25.05.2004
Spektakuläre Aktionen rund um eine illustre Schiffsreise
Da werden wohl selbst die an allerlei Spektakel gewöhnten Berliner staunen: Am 21. Juni soll eine mittelalterliche Kogge an der Spree in unmittelbarer Nähe des Reichtages anlegen. Sie kommt aus der Hansestadt Bremen und bringt als Fracht ein dickes Paket: Es ist die Bewerbung Bremens als Kulturhauptstadt 2010, adressiert an das Auswärtige Amt. Mit an Bord wird ein illustres Völkchen sein, angeführt vom Generalintendanten des Bremer Theaters, Klaus Pierwoß. Während ihrer Reise wird die Kogge nämlich zur mobilen Bühne, auf der die Bremer Kulturszene agiert. An zahlreichen Stationen können dann auch die Nicht-Bremer erleben, was diese Stadt so an kreativen Einfällen zu bieten hat. Keine Frage - ein großes Medieninteresse ist da vorprogrammiert.
Diese Schifffahrt – das darf wohl behauptet werden – ist spektakulär. Nicht nur wegen der illustren Fracht, die sie trägt. Auch deswegen, weil die behäbige Kogge „Roland von Bremen“ – immerhin ein Nachbau des Originals aus dem Jahre 1380 – auf den Gewässern von Bremen nach Berlin einige Hindernisse bewältigen muss. So etwa die Schleuse vor Wolfsburg. Um hier durchzukommen, braucht das Schiff unbedingt genügend Tiefgang. Und dazu werden etwa 150 Wolfsburger Bürger gebeten, an Bord zu gehen und für genügend Gewicht zu sorgen. „Die Reise hat abenteuerliche Züge“, sagt Theatermann Pierwoß. Denn die Kogge ist alles andere als ein „Traumschiff“. Wer hier mitreist, muss sich vielmehr auf eine ziemlich „rustikale Angelegenheit“ einstellen.
Schon der Start in Bremen am 12. Juni ab Schlachte hat es in sich. Am Vorabend wird ein fulminantes Mitternachtsspektakel auf der Weser inszeniert. Mit vielen illuminierten Booten, mit Chören, Schauspielern und spannenden szenischen Einlagen. Tags darauf heißt es um 11 Uhr „Leinen los“. Außer dem nautischen Personal ist ein Schiffsschreiber an Bord, ein Piratensender (Radio Bremen), der live von der Tour sendet und etappenweise Bremer Persönlichkeiten.
Neun Tage wird die spannende Reise dauern. Zunächst geht es weserabwärts nach Bremerhaven, dann zurück nach Bremen, weiter nach Nienburg und Minden. Hannover, Wolfsburg, Brandenburg nach Berlin. Unterwegs wird immer wieder angelegt und kräftig „Theater gemacht“. Was da auf das Publikum an Land wartet, ist noch nicht in allen Einzelheiten bekannt. Aber sicher ist schon jetzt: Es wird bunt, unterhaltsam und in vielerlei Hinsicht ungewöhnlich. Damit Bremens Bewerbung zur Kulturhauptstadt 2010 so bekannt wie möglich wird und viel Sympathie findet.
Übrigens: Das ganze Spektakel belastet nicht mit einem einzigen Cent das Steuersäckel. Bremer Unternehmer haben es sich - ganz nach hanseatischer Tradition - nicht nehmen lassen, für diese Schiffsreise als Sponsor zu agieren. (gb)