10.09.2004
Bürgermeister Scherf eröffnet Herbsthighlight im Paula Modersohn-Becker Museum
Zwei farbenfrohe Mosaiken fehlen derzeit im Treppenaufgang zum berühmten Park Güell in Barcelona. Sie sind nicht etwa geklaut, sondern sind die nächsten drei Monate Teil der sehenswerten neuen Ausstellung im Paula Modersohn- Becker Museum in der Bremer Böttcherstraße. Die einzigartige Schau mit dem Titel „Lyrik des Raums“ ist dem berühmten katalanischen Architekten Antoni Gaudí gewidmet, der den hinreißend schönen Park über den Dächern Barcelonas schuf. Vom 12. September bis 12. Dezember kann eine bedeutende Auswahl von originalen Arbeiten dieses ebenso genialen wie visionären Künstlers in Bremen bewundert werden. Insgesamt 120 Exponate sind es – besonders ausgewählte bewegliche Arbeiten wie Sessel und Stühle, ganze Türblätter, Schornsteinkopfmodelle und Zeichnungen.
Trencadis-Mosaik aus Valencia Fliesen, Parc Güell, Barcelona 1903 |
Antoni Gaudí hat in Barcelona und in anderen spanischen Städten mit seinen phantasievollen Ideen die Architekturgeschichte revolutioniert. Seine Bauwerke sind Meisterwerke poetischer Kraft – und sie faszinieren zugleich wegen ihrer nahezu genialen konstruktiven Lösungen. Bekanntestes Werk ist die Sagrada Familia – ein atemberaubendes Gotteshaus mit 18 Türmen, an deren Fassade sich alle Lebewesen der Schöpfung gleichsam als poetische Interpretation des katholischen Glaubens finden. Dieses Lebenswerk Gaudis, an dem noch heute weitergebaut wird, ist als maßstabsgetreues Modell - augenfällig inszeniert vor tiefblauem Hintergrund – in der Bremer Ausstellung vertreten.
Dass ausgerechnet die Bremer Boettcherstraße nun Originale aus Gaudis Schaffen finden, macht durchaus Sinn: Bernhard Hoetger, der 1926 das Paula Modersohn-Becker Museum in Bremen schuf, hat sich von Gaudis Kreativität inspirieren lassen.
Die aufwendige Ausstellungsarchitektur wurde konzipiert vom Bremer Architekturbüro Schomers+Schürmann. Themenräume führen über die Biographie des Künstlers durch die wichtigsten Bauwerke Sagrada Família, Casa Milà und Casa Batlló. Ein von der Hochschule Bremen gestalteter Raum zeigt den Stadtplan Barcelonas, vergegenwärtigt die Standorte der Gebäude Gaudís und erläutert seine Entwurfsmethode. Die Hamburger Filmemacherin Nathalie David hat an Originalschauplätzen in Barcelona gemeinsam mit dem Musiker Henry Altmann einen Film mit Musik gedreht, der Gaudís Gedankenwelt mit eindrücklichen Bildern erlebbar macht.
Nachbildung eines Modelles der Sagrada Familia von 1922-1926 |
Zur Ausstellung erscheint im Wienand Verlag, Köln ein Katalog mit Aufsätzen deutscher und spanischer Gaudí-Experten sowie Berichten von deutschen Zeitgenossen Gaudís, die ihre Begegnung mit dem katalanischen Baumeister schildern. Dieser Band bietet den größten Überblick über Zeichnungen, Interieurs, Bauaustattungen und Modelle Gaudís in deutscher Sprache. Der Katalog hat 176 Seiten und ca. 250 farbige Abbildungen; er kostet in der Ausstellung 25 €, im Buchhandel 39,80 €.