Vorbereitungen für die Ankunft des neuen Teppichs laufen
17.07.2012Das ist ein seltener Anblick: Der Senatssaal im Bremer Rathaus ist seit heute komplett leer. Alles Mobiliar musste ausgeräumt werden, damit der riesige Teppich einem neuen weichen konnte. In den vergangenen 25 Jahren ist er in zahllosen Senatssitzungen so sehr beansprucht worden, dass eine Neuanfertigung nötig wurde. Der 160 Quadratmeter umfassende Teppich ist ein Schmuckstück, das bremischer kaum sein könnte: Übersät mit Bremer Schlüsseln, dazwischen zahlreiche Quadrate mit den rot-weißen Farben der Speckflagge. Entworfen hat das Original der vielseitige Architekt und Schriftsteller Rudolf Alexander Schröder zur Eröffnung des Neuen Rathauses 1913. Seither ist er einmal erneuert worden, vor nunmehr 25 Jahren. Der neue Teppich wird voraussichtlich am 7. August in Bremen eintreffen. Er wurde in Nepal in mühevoller Arbeit aus tibetanischer Hochlandwolle per Hand gefertigt. Sieben Monate lang haben 15 Frauen und Männer zeitgleich an ihm geknüpft und insgesamt 19 Millionen Knoten entstehen lassen. Dass er so aussehen wird wie der alte, daran besteht kein Zweifel. Als Vorlage diente ein Rest des Originalteppichs von 1913.
Tische, Stühle, die schmucke Wanduhr, die Spiegel, der silberne Globus, die Gemälde der deutschen Kaiser und die beiden Büsten der Bürgermeister Martin Donandt und Wilhelm Kaisen haben Rathausmitarbeiter jetzt im Haus verteilt. Die meiste Arbeit freilich hatten Mitarbeiter der Firma Gleue. Sie mussten den alten Teppich vor Ort auftrennen und in drei Teile zerlegen, damit er bewegt werden konnte. Die am besten erhaltenen Teilstücke werden gereinigt, ein Stück davon kommt ins Focke Museum. Was aus den anderen wird, steht noch nicht fest. Auf jeden Fall sollen sie auf die eine oder andere Art verwertet werden.
Bevor der neue Teppich in Bremen eintrifft, kommt er zunächst nach Bochum zur Firma Kath, die den Auftrag zur Neuanfertigung erhielt. Sie verfügt über eigene Werkstätten in Nepal und hat sich dem Label „Step“ verpflichtet. Dies bedeutet, dass die Schweizer Organisation „Label Step“ das gesamte Vorhaben begleitete und überwachte. Sie engagiert sich seit 1995 für faire Bedingungen in Produktion und Handel von handgefertigten Teppichen und setzt sich für die Förderung ökologisch verträglicher Herstellungsverfahren ein.
Foto: Senatspressestelle