26.10.2005
Neue Publikation stellt die Schätze aus dem Bremer St. Petri Dom vor
Archäologische Grabungen sind immer spannend. So war das auch in Bremen in den Jahren 1973-1976 als der Bremer St. Petri Dom restauriert wurde. Und siehe da: Man legte Bischofsgräber aus dem Mittelalter frei, teilweise unberührt. Eine Sensation für Bremen, der sogleich eine weitere folgte: In den Gräbern fanden die Experten vorzüglich erhaltene Grabbeigaben. Ein besonderer Glücksfall: Zutage kamen jahrhundertealte Gewänder, Schuhe und Kopfbedeckung der Bischöfe, die im Dom einst wirkten. All diese Kostbarkeiten sind seit 1987 gemeinsam mit anderen Schätzen im Bremer Dommuseum ausgestellt. Und ab sofort gibt es dazu ein passendes Buch: "Schätze aus dem Bremer St. Petri Dom", das sich bestens als Führer durch das Museum eignet. Der vorliegende Band ist der erste der Schriftenreihe Stiftung Bremer Dom.
Die neue Publikation stellt das Dommuseum und seine Kunstwerke zum ersten Mal einer breiten Öffentlichkeit vor. Wie auf einem spannenden Rundgang wird der Leser durch das Museum geführt und mit den ausgefallenen Exponaten bekannt gemacht. Vorgestellt werden auch die schönen Wandmalereien des mittelalterlichen Gewölbes. Wer noch tiefer eintauchen möchte in die Geschichte der Schätze, wird die ausführlichen Betrachtungen zu ausgewählten Stücken zu würdigen wissen, ebenso wie die Erläuterungen zu Fachausdrücken und ein ausführliches Glossar. Das Buch von Detlev G. Gross (Hrsg) und Ingrid Weibezahn ist im Temmen-Verlag erschienen (16,90 Euro).
Die Ursprünge des heutigen Bremer Doms gehen auf das Jahr 789 zurück, als Missionsbischof Willehad - von Kaiser Karl dem Großen entsandt - auf einer Düne in Bremen eine kleine hölzerne Kirche errichten und dem Apostel Petrus widmen ließ. Eben genau an jener Stelle, an der heute noch der St. Petri Dom steht. Dieser erste frühe Bau brannte ab, unter Erzbischof Bezelin (1035-1043) wurde mit dem Bau eines neuen Gotteshauses begonnen. Vorbild war in jenen Jahren der frühromanische Kölner Dom. Es wurde eine unvollendete Geschichte - insgesamt neun Jahrhunderte lang wurde an dem Bremer Gotteshaus weitergebaut.
Von Bremen aus wirkten übrigens alsbald berühmte Missionare, der Bischofssitz wurde Ausgangspunkt der Missionierung Nordeuropas. Nach dem 30jährigen Krieg (1648) wurde das Erzbistum allerdings aufgelöst, viele Kunstwerke und Gegenstände religiöser Verehrung verkauft oder sie verschwanden spurlos. Dennoch haben sich über die Jahrhunderte eine Reihe von mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Kunstwerken erhalten, die im Dommuseum ihren Platz gefunden haben. Es sind überwiegend figürliche Plastiken sowie Altargerätschaften und Gemälde, die nach dem westfälischen Frieden (1648) hinzugekommen sind. Den Höhepunkt der ausgestellten Exponate bilden jedoch unbestritten die Bischofsgewänder und Grabbeigaben wie Kelche, Hostienteller und Bischofsstäbe, die in ihrer Geschlossenheit deutschlandweit kaum ihresgleichen haben. Prunkstück ist eine Mitra (liturgische Kopfbedeckung eines Abtes oder Bischofs)aus dem 13. Jahrhundert, reich geschmückt mit Stickereien aus Seide.
Das Buch "Schätze aus dem Bremer St. Petri Dom" ist eine wertvolle Hilfe, die Exponate einzuordnen und ihre kunstgeschichtliche Bedeutung zu würdigen.