräumt. Der überregionale Zug hatte eine Kollision mit umgestürzten Bäumen durch eine sofortige Notbremsung verhindern können. Die Fahrgäste des Zuges waren dabei unverletzt oder nur leicht verletzt geblieben, waren aber verstört. Rund 110 Personen mussten aus dem auf einem Bahndamm zum Stehen gekommenen Zug befreit werden. Dazu wurde eine Nottreppe errichtet. Das Gelände war unwegsam, die Einsatzlage unübersichtlich. Von hier wurden die Evakuierten zu einer temporären Betreuungs-Einrichtung transportiert. Dieses Szenario wurde für den Bereich "Rettung und Technische Abwehr" unter Leitung der Senatorin für Soziales und des Deutschen Roten Kreuzes geplant. Ziel war es, die Zusammenarbeit der Feuerwehr, der Sozialbehörde und der Hilfsorganisationen im Bereich der Bergung und spontanen Unterbringung von Personen zu üben.
Die Evakuierten wurden in einer in der Wilhelm-Olbers-Schule spontan eingerichteten Notunterkunft betreut und versorgt. An diesem Ort sollten zudem die rund 800 Beteiligten verpflegt werden. Neben der Zubereitung vor Ort mussten auch die rechtzeitige Anlieferung, Temperaturen sowie Hygienevorschriften eingehalten und die Ausgabestellen eingerichtet werden. Hieran wirkten alle in der Stadtgemeinde Bremen vorgehaltenen Verpflegungseinheiten mit. Federführend hatte der Malteser Hilfsdienst diese Teilübung geplant für den Katstrophenschutz-Bereich "Rettung und Technische Abwehr".
Auch Sozialsenatorin Dr. Claudia Schilling dankte den Beteiligten für ihren Einsatz. "Man muss den Ernstfall hin und wieder proben, um das Vorgehen der vielen unterschiedlichen Beteiligten gut abzustimmen." Das Sozialressort ist zuständig für die Unterbringung und Versorgung der Menschen im Katastrophenfall, sobald die Schnelleinsatzgruppen der Hilfsorganisationen ihre Aufgabe erledigt haben. Schilling: "Für uns als Haus ist es wichtig, die Abläufe in so einem konkreten Fall einmal erlebt zu haben."
Derlei Extremereignisse bilden sich inzwischen auch mehr und mehr in den sozialen Netzwerken ab. In solchen Lagen gilt es daher auch, die großen Mengen an Daten und Informationen im Netz zu beobachten und zu begleiten. Auch die Reaktionen der Bevölkerung auf die heutige Übung in den sozialen Medien wurden erfasst und ausgewertet. Das war mit Unterstützung der Bundeswehr möglich.
"Der Katstrophenschutz ist sehr personalintensiv. Die heute geübten Szenarien zeigen: Gerade dieses Zusammenspiel der unterschiedlichen Expertinnen und Experten, auch der überörtlichen, ist ganz wichtig. Wir müssen uns mit solch großflächigen, auch länger anhaltenden Extremlagen befassen. Nur wenn wir das Undenkbare denken, können wir uns bestmöglich organisieren und vorbereiten", so Innensenator Mäurer.
Die Planung der heutigen Katastrophenschutzübung begann bereits im Herbst 2022 unter Federführung des Senators für Inneres und der Feuerwehr Bremen unter Einbeziehung der beteiligten Behörden, Ämter und Organisationen sowie des Landeskommandos Bremen der Bundeswehr. Die heutigen Erkenntnisse werden nun mit allen Übungsteilnehmenden sorgfältig ausgewertet. Der Senator für Inneres wird Anfang 2024 der Innendeputation über den Übungsverlauf berichten. Der Abschlussbericht dient als Grundlage für erforderliche Maßnahmen zur weiteren Verbesserung des Katastrophenschutzes in der Stadtgemeinde Bremen.
Ansprechpartnerin für die Medien:
Rose Gerdts-Schiffler, Pressesprecherin beim Senator für Inneres und Sport, Tel.: (0421) 361-9002, E-Mail: rose.gerdts-schiffler@Inneres.Bremen.de