Der Senator für Kultur und die Landesarchäologie Bremen teilen mit:
18.09.2012Die Landesarchäologie Bremen erforscht gemeinsam mit der Universität Bremen und dem geologischen Dienst Bremen die Hafengeschichte im Bremer Becken. Die Arbeiten beginnen in diesem Herbst und werden von Bremens Landesarchäologin Prof. Dr. Uta Halle geleitet.
Finanziert wird das Projekt mit 266.000 Euro durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), weitere 40.000 Euro für Hard- und Software kommen vom Senator für Kultur.
Die DFG hatte 2011 ein Schwerpunktprogramm aufgelegt, in dem in ganz Europa Hafenstrukturen im ersten Jahrtausend nach Christie erforscht werden sollen, und zwar von Byzanz bis Island. Mehr als 50 Anträge wurden bei der DFG gestellt, rund 20 waren erfolgreich – unter ihnen das Bremer Vorhaben „Häfen als Siedlungsfaktoren zwischen Römischer Kaiserzeit und Mittelalter im Bremer Becken.“
„Die Arbeit der Landesarchäologie hat in den letzten Jahren immer wieder zu neuen Erkenntnissen über die bremische Vergangenheit geführt“, so Kultur-Staatsrätin Carmen Emigholz. Zu nennen sind dabei Ausgrabungen zum Dorf Stelle im heutigen Stadtteil Strom, der Fund einer Bockwindmühle in Lankenau oder der Nachweis einer friesischen Uferbefestigung im karolingischen Bremen auf dem Bredenplatz. Der erfolgreiche Antrag bei der DFG sei ein Beleg für die Qualität der wissenschaftlichen Arbeit des Teams um Prof. Dr. Halle. Staatsrätin Emigholz: „Mit den im Frühjahr 2011 bezogenen Räumlichkeiten verfügt die Landesarchäologie über Mittel und Wege, interessante Projekte zur bremischen Geschichte durchzuführen und sich auch in harter Konkurrenz um Fördergelder durchzusetzen. Dies begrüße ich sehr, und daher unterstützen wir ressortseitig dieses Forschungsvorhaben.“
„Im etwa 400 Quadratkilometer großen Bremer Becken sind in den vergangenen Jahrzehnten über 100 Siedlungsplätze aus der römischen Kaiserzeit oder dem Mittelalter teilweise ausgegraben worden. Zentrale Frage ist für uns, ob für die Gründung und Entwicklung Bremens die Land- oder Wasserwege wichtiger waren“, erläutert Prof. Dr. Halle. Ein Teil dieser Orte sei nicht überbaut worden, so dass die Landesarchäologie gemeinsam mit der Professur für Ur- und Frühgeschichte der Universität Bremen versuchen will, an elf Orten in Bremen Strukturen aufzuspüren, die auf Hafenanlagen hindeuten. Prof. Dr. Halle: „Für viele dieser Orte wird eine Anbindung an das Gewässernetz der Weser angenommen, in dessen Mittelpunkt sich im achten Jahrhundert das Bistum Bremen entwickelte.“
Neben traditionellen archäologischen Verfahren werden erstmals in Bremen moderne, zerstörungsfreie geomagnetische Methoden eingesetzt. Prof. Halle: „So können wir viel genauer bestimmen, wo eine Grabung sinnvoll sein kann.“
Darüber hinaus sollen auch die schon vorhandenen Bohrungen und ihre Beschreibungen im Archiv des Geologischen Dienstes für das Land Bremen – und dies sind über 70 000 – untersucht werden, um so ein Bild von der Schiffbarkeit der Gewässerlandschaft im Bremer Becken zu erhalten. Die wissenschaftliche Durchführung des Projekts übernimmt Dr. Gerson Jeute von der Universität Bremen, der auch Studenten von verschiedenen Fachrichtungen wie Geschichte und Geologie aktiv an die Forschung heranführen wird.