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Der Senator für Kultur

Paula Modersohn-Beckers Nachlass – Ein musée sentimental

03.06.2004

Wie sah Paulas Wohnung aus, in welchen Möbeln hat sie gelebt, welche Briefe von Freunden hat sie aufbewahrt und welche Fotos haben sich erhalten? Das Paula Modersohn-Becker Museum präsentiert vom 6. Juni bis zum 29. August 2004 in einer Ausstellung des Nachlasses neben dem umfangreichen künstlerischen Werk erstmalig auch persönliche Gegenstände und Erinnerungsstücke aus dem Leben der Malerin.

Paula Modersohn-Becker hatte nach den ersten entmutigenden Ausstellungs-Erfahrungen 1899, als Arthur Fitger ihre in der Bremer Kunsthalle gezeigten Werke verriss, zurückgezogen in ihren Ateliers in Worpswede und Paris gearbeitet. Erst 1907 nach ihrem frühen Tod im Alter von 31 Jahren konnte das Ausmaß ihres Werks überschaut werden. Über 700 Gemälde und mehr als 1.000 Zeichnungen hat sie hinterlassen.

Die erste Sichtung des Nachlasses fand 1908 für eine Gedächtnisausstellung in Bremen statt. Nach einer Wanderausstellung, die Heinrich Vogeler 1913 zusammenstellte, hatten die Bilder Paula Modersohn-Beckers Eingang in bedeutende Museen und Sammlungen. Ihr Ehemann Otto Modersohn legte 1915 ein erstes Verzeichnis der nachgelassenen Werke an. 1943 übernahm die Tochter der Künstlerin Mathilde (Tille) Modersohn die Betreuung des Nachlasses, und nach dem zweiten Weltkrieg begann die systematische und wissenschaftliche Bearbeitung.

Tille Modersohn gründete gemeinsam mit ihrer Halbschwester Elsbeth 1978 die Paula Modersohn-Becker-Stiftung, der sie nach und nach den Nachlass der Mutter übereignete.

In Zusammenarbeit mit der Paula Modersohn-Becker Stiftung hat das Paula Modersohn-Becker Museum eine Auswahl aus dem Nachlass der Künstlerin zusammengestellt: Gemälde, Studien, Zeichnungen, Skizzenbücher und druckgraphische Arbeiten ebenso wie Werke ihrer Künstlerkollegen, Briefwechsel, Fotos, Möbel und persönliche Utensilien.

Vorstudien zeigen den Weg von der Skizze zum fertigen Gemälde und lassen den künstlerischen Schaffensprozess nachvollziehen. Ein Krug, eine Blumenvase oder der blaue Kasten Otto Modersohns: alltägliche Gegenstände erhalten neue Bedeutung, sind sie doch vertraut aus den Stilleben. Private Erinnerungsstücke wie eine Haarlocke, die Mal-Palette oder die berühmte Bernsteinkette der Malerin machen die Schau zu einem „musée sentimental“.

Das Leben der Künstlerin rückt ein Stück näher und scheint greifbar zu sein.

Ergänzt wird die Ausstellung durch zwei bedeutende Leihgaben aus dem Amsterdamer Stedelijk Museum. Die beiden Kinderbildnisse „Mädchen mit Kaninchen“ von 1904 sowie das kurz vor dem Tod der Künstlerin entstandene Bild „Sitzender und kniender Mädchenakt“ von 1906/07 spiegeln eindrucksvoll die künstlerische Entwicklung der Malerin in ihrer letzten Schaffensphase. Mit der Loslösung von der Darstellung porträthafter Züge und der Hinwendung zu einer elementaren Naturauffassung, die das Wesentliche und Allgemeingültige der menschlichen Gestalt erfasst, positioniert sich Paula Modersohn-Becker als Pionierin des Aufbruchs in die Moderne.

Hinweis für Redaktionen:
Rückfragen könen Sie richten an Christoph Helge Rehders, Sprecher der Kulturbehörde, Telefon (0421) 361 6659, Mobil: (0173) 9139681, Mail: helge.rehders@kultur.bremen.de .