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Sonstige

Öffentliche Räume sind Multitalente

Rund 200 Teilnehmende beim ersten binnenstadt Dialog über die künftige Nutzung des öffentlichen Raumes

24.11.2023

Pressemitteilung der Projektbüro Innenstadt Bremen GmbH

Unter dem Motto "Platz für alle?" tauschten sich am 22. November 2023 Interessierte und Planungsprofis darüber aus, wie der öffentliche Raum im Centrum künftig gestaltet und genutzt werden sollte, um die Bremer Innenstadt zukunftsfähig zu machen.

Kristina Vogt (Senatorin für Wirtschaft, Häfen und Transformation) begrüßte die Teilnehmenden gemeinsam mit Carl Zillich (Geschäftsführung Projektbüro Innenstadt Bremen) in der ehemaligen Sparkasse Am Brill: "Mit unserem ersten binnenstadt Dialog mit über 200 Teilnehmenden haben wir erneut die Bedeutung unserer temporären Ansätze und Formate für die Bremer Innenstadt erlebt. Besonders die Neugestaltung des Domshofs, angeregt durch das 'Open Space'-Format, steht exemplarisch für die Impulse, die diese Projekte ausgelöst haben." Weiter führt Senatorin Vogt aus: "Trotz der Herausforderungen – seien es die schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen oder unvorhersehbare Ereignisse wie die Corona-Pandemie – ist es uns gelungen, ein gemeinsames Verständnis für die Diversität der Nutzung, die Qualität der Aufenthaltsräume und die Notwendigkeit von Veränderungen zu schaffen. Jetzt blicken wir nach vorne: Es ist an der Zeit, diese Erfahrungen in eine langfristige, umfassende Planung zu überführen, um unsere Innenstadt nachhaltig und zukunftsfähig zu gestalten."

binnenstadt-Dialog in der ehemaligen Sparkasse am Brill. Foto: Projektbüro Innenstadt / Christian Burmester
binnenstadt-Dialog in der ehemaligen Sparkasse am Brill. Foto: Projektbüro Innenstadt / Christian Burmester

Carl Zillich (Geschäftsführung Projektbüro Innenstadt Bremen) schloss sich dem an und betonte, dass Innenstadtentwicklung aus Sicht des Projektbüros eine koproduktive Aufgabe darstellt: "In den kommenden Monaten entstehen erste konkrete Bilder für die Zukunft des öffentlichen Raumes im Centrum, an deren Umsetzung alle Mitziehen müssen – von der Eigentümerschaft über Politik und Verwaltung bis hin zur Ebene der Bottom-Up-Initiativen und Vereine. Wir koordinieren und integrieren die verschiedenen Ebenen."

Durch die Keynotes und Impulse zog sich im weiteren Verlauf des Abends die Notwendigkeit zur Klimaanpassung wie ein roter Faden. Der Hamburger Architektur- und Designtheoretiker Prof. Dr. Friedrich von Borries betonte, dass das Einsetzen des Klimawandels die einzige Gegebenheit sei, die mit Blick auf die Zukunft des öffentlichen Raumes als gesetzt angesehen werden muss und plädierte dafür, ansonsten mutig ungewohnte, oder gar unbekannte Ansätze auszuprobieren, um dem Neuen die Tür zu öffnen. Die Berliner Landschaftsarchitektin Prof. Undine Giseke betonte, dass das Bremer Centrum markante öffentliche Räume bietet mit viel Raum für klimaangepasste und sozial stimulierende Neugestaltungen: "Entscheidend sind die sogenannten Stretchzonen, also Bereiche, die an der Grenze zwischen privatem und öffentlichem Eigentum liegen und dazu einladen, Raumnutzung ganz neu zu denken. Hier liegt der größte Hebel für die Zukunft der Innenstadt."

Zur Frage "Für welche Aktivitäten muss der öffentliche Raum in Zukunft fit gemacht werden?" wurde in insgesamt rund 30 Kleingruppen mit jeweils sechs Personen diskutiert. Während die eine Gruppe die Bedeutung der Aufenthaltsqualität, Orte des Verweilens und Begegnens in den Vordergrund stellte, wurde nebenan diskutiert, ob multifunktionale öffentliche Plätze an Repräsentanz verlieren könnten. "Wir brauchen mehr konkrete Orte der Teilhabe" fasste eine der Teilnehmenden die Ergebnisse ihrer Gruppe zusammen. "Wir müssen Kinder und Jugendliche bei den Planungen endlich mitdenken" fasst eine andere Teilnehmende die Ergebnisse zusammen.

Die Veranstaltung zog viele Interessierte an. Foto: Projektbüro Innenstadt / Christian Burmester
Die Veranstaltung zog viele Interessierte an. Foto: Projektbüro Innenstadt / Christian Burmester

Gleich drei aktuelle Innenstadtprojekte wurden in einem kurzweiligen Projekt-Talk vorgestellt. Carl Zillich erläuterte die Inhalte der Auslobung und den Entscheidungsstand beim Domshof-Wettbewerb. "Idealerweise kommt der zukünftige Domshof einem multifunktionalen Platz sehr nah."

Ein weiteres Thema: Das neue Entwicklungskonzept zur Wall-Weser-Achse. Julia Gäckle vom beauftragten Planungsbüro Treibhaus erläuterte, welche Möglichkeiten eine Veränderung der Papen-/Pieperstraße mit sich bringen würde. Auf Plänen konnten sich die Teilnehmenden außerdem die aktuelle Zwischennutzung UMZU dort näher ansehen. Seit Juli 2023 kuratiert die AAA GmbH in Zusammenarbeit mit dem Projektbüro Innenstadt einen Teil des Marktpavillons am Hanseatenhof einen temporären Experimentierraum für Stadtmacherinnen und -macher.

Welche Anpassungen von Straßenräumen an den Klimawandel in der Bremer Innenstadt erforderlich werden und wie eine beispielhafte Umsetzung im Rahmen des Bundesprogramms "Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren" aussehen könnte erläutert Jan Casper-Damberg vom Projektbüro Innenstadt Bremen.

Mit dem eigenen Smartphone konnten die Teilnehmenden an einer Online-Umfrage teilnehmen. Mehr als die Hälfte der Befragten wünschen sich für den Öffentlichen Raum der Innenstadt mehr Aufenthaltsqualität, mehr Bäume und Möglichkeiten zur Regenversickerung sowie mehr flexibel nutzbare Flächen. Über ein Drittel der Befragten ist sich einig, dass mehr Außengastronomie, mehr Sport- und Bewegungsmöglichkeiten und mehr kostenlose Angebote für Kinder- und Jugendliche, verbesserte Querverbindungen (Fußwege) und mehr Barrierefreiheit wünschenswert wären. Den aktuell größten Veränderungsbedarf im öffentlichen Raum sahen die meisten Befragten dabei am Hanseatenhof, in der Obernstraße und bei der Domsheide. "Flanieren" war mit Abstand die beliebteste Aktivität im öffentlichen Raum der Bremer Innenstadt.

Die moderierte "Fishbowl"-Diskussionsrunde ermöglichte es den Teilnehmenden, mit den Zuständigen und Planerinnen und Planern ins direkte Gespräch zu kommen. Senatsbaudirektorin Iris Reuther konnte im gemeinsamen Gespräch eine große Zustimmung zu einer deutlichen Verbesserung der Aufenthaltsqualität mit mehr Grün und Angeboten für die vorgestellten Projekte und Orte feststellen. Jetzt wird es darauf ankommen, die Pläne für den Domshof und eine "Klimastraße" umzusetzen sowie Planungen für die Papenstraße zu konkretisieren.

Der binnenstadt Dialog wird im kommenden Jahr fortgesetzt: Thema des zweiten Dialogs im Juni 2024 ist "Wer spielt mit?". Diskutiert wird die Frage nach Verantwortung und Mitverantwortung sowie die Voraussetzungen einer zielführenden Beteiligung alle Aktuerinnen und Akteure – einschließlich der Öffentlichkeit.


Hintergrund

Das Projektbüro Innenstadt Bremen ist ein intermediärer Akteur, der sich im Auftrag der Stadtgemeinde Bremen um die Entwicklung des Centrums zwischen Wall und Weser kümmert. Als Stadtgestalter inmitten gesellschaftlicher Transformation, laufender und zukünftiger Planungen
führt das Projektbüro unterschiedliche Perspektiven zusammen, koordiniert Prozesse und bringt Ideen ein, die eine nachhaltige und resiliente Innenstadtentwicklung ausmachen. Insgesamt organisiert das Projektbüro bis 2025 vier Veranstaltungen im Rahmen des binnenstadt Dialog.

Der binnenstadt Dialog wird gefördert aus dem Bundesprogramm "Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren" (ZIZ) des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen. Bremen nutzt die Fördermittel, um erste Maßnahmen aus der Strategie Centrum Bremen 2030+ konkret zu planen und umzusetzen und somit die Weichen für eine nachhaltige und resiliente Entwicklung des Bremer Centrums zwischen Wall und Weser zu stellen. Die Projekte werden vom Projektbüro Innenstadt Bremen GmbH inhaltlich und von der Senatskanzlei administrativ koordiniert.

Ansprechpartnerin für die Medien:
Lena Panzlau, Projektbüro Innenstadt Bremen GmbH, Tel.: (0421) 8071 9868 15, E-Mail presse@innenstadt-bremen.de