07.12.2006
Wenn am heutigen Abend (7. 12. 2006) in der Oberen Rathaushalle kleine weiße Wölkchen aufsteigen, dann darf man sicher sein: Das Rauchen ist hier ausdrücklich gestattet – vielmehr sogar erwünscht. Denn zur guten Tradition des Bremer Tabak-Collegiums gehört es, dass auf kleinen Tischchen lange holländische Tonpfeifen bereitliegen, die während der Kollegiumsrunde von den Gästen angezündet werden. Dazu ein Gläschen Bordeaux und anregende Gespräche: Dieses Ritual steht seit mehr als einem halben Jahrhundert im Mittelpunkt, wenn sich das Bremer Tabak-Collegium trifft. Eine Herrenrunde, die sich der Pflege bremischer Tradition und Kultur verpflichtet weiß. Heute kommt man zur Jahresabschlussrunde mit auswärtigen Gästen und Förderern dieses traditionellen Gremiums zusammen, die auf Einladung von Bürgermeister Jens Böhrnsen nun künftig jedes Jahr in der ersten Dezemberwoche im Rathaus stattfinden soll. Als heutiger Gastredner ist der frühere Planungschef im Auswärtigen Amt und ehemaliger Botschafter in China, Dr. Conrad Seitz geladen.
Blick in die Obere Rathaushalle: Fertig vorbereitet für die Runde des Bremer Tabak-Collegiums |
Das Bremer Tabak-Collegium wurde zu Beginn der 50er Jahre von bremischen Kaufleuten als „freie Gesprächsrunde“ gegründet. Man wollte fortan Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens einladen, um sich miteinander im liberalen Geist über aktuelle Themen auszutauschen. Tabak und Pfeife sollten stets dazugehören – werden aber keinesfalls zum Selbstzweck erhoben. Vielmehr soll „das umständliche Anzünden der ersten Pfeife bei der Zusammenkunft die Stimmung anregen, beeinflussen, die Empfindung der Gemeinsamkeit steigern, in der dann vorbedacht oder spontan das Gespräch beginnen kann“ – wie es in einer Selbstdarstellung des Bremer Tabak-Collegiums heißt.
Collegiumsrunden finden zweimal im Jahr an stets wechselnden Orten innerhalb Deutschlands statt, denn das Gremium versteht sich als guter Botschafter Bremens. Es gibt weder Statuten noch Ämter, und ein Förderkreis – der nach guter hanseatischer Tradition unbenannt bleibt – finanziert die Treffen. Festliche Kleidung gehört dazu – aber das der Gesprächsrunde vorangehende Essen ist stets bescheiden: Man tafelt herzhaft nach bremischer Art mit schwarzem, derben Brot und Fisch, Katenschinken und hausgemachter Wurst, dazu gibt es Bier und Korn.
Foto: Andreas Weippert, Senatspressestelle